Dem Winzerkollegen Baron Sigmund Kripp habe ich es zu verdanken, dass ich mit Herrn Josef von Franckenstein aus Hall Kontakt aufnehmen konnte. Eine sehr ergiebige Quelle, wie sich herausstellen sollte. Ich habe ersterem eigentlich nur beiläufig von diesem Projekt erzählt, aber nachdem seine Familie sehr stark mit der Salzbergwerksgemeinde verbunden ist, hat er sogleich den Beitrag über erste Haller Spuren gelesen. Dort ist ihm natürlich sogleich der Familienname seinen Freundes Josef von Franckenstein, wo Eleonore Kinsele von 1939 bis zu ihrem Tode 1958 wohnte, aufgefallen. Spontan hat mir Sigmund seine Telefonnummer und Mailadresse gegeben.
Eleonore Kinsele hatte das ungefähre Alter seiner Großmutter und starb, als Josef von Franckenstein vierzehn war. Sie lebte bei ihnen in Heiligkreuz in einer Zweizimmerwohnung. Bei festlichen Anlässen war sie oft in der Familie eingeladen und hat bei der Gelegenheit immer wieder eine Skizze oder ein Aquarell mitgebracht. Er glaubt sich daran zu erinnern, dass Eleonore früher auf der Anatomie in Innsbruck sezierte Körper für Lehrbücher minutiös porträtierte. Sehr verbunden war sie auch mit der ebenfalls bei Franckensteins wohnenden Familie Nentwich, die allerdings so um ihren Tod herum nach Innsbruck übersiedelten und über deren Verbleib er nichts in Erfahrung bringen konnte. Eleonore wurde im Heiligkreuzer Friedhof, neben Franckensteins Familiengrab beerdigt und eine Nichte von ihr aus Südtirol organisierte eine Grabplatte. Offenbar wurde nach einigen Jahren das Grab aufgegeben und in der Folge verschwand auch der Stein.
An das Museum am Anatomischen Institut der Medizinischen Universität Innsbruck habe ich inzwischen die Anfrage gestellt, ob dort von Eleonore Kinsele signierte Schaubilder aufliegen. Wie ich die Familie Nentwich mit den zur Zeit herrschenden Datenschutzgesetzen aufspüren kann, weiß ich momentan noch nicht. Ein Rätsel ist mir auch die angebliche Nichte aus Südtirol. Wenn es sich tatsächlich um eine Nichte gehandelt haben soll, kann es sich laut meinem momentanen Wissensstand nur um eine der Töchter ihrer Halbschwester Johanna gehandelt haben. Diese waren aber schon viele Jahre in Linz heimisch, weswegen Südtirol irgendwie nicht passt.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Anonym (1900). Die Haller Nagglburg [Fotographie Postkarte].
Hall ist ergiebig
Category: Menschen,Zeitschiene
geschrieben von Armin Kobler | 16. März 2021
Der Gemeinde Hall bin ich sehr dankbar, hat sie mir doch zeitnahe und umfangreich geholfen. Harald Höfner, Hermann Theis und besonders der Stadthistoriker Alexander Zanesco haben mir wertvolle Hinweise hinsichtlich unserer Eleonore Kinsele geben können.
Dass diese am 4. April 1881 geboren ist, habe ich mittels der vorhanden Schulzeugnisse (Beitrag dazu folgt) herausgefunden. Aus Hall kam die Information, dass sie am 2. Februar 1956 dort ohne Nachfahren gestorben ist. Natürlich wäre interessant, von ihrem Grab zu wissen. Aber:
Frau Eleonore Kinsele konnte ich im Sterbebuch des Standesamt Hall in Tirol verstorben 02.02.1958 finden, leider haben wir im Friedhofsbuch Hall keinen Eintrag. Natürlich kann die Beerdigung überall gewesen sein oder sogar irgendwo in Südtirol. Die Bestattung Ebenbichler in Hall in Tirol hat die Beerdigung durchgeführt, aber ob die noch Unterlagen haben weiß ich nicht.
Das Bestattungsunternehmen antwortet, dass sie leider mir nicht weiterhelfen kann, da es zu diesem Todesfall kein Aufzeichnungen (mehr?) besitzt. Stadthistoriker Zanesco hat weiter nachgeforscht und konnte mir folgendes berichten:
Eleonore Kinsele, geb. 4.4.1881 in Bozen, Kunstmalerin, röm. kath., ledig, Staatsangehörigkeit: Deutsches Reich (nachgewiesen durch K. Z. 709.974), wohnt seit 15.9.1933 in der Schulgasse 2, ab 26.6.1937 in der Salzburgerstraße 30 (bei Siber) und ab 1.9.1939 in der Thaurerstraße 23 (bzw. Heiligkreuz 11, später Reimmichlstraße 23a) (bei Frankenstein). Sie stirbt am 2.2.1958 in Hall. Auffällig ist, dass sie von 1937 bis 1939 „bei Siber“ wohnt, sicher die Nachkommen des Künstlers Alphons Siber, der 1919 gestorben ist und dieses Haus (s. o.) besaß. Hier gibt es auch eine enge Verbindung nach Südtirol. Denn Siber gehörte zum Kreis der „Jung-Tiroler“ um Arthur von Wallpach (der später Sibers Frau Klothilde Seidl-Siber heiratete. Siber lebte danach bis zu seinem Tod mit Anna Tusch). Es wäre möglich, dass auch Eleonore Kinsele aus diesem Umfeld stammte. Aber auch die Familie Frankenstein gehörte sozusagen zur intellektuellen Elite Halls. Möglicherweise haben die Nachkommen noch Erinnerungen an Eleonore.
Ein interessanter Ansatz, dem ich demnächst sicherlich nachgehen werde. Besonders spannend wird es durch die zweite Mail, welcher mir Herr Zanesco geschickt hat und einen wichtigen Kreis schließt:
Sie wurde in Heiligkreuz („Stadtteil“ von Hall) begraben. Interessant ist, dass sie hier als Kunstmalerin bezeichnet wird. Falls von Interesse: Am 14.5.1940 werden Anton Kinsele, Rechtsanwalt, geb. 15.8.1865 in Bozen, wohnhaft Obstplatz 38, und seine Frau Franziska, geb. 28.1.1869 in Bozen, in Hall, Speckbacherstraße 5, ansässig. Interessanterweise steht in der Meldung, dass sie „bei Kinsele“ wohnten. Für Eleonore ist aber ein Aufenthalt an dieser Adresse dzt. nicht zu fassen. Er starb 1946, sie reoptierte 1948, starb aber 1956 in Hall. Man kann annehmen, dass Eleonore bei Siber und Frankenstein in Miete war. Näheres habe ich dazu nicht gefunden. Letztere Familie sollte aber Auskunft geben können. Eleonore scheint auch in den Akten zur Heimatszugehörigkeit, in den Findbüchern der Gemeindeakten dieser Zeit, in den Akten der Lebensmittelkarten oder in den Gemeinderatsprotokollen nicht auf.
Gibt es also doch vielleicht noch ein Grab von den Kinseles in Heiligkreuz bei Hall?
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