Etwas länger als geplant hat es gedauert, aber jetzt ist es fast fertig, das neue alte Schindeldach. Warum ein neues notwendig wurde und wie das Haus zuletzt eingedeckt war, habe ich schon in einem vorigen Beitrag dargelegt. Die Verfügbarkeit der Dachdecker, die Osterfeiertage und schlussendlich die Mondphasen haben die Fertigstellung verzögert, aber schlussendlich ist das Ergebnis wichtig. Und das kann sich sehen lassen, dasTeam um Urban Pechlaner hat ganze Arbeit geleistet.
Was ist noch zu tun ? Der Spengler des gleichen Betriebes muss noch die Dachrinnen montieren und weitere Blecharbeiten durchführen, auch fehlen noch die Gaubenfenster. An den Anblick der Rundhölzer zum Zwecke des Schneefangs muss ich mich noch gewöhnen. Aber das ist eben ein Zugeständnis an die Möglichkeit der ganzjährigen Bewohnbarkeit auch durch fremde Menschen, verhindern sie doch unangenehme bis gefährliche Dachlawinen.
Sehr gelungen ist m.E. die Sichtbarkeit der Schindeln von unten. Trotz eines zeitgemäßeren Dachaufbaus unter der Eindeckung ist alles elegant und fein und gar nicht, wie leider in vielen anderen Fällen, massiv, ja klobig, geworden. Sogar der vom original gebliebenen Dachstuhl bewirkte Knick der Struktur etwas oberhalb der Traufe, der dem Dach ein eigenes Profil gibt, kommt jetzt, wo es von der vorigen Verschalung und den Bitumenschindeln befreit wurde, besser heraus.
Dachgeschichten
Category: Hausgeschichte,Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 11. Juni 2023
Dieser Auschnitt aus einer Fotografie aus dem Jahre 1900 ist recht aufschlussreich. Beide Dächer sind schindelgedeckt aber doch nicht gleich. Rechts das Wohngebäude des älteren Oberhofers mit den größeren aber auch rustikaleren Schindeln, links die jüngere, aber zugleich auch herrische Villa Kinsele mit der feineren Eindeckung.
Als meine Mutter das Haus 1969 geerbt hat, war das Dach schon nicht mehr in einem idealen Zustand. Besonders an der Nordseite – wahrscheinlich weil dort die Eindeckung nach Niederschlägen immer länger nass blieb und auch der Schnee später wegschmolz – waren die Schindeln in einem sehr schlechten Zustand. Ich erinnere mich noch gut, wie mein Vater während der Regenfälle im Dachboden nach lecken Stellen suchte und diese mit eingeschobenen Blechstücken notdürftig zudeckte. Das Dach über dem Balkonzimmer war zu der Zeit mit den Nonsberger Doppelmuldenziegeln eingedeckt, nachdem der Teil dort in den 50ern oder 60ern sogar eingestürzt sein soll.
Das war alles nicht ideal, weswegen meine Eltern nach einer Lösung suchten. Zumal der Dachstuhl außer über dem Balkonzimmer statisch nur für die relativ leichte Schindeleindeckung dimensioniert war, waren die Möglichkeiten begrenzt. Zuerst wollten sie das Dach wieder gleich eindecken lassen, aber für das teure Unterfangen wurde ihnen kein Beitrag gewährt. Ich kenne nur ihre Version des Gesprächs mit dem verantwortlichen Sachverständigen des Denkmalamtes, die willkürliche, persönliche geprägte Reaktion auf die Anfrage nach der eigentlich zustehenden Subvention soll aber skandalös gewesen sein.
Die Folge war, dass man sich schlussendlich für Bitumenschindeln entschied. Die Firma Gostner aus Vahrn nagelte 1980 auf das bestehende Dach eine Schicht Fichtenbretter, auf die wiederum schwarzgraue Bitumenschindeln geklebt wurden. Das Dach war endlich wieder dicht, aber das Aussehen hat sicherlich – wenn es in diesen 80er-Jahren auch schlimmer hätte ausfallen können – darunter gelitten. Diese zweite Eindeckung über der originalen hat nämlich den vier von ursprünglich sechs Dachgauben das typisch Filigrane genommen und sie zudem optisch ins Dach gedrückt. Auch wurden die vorhandenen Neigungsunterschiede des Traufenverlaufs (oben steiler, unten flacher) unkenntlich gemacht. Positiv war, dass die neue Farbgebung nicht wesentlich von der vorherigen abwich und dass der Dachstuhl erhalten blieb. Gerade Letzteres ist wichtig, da dies für die Zukunft mehrere Lösungen ermöglicht.
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