Fenster in die Vergangenheit (3)

In dem zweyten Stok aber ain Stuben…”

… heißt es in den Schätzungsberichten, welche 1778 im Zuge des Konkurses Joseph Andre Lanners angefertigt wurden. Und sowohl für Walter Alber wie Markus Pescoller – in vorigen Beiträgen habe ich diese vorgestellt – stammt diese Täfelung aus jener Zeit. An der Art der Holzverkleidung kann man den Charakter des Hauses festmachen: Brustgetäfel und die Aussparungen bei dei Tür- und Fensterleibungen zeigen, dass es sich seinerzeit um ein herrschaftliches Haus mit Sommernutzung handelte, die thermische Isolierung stand deshalb nicht im Vordergrund. Ein besonderes Merkmal unserer Täfelung sind die elegant geschnitzten Röschen im oberen Bereich. Laut Walter Alber, der viele Stuben besonders in Oberbozen aber auch außerhalb inzwischen gesehen und auch restauriert hat, ein Unikum.



Als meine Eltern 1970/71 das Haus an ihre Bedürfnisse anpassten und es einer umfassenden Modernisierung unterzogen, wählten sie diesen Raum als ihr Schlafzimmer aus. Das Holz der Täfelungen war ihnen aber zuviel des Guten, die hölzerne Decke genügte ihren Vorstellungen. Auch der Holzboden wurde unsichtbar gemacht in dem er – ganz dem herrschenden Zeitgeist gemäß – mit einem Teppichboden überzogen wurde.

Gegen Westen, die Einganstüre.

Ob aus Bequemlichkeitsgründen – der Stiegenaufgang ist gleich daneben – oder in weiser Voraussicht, ich weiß es nicht, das Getäfel wurde jedenfalls nach der wenig zimperlich erfolgten Demontage nicht verkauft oder gar entsorgt, sondern in einer Dachbodenecke für über 50 Jahre gelagert.

Die beiden Fenster sind südwärts ausgerichtet.

Nachdem der Tischler in der Folge einer Beschau den doch relativ guten Zustand der Materialien bestätigt hat, stellte sich uns die Frage, ob wir sie wieder einbauen oder doch den Wohnvorstellungen der 70er-Jahre Visibilität geben wollen.

Die Ostseite, welche an den Oberhofer grenzt.

Letztere Epoche hat dokumentarisch betrachtet genauso ihr Recht auf Sichtbarkeit, auch wenn wir heute (und morgen?) den Umgang der damaligen Zeit mit der historischen Bausubstanz überwiegend problematisch sehen. Der finanzielle Einsatz ist verständlicherweise beträchtlich und doch haben wir uns für die Restaurierung und den Wiedereinbau der alten Täfelung entschieden. Sie hat das Alter des Hauses, was schon an sich beeindruckend ist, besitzt besondere Eigenheiten und gibt den Raum was Besonderes. Ich denke, dass die getroffene Entscheidung stimmig ist und die Vorteile überwiegen.

Gegen Norden, der Zugang zum Balkonzimmer.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

12916061 {12916061:AG8Z8ENH} 1 universitat-basel-deutsche-sprachwissenschaft 50 default 4289 https://kallos.kobler-margreid.com/wp-content/plugins/zotpress/
%7B%22status%22%3A%22success%22%2C%22updateneeded%22%3Afalse%2C%22instance%22%3Afalse%2C%22meta%22%3A%7B%22request_last%22%3A0%2C%22request_next%22%3A0%2C%22used_cache%22%3Atrue%7D%2C%22data%22%3A%5B%7B%22key%22%3A%22AG8Z8ENH%22%2C%22library%22%3A%7B%22id%22%3A12916061%7D%2C%22meta%22%3A%7B%22creatorSummary%22%3A%22Transkription%3A%20Richard%20Niedermair%22%2C%22parsedDate%22%3A%221778-06-22%22%2C%22numChildren%22%3A0%7D%2C%22bib%22%3A%22%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-bib-body%5C%22%20style%3D%5C%22line-height%3A%201.35%3B%20padding-left%3A%201em%3B%20text-indent%3A-1em%3B%5C%22%3E%5Cn%20%20%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-entry%5C%22%3E%5Cn%5Cn%20%20%20%20%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-block%5C%22%3E%3Cspan%20style%3D%5C%22font-variant%3Asmall-caps%3B%5C%22%3ETranskription%3A%20Richard%20Niedermair%3C%5C%2Fspan%3E%20%281778%2C%20June%2022%29.%20Lanner%20Konkurs%201779%20%28Merc.%20Mag.%20Signatur%3A%203.280%20Fasz%2032%29.%3C%5C%2Fdiv%3E%5Cn%3C%5C%2Fdiv%3E%5Cn%3C%5C%2Fdiv%3E%22%2C%22data%22%3A%7B%22itemType%22%3A%22document%22%2C%22title%22%3A%22Lanner%20Konkurs%201779%20%28Merc.%20Mag.%20Signatur%3A%203.280%20Fasz%2032%29%22%2C%22creators%22%3A%5B%7B%22creatorType%22%3A%22author%22%2C%22firstName%22%3A%22%22%2C%22lastName%22%3A%22Transkription%3A%20Richard%20Niedermair%22%7D%5D%2C%22abstractNote%22%3A%22Am%2022.%20Juni%201778%20meldet%20Joseph%20Andr%5Cu00e4%20Lanner%20beim%20Merkantilmagistrat%20in%20Bozen%20den%20Konkurs%20an.%22%2C%22date%22%3A%221778.06.22%22%2C%22language%22%3A%22%22%2C%22url%22%3A%22%22%2C%22collections%22%3A%5B%22AA64UBQ6%22%5D%2C%22dateModified%22%3A%222024-03-23T20%3A56%3A34Z%22%7D%7D%5D%7D
Transkription: Richard Niedermair (1778, June 22). Lanner Konkurs 1779 (Merc. Mag. Signatur: 3.280 Fasz 32).
12916061 {12916061:LHRGKVWN} 1 universitat-basel-deutsche-sprachwissenschaft 50 default 4289 https://kallos.kobler-margreid.com/wp-content/plugins/zotpress/
%7B%22status%22%3A%22success%22%2C%22updateneeded%22%3Afalse%2C%22instance%22%3Afalse%2C%22meta%22%3A%7B%22request_last%22%3A0%2C%22request_next%22%3A0%2C%22used_cache%22%3Atrue%7D%2C%22data%22%3A%5B%7B%22key%22%3A%22LHRGKVWN%22%2C%22library%22%3A%7B%22id%22%3A12916061%7D%2C%22meta%22%3A%7B%22creatorSummary%22%3A%22Alber%22%2C%22parsedDate%22%3A%222024-03-28%22%2C%22numChildren%22%3A0%7D%2C%22bib%22%3A%22%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-bib-body%5C%22%20style%3D%5C%22line-height%3A%201.35%3B%20padding-left%3A%201em%3B%20text-indent%3A-1em%3B%5C%22%3E%5Cn%20%20%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-entry%5C%22%3E%5Cn%5Cn%20%20%20%20%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-block%5C%22%3E%3Cspan%20style%3D%5C%22font-variant%3Asmall-caps%3B%5C%22%3EAlber%3C%5C%2Fspan%3E%2C%20Walter%20%282024%29.%20%3Ci%3EM%26%23xFC%3Bndliche%20Mitteilung%3C%5C%2Fi%3E.%3C%5C%2Fdiv%3E%5Cn%3C%5C%2Fdiv%3E%5Cn%3C%5C%2Fdiv%3E%22%2C%22data%22%3A%7B%22itemType%22%3A%22report%22%2C%22title%22%3A%22M%5Cu00fcndliche%20Mitteilung%22%2C%22creators%22%3A%5B%7B%22creatorType%22%3A%22author%22%2C%22firstName%22%3A%22Walter%22%2C%22lastName%22%3A%22Alber%22%7D%5D%2C%22abstractNote%22%3A%22Beurteilung%20Stubent%5Cu00e4felung%20Obergeschoss.%22%2C%22reportNumber%22%3A%22%22%2C%22reportType%22%3A%22%22%2C%22institution%22%3A%22%22%2C%22date%22%3A%2228.3.2024%22%2C%22language%22%3A%22%22%2C%22url%22%3A%22%22%2C%22collections%22%3A%5B%227QIE5VHN%22%5D%2C%22dateModified%22%3A%222024-04-01T13%3A01%3A33Z%22%7D%7D%5D%7D
Alber, Walter (2024). Mündliche Mitteilung.
12916061 {12916061:S4K752M2} 1 universitat-basel-deutsche-sprachwissenschaft 50 default 4289 https://kallos.kobler-margreid.com/wp-content/plugins/zotpress/
%7B%22status%22%3A%22success%22%2C%22updateneeded%22%3Afalse%2C%22instance%22%3Afalse%2C%22meta%22%3A%7B%22request_last%22%3A0%2C%22request_next%22%3A0%2C%22used_cache%22%3Atrue%7D%2C%22data%22%3A%5B%7B%22key%22%3A%22S4K752M2%22%2C%22library%22%3A%7B%22id%22%3A12916061%7D%2C%22meta%22%3A%7B%22creatorSummary%22%3A%22Pescoller%22%2C%22parsedDate%22%3A%222024-03-28%22%2C%22numChildren%22%3A0%7D%2C%22bib%22%3A%22%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-bib-body%5C%22%20style%3D%5C%22line-height%3A%201.35%3B%20padding-left%3A%201em%3B%20text-indent%3A-1em%3B%5C%22%3E%5Cn%20%20%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-entry%5C%22%3E%5Cn%5Cn%20%20%20%20%3Cdiv%20class%3D%5C%22csl-block%5C%22%3E%3Cspan%20style%3D%5C%22font-variant%3Asmall-caps%3B%5C%22%3EPescoller%3C%5C%2Fspan%3E%2C%20Markus%20%282024%29.%20%3Ci%3EM%26%23xFC%3Bndliche%20Mitteilung%3C%5C%2Fi%3E.%3C%5C%2Fdiv%3E%5Cn%3C%5C%2Fdiv%3E%5Cn%3C%5C%2Fdiv%3E%22%2C%22data%22%3A%7B%22itemType%22%3A%22report%22%2C%22title%22%3A%22M%5Cu00fcndliche%20Mitteilung%22%2C%22creators%22%3A%5B%7B%22creatorType%22%3A%22author%22%2C%22firstName%22%3A%22Markus%22%2C%22lastName%22%3A%22Pescoller%22%7D%5D%2C%22abstractNote%22%3A%22Beurteilung%20Stubent%5Cu00e4felung%20Obergeschoss.%22%2C%22reportNumber%22%3A%22%22%2C%22reportType%22%3A%22%22%2C%22institution%22%3A%22%22%2C%22date%22%3A%2228.3.2024%22%2C%22language%22%3A%22%22%2C%22url%22%3A%22%22%2C%22collections%22%3A%5B%227QIE5VHN%22%5D%2C%22dateModified%22%3A%222024-04-01T13%3A01%3A59Z%22%7D%7D%5D%7D
Pescoller, Markus (2024). Mündliche Mitteilung.




Die Fensteröffner

Walter Alber, Markus Pescoller, Alois Langgartner und Andreas Egger (von links).

Im Laufe der Renovierung werden so einige Fenster in die Vergangenheit sichtbar. Wo es geht, werden sie aufgemacht, bei den Öffnungen, wo dies nicht möglich ist, soll sinngemäß dafür zumindest ein Guckloch die verschiedenen Stilepochen dokumentieren. Damit dieses ambitionierte Vorhaben auch möglichst vollständig erreicht wird, haben Architekt Franz Kosta und ich kompetente Fachleute an unserer Seite: Die Firma Schweigkofler hat, wie schon mehrmals berichtet, zuerst einmal die baulichen Grundlagen geschaffen. Für die folgenden Arbeiten am Werkstoff Holz (Stubentäfelungen, Wandschränke, Türen und Terlen, Böden) wurden Walter Alber und sein Sohn Max engagiert, die Mal- und Gipsarbeiten hat hingegen Alois Langgartner übernommen. Für die abschließende Renovierung der Holzdeckenmalereien wurde der Betrieb des Markus Pescoller gefragt. Schon bei den Besprechungen dabei zu sein, ist für mich immer sehr aufschlussreich, geht es doch dabei nie um eine rein fachliche Expertise sondern werden die Überlegungen dazu in einem geschichtlichen Kontext diskutiert.




Vorfrühling in Maria Schnee

Foto: A. Kobler

Während die Krokusse beginnen aufzublühen und letzte an schattigen Plätzen verbliebene Schneereste dahinschmelzen, gehen die Arbeiten an der Villa Kinsele zügig weiter. Die Zimmerer der Firma Pechlaner Nikolaus & Urban sind inzwischen schon dabei, das Dach mit den Holzschindeln von den Dachvorsprüngen her einzudecken. Die lange niederschlagsfreie Periode macht uns große Sorgen, für den Fortschritt der Außenarbeiten ist sie aber sehr hilfreich. Der Installateur Arthur Baumgartner von hydraulikcom hat inzwischen die Leitungsstränge definiert, der Elektriker Georg Unterhofer (Elektroteam Ritten) auch, so dass auch die Maurer des Betriebes Hubert Schweigkofler wieder in Aktion treten können.

Foto: A. Kobler



Was die Restaurierungen betrifft, möchten wir mit Alois Langartner und Markus Pescoller zusammenarbeiten: ersterer soll die Wandmalereien freilegen und restaurieren, zweiterer die Deckenbemalungen reinigen. Das Thema Stein für die Böden ist in so einem Haus auch ein wichtiges Thema, Perter Watschinger von Südtirol Stein hat den Aufrag dafür erhalten. Eine große Aufgabe erfüllen Walter und Maximilian Alber, da sie als Tischler und Holzrestauratoren von den Stuben im Erdgeschoss bis zu den Dachkammern über die Türen und Terlen viel zu tun haben. Wie die Fenster schlussendlich ausgeführt werden, ist momentan noch nicht ganz definiert, die Tischlerei Sanoll Norbert wird sie in den nächsten Monaten bauen.

Foto: A. Kobler

All das findet in enger Zusamenarbeit mit dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler statt, Frau Marlies Tschisner betreut uns von dort aus. Demzufolge reiht sich momentan eine Besprechung an die andere, immer gekonnt koordniert von unserem Architekten Franz Kosta. Und nebenbei haben wir angefangen, uns schon um die Inneneinrichtung zu kümmern, und zwar beginnend mit der Küche. Intensive Zeiten, aber es läuft!

Foto: A. Kobler