Es ist wahrlich ein Trugschluss zu meinen, früher, ja früher, hätten es die Leute mit der Wahrheit viel genauer genommen. Ein salopper Umgang mit Tatsachen oder z.B. geistigem Eigentum war anscheinend gang und gäbe. Ein typisches Beispiel für eine Ansicht, wo deutlich nachgeholfen wurde, ist diese kolorierte Postkarte. Der Schlern ist zwar richtig dargestellt, was die Blickrichtung betrifft, aber er ist von unserer oberen Wiese nicht ersichtlich, weil er viel niederer ist als hier dargestellt. Aber so ist die Postkarte halt viel interessanter. Und wenn man tatsächlich an vielen Orten des Rittens den Schlern recht eindrucksvoll zu sehen bekommt, dann muss dies eben überall dort möglich sein, auch in Maria Schnee. Wäre noch schöner!
Was ich an dieser Aufnahme zusätzlich bemerkenswert finde, ist, dass man bei diesem Blickwinkel endlich genau sehen kann, wo der zweite Rosskastanienbaum, der wahrscheinlich in den 50ern entfernt wurde, wirklich stand: genau zwischen den Fenstern der vorderen und der hinteren Stube. Dass er ordentlich Schatten gespendet hat, steht auch außer Frage. Ich hoffe schon, dass das wenigsten stimmt.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Anonym. (1900). Maria Schnee mit Schlern. Sammlung A. Kobler.
Tilia cordata, die Winterlinde
Category: Oberbozner Sommerfrische,Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 7. August 2022
Diese Baumart muss zur Zeit der Errichtung der Oberbozner Sommerfrischhäuser sehr beliebt gewesen sein, sind doch alle Gärten und das Gelände des Schießstandes hauptsächlich mit Linden bepflanzt. Diese edlen Schattenspender treten besonders in der langen Allee in Erscheinung, welche am Ortnerhof beginnt und mit der Menz’schen Gloriette endet.
Die Villa Kinsele verfügte meines Wissens nur über eine Linde, dafür aber über zwei gleich alte Rosskastanienbäume (Aesculus hippocastanum). Einer von diesen beiden stand an der Westseite des Hauses, so dass dieses in laubtragenden Zeit den ganzen Tag in dichten Schatten gehüllt war. Ein Beleg dafür, dass damals die Sommerfrischhäuser nicht vorwiegend sondern auschließlich als solche benutzt wurden und wie wenig der Aufenthalt in der direkten Sonne erwünscht war. Letzterer Grund wird auch dadurch belegt, dass es zahlreiche Sitzgelegenheiten ums Haus und unter den Bäumen gab, wodurch bei jeder Sonnenstellung schattige Orte zum Aufenthalt genutzt werden konnten.
Die Rosskastanie im Westen ist zum letzten Mal auf einem Aquarell von 1945 zu sehen. Ihre Rodung ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit der im Musiksalon entstandenen Wohnung zu sehen, da diese ganzjährig vermietet wurde und damit der lang andauernde Schatten nicht mehr erwünscht war. Das verbliebene Linden-Rosskastanien-Paar an der Südseite haben wir 2021 sanieren lassen und der Austrieb dieser beiden Jahre zeigt uns, dass die Eingriffe eine positive Wirkung gehabt haben.
Die Wegverbreitung vor dem Maria-Schnee-Kirchlein mit seinen Parkbänken wird im Sommer gerne als Ruheplätzchen von den Ausflüglern genutzt. Der besonders um der Mittagszeit willkommene Schatten wird von den Rosskastanien des angrenzenden “Wegerparks” gespendet. Nachdem sich ihre Vitalität in letzten Jahren deutlich verschlechtert hat, war es naheliegend, sich bei Zeiten um einen Ersatz zu kümmern. Was lag näher, als an unserer Grundstücksgrenze drei Linden zu setzen? Peter Spinell vom gleichnamigen Gartenbaubetrieb hat unser Anliegen sehr kompetent umgesetzt.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
in einem früheren Beitrag habe ich von dem bedeutendem Astbruch an unserer Linde berichtet. Nachdem ihr möglichst langer Erhalt uns in Sinne eines Ensemble sehr wichtig ist, habe ich nicht lange gewartet und einen früheren Kollegen aus unseren gemeinsamen Laimburg-Zeiten um Rat gebeten. Valentin Lobis, seit Jahren als erfolgreicher Gutachter im Baumpflegewesen unterwegs, war letztlich vor Ort und hat sich beide Bäume, also auch die Rosskastanie angeschaut und abgeklopft. Die im Stamm der Linde vorgefundene weitverbreitete Fäulnis hat wahrscheinlich vor 50 Jahren begonnen. Ungefähr in dieser Zeit wurde sie meines Wissens auch das erste Mal radikal zurückgeschnitten.
Ein spezialisiertes Baumpflegeunternehmen wird sich im März/April unter seiner Aufsicht des Baumes annehmen. Es gilt im Sinne der Stabilität und des Fortbestandes, mehrere tiefer gelegene Kronenstockwerke aufzubauen und die hohe Spitze schrittweise im Lauf der nächsten Jahre zurückzunehmen. Nach dem Austrieb wird Valentin den Baum auch bestimmen und meine Annahme, dass es sich um eine Winterlinde (Tilia cordata) handelt, bestätigen oder verwerfen. Er zweifelt etwas daran, weil seit Jahrhunderten in Mitteleuropa ganz viel Hybriden verbreitet sind.
Die Rosskastanie ist in einem bedeutend besseren Zustand. Aber auch ihr müssen gezielt einige Äste entnommen werden, damit sie eine weitestgehend gesicherte Zukunft hat. Wie prägend die zwei (eigentlich drei) Bäume für die Villa Kinsele seit jeher waren, zeigen auch die unten angeführten Bilder von 1900. Interessant wäre natürlich eine Altersbestimmung der Bäume. Beim nächsten Zusammentreffen muss ich Valentin fragen, ob diese heutzutage minimalinvasiv erfolgen kann, d.h. ohne dem Gesundheitszustand abträglich zu sein.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Anonym (1900). Villa Kinsele Südfassade gegen Westen [Fotografie].
Schneedruck
Category: Renovierung,Zeitschiene
geschrieben von Armin Kobler | 7. August 2022
Seit zumindest zwei Jahrhunderten prägen zwei Bäume die Ansicht der Villa Kinsele von Süden. Und zwar eine Rosskastanie und eine Winterlinde. Auf alten Ansichten sieht man, dass gegen Westen zumindest noch eine zusätzlich Rosskastanie gestanden hat. Im Lauf ihres Lebens wurden sie immer wieder gestutzt um das Haus nicht zu sehr zu beschatten und auch um es durch herabfallende Äste nicht zu gefährden.
Sie machen auch einen recht gesunden Eindruck, zumindest äußerlich. Anfang Dezember haben die starken und auch nassen Schneefälle ganz unerwartet das Abbrechen eines dicken Hauptastes bei der Linde verursacht. Auch ein Teil des Terrassenzaunes wurde komplett zerstört.
Wie man sieht, war es nur eine Frage der Zeit, bis dies geschehen würde, seit Jahrzehnten wahrscheinlich ist der Innenteil immer hohler geworden. Wir hängen seht stark an diesen beiden Bäumen und möchten die Linde in jedem Fall retten. Schon nächste Woche wird ein Baumpflegefachmann für eine Diagnose vorbeischauen. wie man sieht, macht das Bedürfnis nach Renovierung vor dem Pflanzenbestand nicht Halt.