Category: Ansichtskarten der Woche,Siedlungsgeschichte
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Von der Villa Meßmer zum Gloriette Guesthouse
Abb. 1: “Station Oberbozen m. Rosengartengruppe” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Links im Vordergrund die Westseite der Villa Meßmer. Die im Vordergrund ersichtlichen Flächen des späteren Parks des Hotel Hofer/Friedl/Post werden noch landwirtschaftlich genutzt. Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.
Selbst den meisten Ritten-Kennern wird der Name „Villa Meßmer” nichts sagen. Tatsächlich trug die Villa diesen Namen nur ganz kurz. Zudem konnte sie ihre ursprüngliche Form und Zweckbestimmung nur für kurze Zeit behalten. Sie war eine jener Villen – in Aussicht gestellt wurden laut Zeitungsberichten 200 (!) –, welche in der ersten Zeit um und nach dem Bau der Rittnerbahn hochgezogen wurden (Abb. 2). Der Bauherr war Dr. Heinrich (Heinz) Meßmer, ein rühriger Bozner Zahnarzt.
Abb. 2: Auszüge aus dem Grundbuch. “Maria Schnee – BP. 1161 – Wohnhaus Nr. 75 Oberbozen”.
Geboren wurde er im oberösterreichischen Freistadt, wuchs aber in Bozen auf, wo der zweite Mann seiner Mutter, Dr. Franz v. Zallinger, eine Zahnarztpraxis führte. Nach seiner Promotion zum Doktor der Gesamten Heilkunde war er in verschiedenen Teilen der österreichischen Monarchie tätig, bis er sich 1901 als Zahnarzt in Bozen niederließ. Er war stark im Musik- und Gesellschaftsleben der Stadt eingebunden, man findet zahlreiche Zeitungsmeldungen aus der Zeit, wo über ihn als Sänger, Liedtexter, Konzertveranstalter, Ballorganisator usw. berichtet wird. Auch wurde er 1902 in den ersten Vorstand des gerade gegründeten “Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Bozen und Umgebung” gewählt. Trotzdem zieht er schon 1908 nach Wien, seine neue Villa am Ritten hatte er also nur kurz bewohnt. Er verkauft sie schließlich 1910 an Hans Holzner, der kurz davor das Hotel Oberbozen, welches für kurze Zeit Hotel Maria Schnee hieß, gepachtet und kurze Zeit später käuflich erwerben sollte (Abb. 3).
Abb. 3: Auszüge aus dem Grundbuch. “Dr. Heinrich Meßmer” “Hans Holzner”.
Abb. 4: “Nr. T 18018” Maria Schnee/Oberbozen in einer Luftaufnahme (Anfang 20. Jh.). Die Villa Meßmer befindet sich im Zentrum des Fotos auf dem oberen Weg zwischen dem Bahnhof und dem Zentrum von Maria Schnee, kurz vor dem großen Stadel des Unterhofers und dem kaum ersichtlichen Dorfteich in der Lunwiese.
Im Jahr 1920, nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und der Annexion Südtirols durch Italien, kehrt die Familie Meßmer nach Bozen zurück. Heinz kann dort sofort wieder seine zahnärztliche Tätigkeit und die gewohnte gesellschaftliche Rolle ausüben, das Haus am Ritten bleibt freilich im Eigentum der Familie Holzner. 1928 stirbt Heinz Meßmer an Herzversagen, einer der Nachrufe, damals wurden sie auch “Gedenkblätter” genannt, ist in Abbildung 5 ausschnittsweise bzw. nach Anklicken in seiner Gesamtheit dargestellt.
Abb. 5: Nachruf Heinrich (Heinz) Meßmers in den “Dolomiten” vom 4. Februar 1928. Durch Anklicken wird er vollständig sichtbar.
Die von Hans Holzner 1910 gekaufte Villa hätte als Wohnhaus der Hoteliersfamilie dienen sollen, wird aber sogleich als Dependence mit dem Namen Villa Bergfried (die zweite dieses Namens übrigens in Maria Schnee) genutzt. In der Zwischenkriegszeit wird sie zur Pension Villa Maria vergrößert (Abb. 6).
Abb. 6: “OBERBOZEN am RITTEN PENSION VILLA MARIA 701-342. SOPRABOLZANO m. 1222 sul Renon (presso Bolzano) PENSIONE VILLA MARIA”. Die Darstellung der Gebäude ist wahrheitsgetreu, bei der Abbildung der Gebirge rund um den Ritten wurde – wieder einmal! – geschwindelt. Die Berge wurden höher als tatsächlich dargestellt und auch etwas in Richtung Norden gedreht.
Im Zuge der wirtschaftlichen Konsolidierung des Betriebes wurde die Villa Maria 1971 an Sieglinde Mühlfellner, verehelichte Fink, verkauft. Das Gebäude wurde in der Folge mehrmals adaptiert und bekam den Namen “Haus Fink” zuerst, “Hotel Bergfink”zuletzt (Abb. 7 und 8). 2007 kaufte es die Familie Alber, führte es zunächst selber und verpachtete danach auch für mehrere Jahre an das Parkhotel Holzner.
Abb. 7: Die Südseite des Hotel Bergfink. Man erkennt trotz baulicher Veränderungen die Abstammung von der Villa Maria (Foto: Manuel Benedikter Architekt).Abb. 8: Die Nord- und Westseite des Hotel Bergfink. Auch hier ist die ursprüngliche Villa Maria noch erkennbar (Foto: Manuel Benedikter Architekt).
Im Jahr 2018 wurde das Gebäude von der aktuellen Eigentümerfamilie Alber abgerissen und durch das „Gloriette-Guesthouse“, ein Boutiquehotel mit 25 Zimmern, ersetzt. Damit wurde radikal mit der architektonischen Vergangenheit gebrochen. Eine mutige Entscheidung, die bei den Einwohnern Oberbozens nicht nur auf Gegenliebe gestoßen ist. Zum besseren Verständnis der Intentionen und Ergebnisse der Planung ist die Beschreibung auf arch.atlas hilfreich: „… ein Projekt der Architekturstiftung Südtirol mit dem Ziel, in Südtirol realisierte Architekturprojekte zu erfassen, zu dokumentieren und zu veröffentlichen.” “Eyecatcher ist jedoch jener ausladende Zylinder, der sich an der Südseite durch das Walmdach bohrt. Deutlich erkennbar ist, dass dieser die Bögen der Fassade aufnimmt: Der Bogen wird auf den Kopf gestellt und wird in das Innere des Daches geführt. Die Schale, in die der Pool eingebettet ist, wurde mit demselben bronzefarbenen Aluminiumpaneelen verkleidet wie die Außenseite der Erker. Sie stellt eine Zäsur zum dunkelbraunen Walmdach dar und lässt ein faszinierendes Spiel mit Reflexionen zu.“
Abb. 9: Das Gloriette-Guesthouse von Süden gesehen (Foto Gloriette-Guesthouse).
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Foto Fränzl. (50er Jahre). OBERBOZEN am RITTEN PENSION VILLA MARIA 701-342. SOPRABOLZANO m. 1222. sul Renon (presso Bolzano) PENSIONE VILLA MARIA [Ansichtskarte]. Sammlung A. Kobler.
Huber, D. by peppis it / W. D. by D. (n.d.). Boutiquehotel Bozen - Gloriette Guesthouse - Ritten, Südtirol. Retrieved September 28, 2025, from https://www.gloriette-guesthouse.com/
Ansichtskarten der Woche (13)
Category: Ansichtskarten der Woche
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Stein am Ritten
Abb. 1: “Castelpietra sul Renon col Sciliar”: Ansichtskarte aus der Zwischenkriegszeit.
“Die Ruine der Burg Stein am Ritten befindet sich in Südtirol in der Gemeinde Ritten unterhalb von Siffian. Die wenigen imposanten Reste der Burgruine erheben sich auf einem isolierten Felskopf ober einer Schlucht, die vom Ritten ins untere Eisacktal abfällt. Vom ehemals mindestens vierstöckigen Palas stehen nur noch Süd- und Westwand, die Ringmauern der tiefer gelegenen Vorburg sind zum Großteil in die Tiefe gestürzt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Anlage von den Herren „de Lapide“ (zum Stein) erbaut, 1349 zerstört, danach wieder aufgebaut und im 17. Jahrhundert aufgelassen. Über lange Zeit fungierte die an wichtigen Sekundärverbindungen gelegene Burg als Gerichtssitz des Rittens. Im Auftrag der Tiroler Landesfürsten übten im 15. Jahrhundert Pflegrichter die Gerichtsbarkeit aus, so im Jahr 1417 der Bozener Adelige Ingenuin von Weineck als <phleger auf dem Stain>“. (aus Wikipedia 2025)
Abb. 2: Ausführliche Beschreibung der Burg Stein durch den Kunsthistoriker Dr. Josef Weingartner, 1950. (Das Klicken auf die Abbildung macht den vollständigen Aufsatz ersichtlich.)Abb. 3: Burgruine Stein. Sehr wahrscheinlich von Lori oder Robert Kinsele fotografiert, um 19hundert.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Kinsele, L., & Kinsele, R. (Um 19hundert). Ruine Stein am Ritten [Fotografie]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (12)
Category: Ansichtskarten der Woche,Siedlungsgeschichte
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Der Baumpinkler von Wolfsgruben
Abb. 1: “Costalovara m. 1225 sul Renon – Wolfsgruben am Ritten” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.
Ritten-Kenner werden in Abbildung 1 sogleich das St.-Josef-Kirchlein des Weilers Wolfsgruben, kurz vor Oberbozen gelegen, erkannt haben. Wenn man die Ansichtskarte vergrößert, erkennt man den noch offenen Bach, der zum gleichnamigen See führt, einen Holzsteg darüber, einen Karrenweg und rechts, dem Zaun entlang, einen gepflegten Fußweg. Und wenn man besonders akkurat in die linke Ecke schaut (Abb. 2), kann man einen an der Lärche die dringende Notdurft verrichtenden Knaben erkennen. Wird er die Anwesenheit des Fotografen nicht bemerkt haben?
Abb. 2: Vergrößerter Ausschnitt aus Abbildung 1.
Und wie sieht die Situation heute aus? Ich habe letztlich probiert, das Foto nachzustellen (Abb. 3) , ein Unterfangen, das schon durch die vermutlich verschiedenen Brennweiten nicht erleichtert wird. Zudem ist es nicht einfach, den Aufnahmepunkt zu finden bzw. kann er auch gar nicht mehr zugänglich sein. Im Fall von Wolfsgruben hatte ich Glück, man kann die Bilder recht gut vergleichen.
Abb. 3: Das St.-Josef-Kichlein im Sommer 2025.
Kulturpessimisten werden bei diesem Vergleich auf ihre Rechnung kommen. Die Lieblichkeit des Ortes wurde der automobilbasierten Erreichbarkeit nämlich geopfert, das Umfeld der Kirche hart versiegelt und verbaut, Asphalt und Steinmauern dominieren das Bild, der Bach selbstverständlich wegkanalisiert, die Kirche, symptomatisch für die Zeit, in den Hintergrund gedrückt. Natürlich, auch ich genieße es, sollten Gepäck und Sachen mit auf den Berg, komfortabel mit dem Auto die Villa Kinsele zu erreichen, das sollte man sich schon immer vor Augen behalten. Aber rein was die Schönheit betrifft, davon musste schon viel geopfert werden, um die heutzutage als selbstverständlich gesehenen Annehmlichkeiten zu bekommen.
Abb. 4: “Der Riiten bei Bozen – Wolfsgruben (1202 m) mit Ober-Bozen (1200 m)” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.).
Das Kirchlein von einer anderen Richtung aus aufgenommen, gegen Westen blickend, samt der benachbarten Gebäudlichkeiten, zeigt die Ansichtskarte der Abbildung 4. Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied zu heute: Das Gästehaus Villa Maier ist noch ein großer, langgezogener Stadel. Im Hintergrund rechts der Mitte das noch wenige Häuser zählende Maria Schnee des Jahrhundertanfangs, leicht erkennbar an der dominierenden Silhouette des Hotel Oberbozen/Holzner, ganz links hingegen Maria Himmelfahrt.
Abb. 5: “Costalovara sul Renon verso le Dolomiti” (Ansichtskarte, Mitte 20. Jh.).
Auf der Ansichtskarte der Abbildung 5 schauen wir hingegen von Oberbozen in Richtung Osten. Der Gasthof Maier ist in der Zwischenzeit entstanden, am Hügel erkennt man den glücklicherweise immer noch ursprünglich erhaltenen Plattnerhof, der das Bienenmuseum beherbergt.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Museum Plattner - Online Shop - Bio Honig - Trockenfrüchte Südtirol - Italien - Plattner Bienenhof. (n.d.). Retrieved July 24, 2025, from https://www.museo-plattner.com/de/
Ansichtskarten der Woche (11)
Category: Ansichtskarten der Woche
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
“… das Pfarrdorf Lengmoos, das ansehnlichste im ganzen Gebirge,”
Abb. 1: “Lengmoos am Ritten. Tirol.” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.
Ein kolorierte Ansichtskarte, welche Lengmoos aus einer eher unüblichen Perspektive zeigt. Der Fotograf befindet sich im oberen Teil Klobensteins und schaut Richtung Osten. Dementsprechend sind im Hintergrund die Berge Grödens ersichtlich, der sonst so dominante Gebirgsstock des Schlerns ist vom bewaldeten Bergrücken in der rechten Hälfte des Bildes, dem Fennbühel, verdeckt. Lengmoos ist der älteste Teil des Rittens, der siedlungsmäßig von Bedeutung war, führte doch hier die Kaiserstraße vorbei. Sehr schön der für die damalige Zeit charakteristische Holzzaun. Wenn man genau schaut, sieht man eine ältere Person mit Bart am Wegesrand rasten. Über die älteste Sommerfrische am Rittner Berg habe ich schon seinerzeit was geschrieben.
Nachdem der Wanderer die Schlucht im weiten Umfange umkreist hat, erreicht er alsobald das Pfarrdorf Lengmoos, das ansehnlichste im ganzen Gebirge, mit 1125 Einwohnern unter fünf Priestern, der Sitz eines Deutschordenshauses. Das letztere stiftete aus seinen eigenen Gütern Bernard von Lengmoos im Jahre 1227, der erste bekannte Landkommenthur an der Etsch. Fast um die nämliche Zeit vereinigte der Fürstbischof von Wanga die Pfarre mit demselben. Der jetzige Pfarrherr ist der gelehrte Johann Parschalk, vom Orte selbst gebürtig. Er besitzt eine kostbare Bibliothek in allen Fächern des Wissens, besonders in der orientalischen Literatur reich ausgestattet, die er als gründlicher Kenner sehr in Ehren hält. Rings umher bestehen bereits zerstreute Sommerfrischhäuser der reichen Kaufherren und Besitzer von Botzen, zahlreicher jedoch, und eine Bergstadt bildend, findet man sie auf Klobenstein , eine viertel Stunde südlich von Lengmoos. Auf allen Hügeln, an der Stelle längst abgeblühter Adelsburgen, sitzen anmuthige Villen, mit Gärten, Lauben und Zierbäumen eingefasst. Weite wohlgepflegte Plätze dehnen sich dazwischen aus mit Sitzbänken und Tischen, eben so bequem dem Spaziergange, als lustigen Kindern zu Spiel und Kurzweil. Im Norden dieser städtischen Ansiedelung erhebt sich ein mässiger Hügel mit Laubwerk und allerlei Gebäume überwachsen. Diesen hat der Schönheitssinn der Sommergäste in einen englischen Park umgewandelt, auf dessen höchstem Gipfel sich die angenehmsten Lauben über die Ausruhenden wölben, welche von hieraus die genussreichste Aussicht auf Völs, den Schlern und die dahinter aufragenden Felsengipfel von Fassa und Tiers geniessen.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Weber, B. (1837). Das LAND TIROL. Mit einem Anhange: VORARLBERG. Ein Handbuch für Reisende.: Vol. Zweiter Band. Südtirol. (Etsch-, Drau-, Brenta-, Sarkaregion.). Wagner’sche Buchhandlung.
Ansichtskarten der Woche (10)
Category: Ansichtskarten der Woche
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Rittner Erdpyramiden
Abb. 1: “Rittnerbahn. Oberbozen. Erdpyramide gegen das Mendelgebirge.” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm. Unter den Erdpyramiden die Rivelaunschlucht., im Hintergrund links der Kohlererberg, ganz hinten der Mendelzug mit dem verschneiten Roen.
Die Rittner Erdpyramiden sind ganz spezielle Gesteinsformationen, welche besonders in der Vergangenheit als ein Alleinstellungsmerkmal den Ritten bekannt gemacht haben. Jene bei Lengmoos sind besser zur Besichtigung erschlossen und auch deswegen bekannter, zu jenen in Oberbozen (Abb. 1) ist der Anmarsch länger und beschwerlicher, aber man kann sie recht gut auch von der Seilbahn aus sehen.
Abb. 2: “Die Rittner Bahn”, Reklameplakat des Künstlers Tony Grubhofer (1854–1935) mit den Erdpyramiden vor der Kulisse Oberbozens. Was fand der Grafiker als markant? Man erkennt von links nach rechts die Kirche Maria Himmelfahrt, dann das massige Amon-Haus mit seinen charakteristischen altdeutschen Ballkonen, das Kirchlein St. Magdalena mit dem Grabmayr-Haus, die beiden Häuser von Edmund Zallinger im nordischen Stil, darunter der Bahnhof Maria Himmelfahrt, rechts davon der Doppelbauer und schlussendlich das Hotel Oberbozen.
Natürlich gibt es auch noch andere Orte, wenn auch nicht viele, wo diese spektakulären Erosionsformen entstanden sind, wie jene in Segonzano im Cembratal. Aber am Ritten war ihre Einbeziehung in die Werbung (Abb. 2) von Anfang an recht intensiv, was naturgemäß in einen stärkeren Bekanntheitsgrad mündet.
Abb. 3: “Erdpyramiden bei Oberbozen am Ritten. Tirol.” Kolorierte Ansichtskarte vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Um diese Aufnahme zu machen, musste der Fotograf in die unerschlossenene Rivelaunschlucht hinabsteigen. Deutlich sieht man links jene exemplarische Formation, welche auch für die Werbegrafiken (Abb. 2 z.B.) verwendet wurde. Sie wird inzwischen sehr wahrscheinlich ein Opfer der fortschreitenden natürlichen Erosion geworden sein.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
J.F. Amonn. (Anfang 20. Jh.). Erdpyramiden bei Oberbozen am Ritten. Tirol. [Ansichtskarte]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (9)
Category: Ansichtskarten der Woche,Siedlungsgeschichte
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Hotel Oberbozen, Holzner, Savoia, Holzner
Abb. 1: “Bahnhof Oberbozen mit Hotel Holzner” (Ansichtskarte, 20er Jahre). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.
Eine Ansichtskarte (Abb. 1) aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg: Das Hotel Oberbozen wurde schon zu Hotel Holzner umbenannt. Eine Garnitur der Rittnerbahn, kommend von Klobenstein, ist Richtung Bozen abfahrtsbereit. Der auch heute noch Hotel Holzner genannte Beherberungsbetrieb, der als Hotel Maria Schnee geplant und als Hotel Oberbozen eröffnet wurde, hat den gehobenen Tourismus am westlichen Rittner Plateau eingeleitet. Das Hotel hat hinsichtlich Lage, Größe und Ausstattung Maßstäbe gesetzt, weswegen dessen Abbildungen zahlreich in die Welt hinaus geschickt wurden. Man erkennt auch das hell getünchte Stationsgebäude und ganz links das Dach des Warenlagers der Bahn. Die sichtbaren Verkehrswege sind mit den heutigen ident, freilich waren die Beläge naturnäher, mit allen Vor- und Nachteilen. Zu der Zeit überwog der ländlicher Chrakter des Rittens noch stark. Letzlich ist gerade durch die harte Gestaltung des Riehl-Platzes, wie dieses Areal jetzt zu Ehren des Erbauers der Rittnerbahn heißt, die Stadt nochmals näher herangerückt.
Abb. 2: “Hotel Holzner in Soprabolzano (m 1193) sul Renon verso Gruppo del Catinaccio (m 2981) ” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit)
Die Ansichtskarte der Abbildung 2 wurde vom Hotel Hofer, wie das heutige Hotel Post heißt, aus gemacht. Das Gelände, wo der Bahnhof und das Hotel Oberbozen gebaut wurden, ist Teil der “Hoferbreiten” einer großen, leicht nach Süden abfallenden, auch heute noch hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Fläche. Der obere größere Teil ist im Besitz des Hoferbauern, der kleinere untere Teil gehört zum Doppelbauern.
Abb. 3: “Rittnerbahn. Hotel Oberbozen m. d. Dolomiten” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.)
Die Abbildung 3 zeigt das Hotel Oberbozen und den Bahnhof aus einer selten dargestellten Perspektive, von St. Magdalena aus gesehen. Als Maria Schnee noch kaum verbaut war, kam die Lage des Nobelhotels noch besser zur Geltung. Beeindruckend die noch freien Flächen oberhalb des Bahnhofs. Ganz links ist der Doppelbauer abgebildet, rechts angrenzend das Hotel Hofer.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
J.F. Amonn. (Zwischenkriegszeit). Hotel Holzner in Soprabolzano (m 1193) sul Renon verso Gruppo del Catinaccio (m 2981) [Ansichtskarte]. Sammlung A. Kobler.
Rudolf Alfred Höger (1877 bis 1930) war ein österreichischer Genre- und Kriegsmaler. Dass er eine bestimmte Zeit am Ritten verbracht hat, bezeugen so um die zehn Landschaftsbilder von Lengmoos über Wolfsgruben bis Oberbozen, die als Ansichtskarten den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Den Ritten als Sujet muss er nach dem Bau der Rittnerbahn entdeckt haben, sind auf mehreren Exemplaren doch schon das Oberbozner Bahnhofsgebäude und das Hotel Oberbozen abgebildet. Es kann auch durchaus sein, dass er im Auftrag eines Ansichtskartenverlegers oder der örtlichen Tourismustreibenden gearbeitet hat.
Für einige Zeit war sein Aquarell von Maria Schnee die einzige Darstellung des Ortszentrums (Abb. 2) aus jener Zeit, in der das Gebäude Baumgartner-Prock noch nicht errichtet war. Doch inwieweit kann man Realität aus dem Werk eines Schaffenden ableiten, wenn er künstlerische Freiheit genießt? Beim Bildnis vom Kirchlein Maria Schnee (Abb. 3) wurde z.B. der Doppelbauer weggelassen, wahrscheinlich um den in der Abendsonne glühenden Rosengarten dahinter besser zur Geltung zu bringen. Dafür har er diesem bedeutendem Hof in Maria Schnee ein eigenes Bild (Abb. 1) gewidmet, wo m.E. alles Wesentliche abgebildet wurde. Der große Stadel mit der typischen Rittner Dachform, zudem noch strohgedeckt, hat ihm sicherlich imponiert. Und natürlich musste die den Hof über Jahrhunderte prägende große Lärche mit auf das Bild.
Abb. 3: “Maria Schnee mit Rosengarten – R.A. Höger” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.)
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Höger, R. A. (Anfang 20. Jh.). Maria Schnee mit dem Rosengarten – R.A. Höger [Ansichtskarte Gemälde]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (7)
Category: Ansichtskarten der Woche,Siedlungsgeschichte
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Maria Schnee und der Latemar
Abb. 1: “Maria Schnee – Oberbozen gegen den Latemar (2864 m). Dolomiten. Tirol” (Kolorierte Ansichtskarte, Anfang 20. Jahrhundert).
Vor einer Woche habe ich Bilder vom Migler (Obermigler) gezeigt. Von dort aus, Richtung Südosten, wurde das Foto als Grundlage für diese kolorierte Ansichtskarte gemacht (Abb. 1). An Hand der ersichtlichen Bauwerke schätze ich, dass es in den ersten Jahren der Rittnerbahn entstanden ist. Man sieht nämlich von links nach rechts das Hotel Oberbozen/Holzner, ziemlich verdeckt die Villa Messmer (später vergrößert zu Villa Maria, Bergfink, Gloriette), die Bäckerei, den Rittnerhof, den Gebäudekomplex Baumgartner-Prock (noch unvollendet), das Haus Kofler (später Plankl). Hinter beiden letzteren kann man das helle Dach des Hotel Hofer (vormals Unterhofer, später Post) gerade noch erahnen. Das Maria-Schnee-Ensemble Kirche-Oberhofer-Wegerhaus-Kinselehaus ist hingen vollständig hinter den hohen Bäumen des Parks versteckt. Weiter rechts erkennt man an der Dachform wie immer sehr leicht die Villa Pattis (jetzt Pan) und darunter das Wohngebäude des Doppelbauern (später Hotel Viktoria).
Die Ansichtskarte der Abbildung 2 aus der gleichen Zeit habe ich dazugenommen, weil der Ausschnitt weiter ist. Deshalb kann man rechts von der Villa Pattis die Villa Pobitzer, jetzt Malinowski erkennen und am rechten Bildrand dann die beiden von Edmund v. Zallinger erbauten Gebäude in ihrem charakteristischen an Nord-Ost-Europa erinnerden Bauweise, jetzt im Eigentium der Familien Eccel bzw. Endrizzi. Die Bezeichnung “Südtirol” wurde schon vor der Teilung Tirols zu Werbezwecken verwendet und meinte damit auch das heutige Trentino.
Abb 2: “Maria Schnee – Oberbozen geg. den Latemar (2864 m). Dolomiten (Südtirol).” (Kolorierte Ansichtskarte, Anfang 20. Jahrhundert).
Wenige Jahre darauf ist das Bild ein klein wenig anders (Abb. 3): Ganz links ist nämlich das Dach des neu errichteten Hoferbauer-Stadels zu sehen. Wie schon berichtet, ist dieser Hof, der aus dem Zusammenschluss von Unter- und Oberhofer entstand, in den Zwanzigerjahre aus dem Zentrum von Maria Schnee ausgesiedelt. Zwischen ihm und dem schon bestehenden Bäckereigebäude ist die am Schlauchturm erkennbare Feuerwehrhalle entstanden.
In den 60er-Jahren hat sich, wie in Abbildung 4 ersichtlich ist, das Bild in Details geändert: Die Feuerwehrhalle hat ein Obergeschoss erhalten; es dient der örtlichen Musikkapelle als Probelokal. Der Hoferbauer-Stadel ist nach dem Brand mit einer leicht veränderter Dachform wieder aufgebaut worden. Rechts kann man den Eislaufplatz in seiner ersten Form erkennen.
Abb. 4: “Soprabolzano m. 1225 su Renon verso il Latemar – Dolomiti Oberbozen am Ritten gegen Latemar – Dolomiten” (Ansichtskarte, 60er-Jahre).
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
J.F. Amonn. (60er-Jahre). Soprabolzano m. 1225 su Renon verso il Latemar - Dolomiti Oberbozen am Ritten gegen Latemar - Dolomiten [Ansichtskarte]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (6)
Category: Ansichtskarten der Woche
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Der Obermigler
Abb. 1: “Renon pr. Bolzano – Vista sulle Alpi Centrali” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).
Das Foto der obigen Ansichtskarte wurde gegen Nordwesten aufgenommen. Ganz im Hintergrund kann man die schneebedeckten Ötztaler Alpen erkennen, weiter vorne der Bergrücken des Saltens und in der vordersten Ebene steht der Miglerhof, eigentlich, um genauer zu sein, der Obermigler. Das Wohnhaus weist ein schindelgedecktes Walmdach auf, eine Dachform, die auf dem Ritten früher bei den Wohngebäuden der Höfe sehr häufig anzutreffen war.
Die Abbildung 2 zeigt den Obermigler nochmals. In der Zwischenzeit, wahrscheinlich in den 30er Jahren haben die Gebäude deutliche Umbauarbeiten erfahren. Die Dachgauben weisen daraufhin, dass zusätzlicher, touristisch genutzter Wohnraum benötigt wurde, die Beschriftung “Halpension Miglerhof” untermauert diese Annahme. In der Tat erinnere ich mich, dass, wenn ich als Kind und Jugendlicher im Sommer dort spazieren ging, immer viele Menschen um den Hof herum waren. Die Lage dort ist schon wegen der einmaligen Rundsicht phantastisch. Wohnhaus und Stadel haben jetzt ein Schopfwalm-, das kleinere Nebengebäude ein Satteldach.
Abb 2: “HALBPENSION “MIGLERHOF” 1200 m. Soprabolzano sul Renon – Oberbozen am Ritten” (Ansichtskarte, Nachkriegszeit).
Momentan sieht es so aus, als ob die Baulichkeiten mit Ausnahme des Nebengebäudes nicht genutzt würden. Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann wieder das gewohnte Leben am Obermigler einkehren wird und dass die sicherlich notwendig gewordenen Sanierungsarbeiten mit Bedacht und Gespür durchgeführt werden. Zwei weitere Ansichtskarten aus den früheren Jahren lege ich der Vollständigkeit halber bei (Abb. 3 u. 4).
Abb. 3: “Migl, Partie am Ritten” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jahrhundert).Abb. 4: “Renon pr. Bolzano – Vista sulle Alpi Centrali ” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Foto Fränzl. (30er Jahre). Renon pr. Bolzano – Vista sulle Alpi Centrali [Ansichtskarte]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (5)
Category: Ansichtskarten der Woche,Oberbozner Sommerfrische
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Maria Himmelfahrt
Abb 1: “Assunta del Renòn m. 1193” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).
Der Fotograf steht in der Nähe des Friedhofeingangs und fotografiert nach Nordwesten. Das Hauptmotiv ist die Kirche Maria Himmelfahrt in Oberbozen. Rechts ist noch ein Teil des Frühmesserhauses zu sehen. Sie wurde 1669 erbaut, 1791 erweitert und ist die Nachfolgekirche der weiter entfernten, auf einem markanten Hügel befindlichen Kirche St. Georg und Jakob. Maria Einsiedeln, St. Magdalena und auch Maria Schnee, letztere bis 1866 sind bzw. waren hingegen private Gotteshäuser.
Abb. 2: Innenansicht (Foto aus “Die Kirchen von Oberbozen”, 2000)
Details über diese schöne Barockkirche mitten in der Oberbozner Sommerfrischsiedlung kann man im 2000 erschienenen Kirchenführer Die Kirchen von Oberbozen nachlesen. Interessantes Detail am Rande: Die Kirche in Bozen Stadt ist auch der Himmelfahrt Marias geweiht, welche bekannterweiße im Hochsommer, am 15. August begangen wird. Haben die Sommerfrischler das deshalb gemacht, damit sie nicht für diese Tage ihr Hitzerefugium verlassen mussten? Auch das Kirchlein in Herrenkohlern, einer kleineren Sommerfrischsiedlung am gegenüber liegenden Kohlererberg hat übrigens am gleichen Tag Patrozinium. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?
Abb. 3: Einer der stimmigsten Orte in Oberbozen: “Renon pr. Bolzano Motivo pr. Maria Assunta m 1176 verso le Dolomiti” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).Abb. 4: “Chiesa – Assunta. Soprabolzano sul Renon” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
J.F. Amonn. (Zwischenkriegszeit). Chiesa – Assunta. Soprabolzano sul Renon [Ansichtskarte]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (4)
Category: Ansichtskarten der Woche
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
St. Magdalena
Der Photograph befindet sich in der Nähe des Oberbozner Schießstandes und hat sein Gerät Richtung Osten gerichtet. Vor ihm der Weiler St. Magdalena: rechts das Amonn-Haus, danach jenes der Grabmayr mit dem namensgebenden Kirchlein, links der Stadel des Karlerbauern. Ganz links lugt ein kleiner Teil des Glauberhause hervor. Das sonst immer die Aufnahmen dominierende Braitenberghaus ist von der Lärche im Vordergrund verdeckt. Jenes der Grabmayr ist übrigens das älteste Sommerfrischhaus Oberbozens, es wurde zwischen 1606 und 1611 von Hans Balthasar Heisserer errichtet.
Diese und andere Ansichtskarten vom Ritten sind in der Anfangszeit von der Rittnerbahn-Gesellschaft selbst herausgegeben worden. Ziel war es, den Ritten touristisch zu entwickeln und damit auch steigende Fahrgastzahlen zu generieren. Wenn es nur ging, wurden die Aufnahmen immer gegen Osten gemacht, um den beeindruckenden Schlern mit auf dem Bild zu haben.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Fränzl, L. (Anfang 20. Jh.). Rittnerbahn. Oberbozen. Villenpartie gegen den Schlern. [Ansichtskarte]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (3)
Category: Ansichtskarten der Woche,Siedlungsgeschichte
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Maria Schnee und der Rosengarten
Abb 1: “Ritten, Tirol: Oberbozen – Maria Schnee mit dem Rosengarten”, Ansichtskarte, Anfang 20. Jahrhundert.
Maria Schnee vom Westen her, dort wo heute das Malinovskihaus steht, fotografiert, auch damit die fotogene Rosengartengruppe mit auf die Glasplatte gebannt wird. Ganz links erkennt man den Gartenpavillon im Wegerpark, nach rechts zunächst die Kirche Maria Schnee, die Villa Kinsele, das Wohngebäude des Unterhofers (später Hotel Hofer, Hotel Friedl und zuletzt Hotel Post) und ganz zum Schluss jenes des Doppelbauern (zuletzt Hotel Viktoria) mit einen kleinen Teil des Stadeldaches. Auf seiner Nordseite steht eine mächtige Lärche, welche sogar in der Literatur Hans v. Hoffensthals Eingang gefunden hat: “… zunächst den paar Häusern von Maria Schnee, Luisl’s Vaterhaus, neben dem die kleine Kirche hockte, die Höfe vom Doppelbauer und vom Hofer, dieser mit ein paar zausigen Albern, jener mit einer alten Lärche, jeder aber mit einer von moosigem Stroh bedachten Scheune. …”
Eine sehr frühe Aufnahme, mindestens ein Jahrzehnt vor der Eröffnung der Rittnerbahn, als die Welt in Oberbozen laut obigen Autor noch in Ordnung war. Als Basis meiner Zeiteinschätzung dient die Beobachtung, dass unser Haus noch nicht den Außenkamin aufweist, der notwendig wurde, als Franz Kinsele Ende der 1890er Jahre einen Kachelofen in der hinteren Kammer einbauen ließ. Ein weiteres Indiz für die vortouristische Zeit ist das weitgehende Fehlen von Zäunen. Die mit dem Bahnbau einsetzende Parzellierung der Grundstücke für den Bau der Villen hat noch nicht stattgefunden, in Maria Schnee sind die Grundstücke noch fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt und auf den Unterhofer, den Oberhofer und dem Doppelbauer aufgeteilt. Auf der rechten Hälfte ist eine Acker sichtbar; im Mittelgebirge dominierte nämlich im Gegensatz zu heute der Getreideanbau, das Landschaftsbild war entsprechend vielfältiger. Vergrößert man das Bild, so erkennt man vor dem Kirchlein das große, noch frei stehende Wegkreuz und einen Weg, den Beginn des heutigen Sommerfrischweges Richtung St. Magdalena und Maria Himmelfahrt.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Hoffensthal, H. von. (1914). Marion Flora. Fleischel.
Ansichtskarten der Woche (2)
Category: Ansichtskarten der Woche
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Maria Schnee und der Schlern
Abb. 1: “Maria Schnee in Ober-Bozen (1193 m) am Ritten”, kolorierte Ansichtskarte, Anfang 20. Jhdt.
Eine kolorierte Photographie aus den Jahren der vorletzten Jahrhundertwende. Der Fotograph hat im Rücken die heutige Gelf-Villa und fotografiert Richtung Osten, ganz rechts im Vordergrund ist das Schlernmassiv zu sehen.
Die Gebäude, beginnend von rechts, sind: der Stadel des Doppelbauern, das Wohngbäude, letztlich Hotel Viktoria ist dahinter nicht sichtbar, dann die Westseite des Unterhofers (heute Hotel Post), dann, etwas näher zum Betrachter, ein Nebengebäude des Doppelbauers, in dem – so hörte ich es – das Baubüro der Rittnerbahn untergebracht war, das Kirchlein Maria Schnee (die Villa Kinsele ist hinter den damaligen Kastanienbäumen versteckt), ganz links, zuletzt, eines der beiden von Edmund von Zallinger erbauten Häuser, welche als Lungenheilanstalten gedient haben sollten.
Rechts im Bild sieht man nicht nur den Fahr- und den Fußweg, wie er auch heute noch vorhanden ist, sondern links davon auch eine weitere Trasse. Sofern das Bild nicht retuschiert wurde, müsste das der Unterbau der im Bau befindlichen Rittnerbahn sein. Darauf wurden danach die Geleise samt Schotterauflage verlegt, parallel dazu die Oberleitung errichtet. Somit kann man den Aufnahmezeitpunkt auf Sommer (reifer Getreideacker!) 1906 eingrenzen.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Anonym. (Anfang 20. Jh.). Maria Schnee in Ober-Bozen (1193 m) am Ritten [Ansichtskarte koloriert]. Sammlung A. Kobler.
Ansichtskarten der Woche (1)
Category: Ansichtskarten der Woche
geschrieben von Armin Kobler | 28. September 2025
Die Hoferbreiten
Abb. 1: “Aussicht auf die Dolomiten”, Ansichstskarte, um der vorletzten Jahrhundertwende.
Es handelt sich um ein älteres Exemplar meiner kleinen Sammlung, das Foto könnte vor dem Bau der Rittnerbahn entstanden sein. Der Aufnahmeort dürfte ein Balkon des Doppelbauern (heute als Hotels Viktoria bekannt) sein. Der Blick geht nach Südosten zu den Dolomiten. Links erkennt man in der Ferne Teile des Rosengartenmassivs, rechts den Latemar. Der bewaldete Bergrücken beginnt links beim Wolfsgrubnersee und endet rechts mit dem Signater Kopf. Im Vordergrund ein Teil der Hoferbreiten mit einem pflügenden Ochsengespann am linken Bildrand. Etwas rechts davon, wo der helle Feldweg dem Zaun in der Mitte am nächsten ist, steht heute ungefähr die erste Stütze der Seilbahn. Die Schupfe weiter hinten existiert nicht mehr. Das Anklicken des Bildes bewirkt wie (fast) immer die Vergrößerung der Abbildung.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen: