Wer begleitet uns übrigens im Renovierungs-/Umbauprojekt? Es ist Franz Kosta aus Salurn. Nachdem wir seit Jahren sein Arbeiten, besonders im Bestand, verfolgt haben, fiel unsere Wahl auf ihm. Wichtig war für mich auch, dass er über ein profundes Geschichtswissen verfügt. Die Tatsache, dass er der Mann der Germanistin Cäcilia Wegscheider ist, welche sich u.a. mit Flurnamen, ein weiteres meiner Lieblingsthemen, beschäftigt, und alte Dokumente entschlüsseln kann, ist sicherlich ein zusätzliches Plus für das Gelingen dieses Gesamtprojektes.
Bestandespläne sind der Ausgangspunkt für erste Überlegungen und Entwürfe. Meine Eltern ließen das Haus 1970 von Ing. Konrad Piller umbauen. Leider liegt von damals nichts als dieser Plan auf, auch nicht im Archiv der Gemeinde Ritten. Keine Schnitte, keine Ansichten. Auch sein Sohn, der Bozner Architekt Wolfgang Piller, konnte uns nicht weiterhelfen.
Meinen Freund Geom. Michael Vieider habe ich gebeten, am Gebäudkataster nachzuschauen, was dort diesbezüglich aufliegt. Er wird auch alle notwendigen zusätzlichen Vermessungen vornehmen.
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Piller, Kajetan (1970). Grundriss 1. Stock Plan Umbau Abbruch/Neu.
Schneedruck
Category: Renovierung,Zeitschiene
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Seit zumindest zwei Jahrhunderten prägen zwei Bäume die Ansicht der Villa Kinsele von Süden. Und zwar eine Rosskastanie und eine Winterlinde. Auf alten Ansichten sieht man, dass gegen Westen zumindest noch eine zusätzlich Rosskastanie gestanden hat. Im Lauf ihres Lebens wurden sie immer wieder gestutzt um das Haus nicht zu sehr zu beschatten und auch um es durch herabfallende Äste nicht zu gefährden.
Sie machen auch einen recht gesunden Eindruck, zumindest äußerlich. Anfang Dezember haben die starken und auch nassen Schneefälle ganz unerwartet das Abbrechen eines dicken Hauptastes bei der Linde verursacht. Auch ein Teil des Terrassenzaunes wurde komplett zerstört.
Wie man sieht, war es nur eine Frage der Zeit, bis dies geschehen würde, seit Jahrzehnten wahrscheinlich ist der Innenteil immer hohler geworden. Wir hängen seht stark an diesen beiden Bäumen und möchten die Linde in jedem Fall retten. Schon nächste Woche wird ein Baumpflegefachmann für eine Diagnose vorbeischauen. wie man sieht, macht das Bedürfnis nach Renovierung vor dem Pflanzenbestand nicht Halt.
Können wir die Linde retten?
Category: Hausgeschichte,Renovierung,Zeitschiene
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
in einem früheren Beitrag habe ich von dem bedeutendem Astbruch an unserer Linde berichtet. Nachdem ihr möglichst langer Erhalt uns in Sinne eines Ensemble sehr wichtig ist, habe ich nicht lange gewartet und einen früheren Kollegen aus unseren gemeinsamen Laimburg-Zeiten um Rat gebeten. Valentin Lobis, seit Jahren als erfolgreicher Gutachter im Baumpflegewesen unterwegs, war letztlich vor Ort und hat sich beide Bäume, also auch die Rosskastanie angeschaut und abgeklopft. Die im Stamm der Linde vorgefundene weitverbreitete Fäulnis hat wahrscheinlich vor 50 Jahren begonnen. Ungefähr in dieser Zeit wurde sie meines Wissens auch das erste Mal radikal zurückgeschnitten.
Ein spezialisiertes Baumpflegeunternehmen wird sich im März/April unter seiner Aufsicht des Baumes annehmen. Es gilt im Sinne der Stabilität und des Fortbestandes, mehrere tiefer gelegene Kronenstockwerke aufzubauen und die hohe Spitze schrittweise im Lauf der nächsten Jahre zurückzunehmen. Nach dem Austrieb wird Valentin den Baum auch bestimmen und meine Annahme, dass es sich um eine Winterlinde (Tilia cordata) handelt, bestätigen oder verwerfen. Er zweifelt etwas daran, weil seit Jahrhunderten in Mitteleuropa ganz viel Hybriden verbreitet sind.
Die Rosskastanie ist in einem bedeutend besseren Zustand. Aber auch ihr müssen gezielt einige Äste entnommen werden, damit sie eine weitestgehend gesicherte Zukunft hat. Wie prägend die zwei (eigentlich drei) Bäume für die Villa Kinsele seit jeher waren, zeigen auch die unten angeführten Bilder von 1900. Interessant wäre natürlich eine Altersbestimmung der Bäume. Beim nächsten Zusammentreffen muss ich Valentin fragen, ob diese heutzutage minimalinvasiv erfolgen kann, d.h. ohne dem Gesundheitszustand abträglich zu sein.
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Anonym (1900). Villa Kinsele Südfassade gegen Westen [Fotografie].
Das rechte Maß
Category: Renovierung,Zeitschiene
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Voraussetzung für eine valide Planung von Renovierungs- oder Umbauplanungen sind exakte Pläne des Bestandes. Nur so können die möglichen Gestaltungsszenarien realistisch dargestellt und demzufolge richtig bewertet werden. Zudem sind der Realität entsprechende Planunterlagen eine grundlegende Voraussetzungen für das Genehmigungsverfahren im Denkmalamt und in der Gemeinde.
In der Villa Kinsele ist diese Tage neueste High Tec auf barocken Bestand getroffen. Unser Vermessungstechniker Michael Vieider hat mit Hilfe eines Laserscanners das gesamt Haus innen und außen vermessen. Statt mit dem bewährten Maßband oder neuerdings dem Laser-Entfernungsmesser die Maße zu erheben und mit diesen Ansichten, Grundrisse und Schnitte – inzwischen natürlich digital – zu zeichnen, wurde in jedem Raum ein Laserscanner aufgebaut.
Laserscanner erfassen in kürzester Zeit die gesamte sichtbare Umgebung und speichern sie im digitalen Modell dreidimensional ab. Der 3D-Scanner dreht sich horizontal und um seine eigene Achse und tastet in wenigen Minuten (je nach Auflösung) die Oberflächengeometrie eines Messgegenstandes berührungslos ab. Je nach Modell des Scanners werden Millionen Messpunkte farbig oder schwarzweiß erfasst und bilden das Bauwerk, den Raum, das Bauteil, aber auch die Umgebung mit größter Präzision ab. Der Erfassungsbereich der sichtbaren Punkte reicht bei modernen Geräten von wenigen cm bis mehreren hundert Metern. Die Einzelscans verschiedener Standorte werden vom Rechner über Referenzpunkte zu einem räumlichen Gesamtmodell zusammengefügt. So können selbst große und komplizierte Bauwerke und Strukturen präzise bis ins Detail aufgenommen und dokumentiert werden.
Heute haben Monika und ich das erste Mal den Architekten Franz Kosta in Salurn besucht. Wir waren verständlicherweise schon sehr auf seine ersten Entwürfe im Rahmen der Machbarkeitsstudie gespannt. Wir hatten den Eindruck, dass Franz schon recht deutlich gespürt hat, in welche Richtung wir uns bewegen möchten. Den vorgefunden Bestand verstehen, sein Potential erkennen und mit den Bauherren lange und offen Gespräche führen ist ein bewährtes Mittel, um das Projekt erfolgreich zu entwickeln. Der Projektant muss verstehen, was wir wollen, wir müssen ihn gestalten lassen.
Sobald das Gebäude vollständig vermessen ist, können die verschiedenen Szenarien konkreter dargestellt werden. Dann kann auch mit einer ersten Kostenschätzung begonnen werden. In der Folge werden wir sehen, welche Ideen sich noch im finanziellen Rahmen befinden und welche nicht mehr. Die Villa Kinsele steht unter Denkmalschutz, ich empfinde es eher als eine Chance, als ein Hindernis. Sobald der Fortschritt der Machbarkeitsstudie es sinnvoll erscheinen lässt, werden wir das Gespräch mit dem Denkmalamt suchen.
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Der Friedl’sche Gemüsegarten erstreckte sich früher noch ein Stück gegen Osten, jetzt zum Hoferhaus gehörig, und im Süden bis zum Zaun an der Himmelfahrter Straße. Seit vielen Jahren ist dort aber nur mehr Wiese. Deshalb war es naheliegend, dass wir dem Wunsch nach ein paar Obstbäumen dort realisiert haben. Die Sortenwahl widerspiegelt die inzwischen stattgefundene Klimaerwärmung einerseits und andrerseits das Anliegen, alte Sorten wieder zu entdecken bzw. an ihrer Erhaltung beizutragen.
Der Verein zählt Mitglieder aus allen Teilen des Landes, welche sich nach ihren Möglichkeiten für das Kulturerbe der bäuerlichen Landwirtschaft einsetzen. Unsere Themen sind Sorten- und Artenvielfalt im Streuobst, Saatgutgewinnung von samenfesten Sorten und deren Anbau sowie Vorteile autoktoner Haustierrassen und deren Haltungsansprüche. Es findet ein reger Austausch über die Verwendung oder Veredelung der jeweiligen Produkte statt, welche bei Verkostungen immer wieder bekannt gemacht werden. Eine Gruppe von Bauern und Fachleuten setzt sich für den Erhalt und Wiederanbau alter lokaler Obstsorten ein und möchte die Nutzung von Streuobstwiesen wieder beleben. Alte Sorten sind wichtige genetische Ressourcen. Ihre Früchte sind vielfältig und charakteristisch im Geschmack. Ihre Verwendungen sind speziell und verführen in eine eigene Welt.
Weichen musste leider eine Esche, welche vor ca. 30 Jahren am Rande des Garten spontan aufgegangen ist. Im Südwesten gelegen hätte sie zu viel Schatten sei es auf den Gemüse- wie Obstgarten geworfen. Weiters haben wir am Zaun der unteren Wiese gegenüber dem Doppelbauer-Nachbarn drei Holundersträucher gesetzt. Dieser Standort ist für diese Art am besten, weil es dort immer feucht ist. Die Sorte Haschberg ist eigentlich keine bedrohte. Sie ist nämlich im Erwerbsholunderanbau meines Wissens immer noch aktuell.
Der verbliebene Rest des Gemüse- und Blumengartens – er war früher gut doppelt so groß – wurde inzwischen von der Firma Spinell mustergültig wieder auf Vordermann gebracht und zusammen mit uns gestaltet. Noch ruhen die frisch gesetzten Pflanzen und viele können erst in ein paar Wochen gepflanzt werden. Wir sind aber sehr zuversichtlich und erfreuen uns schon jetzt daran.
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Hat der Tischler und Restaurator Walter Alber aus Unterinn anerkennend gemeint, als wir beide diese Holzverzierung erstmals gesehen haben. Heute hat er nämlich eine Täfelung abgeholt, welche sich im Schlafzimmer meiner Eltern befunden hat, von diesen aber anfangs der 70er Jahre im Laufe der damaligen Umbauarbeiten entfernt und am Dachboden eingelagert wurde. Sie wurde bei der Demontage zum Glück nicht allzu sehr beschädigt und hat auch die über fünfzig Jahre am Dachboden recht gut überstanden. In den nächsten Monaten wird sie renoviert werden und steht dann für einen Wiedereinbau am ursprünglichen Ort zur Verfügung.
Mit diesem Abtransport ist die Renovierung der Villa Kinsele in die Umsetzungsphase getreten. Die Planungen sind weitestgehend abgeschlossen und das Genehmigungsverfahren in der Gemeinde und im Denkmalamt haben begonnen. Auch wurden schon die meisten notwendigen Handwerkerfirmen kontaktiert. Lokalaugenscheine mit diesen zur Abschätzung des Arbeitsvolumens wurden auch schon durchgeführt. Von der Einstellung der Bauherren und der Kompetenz des Planers Franz Kosta her müsste das Projekt eigentlich gut bei den Behörden ankommen, wir hoffen sehr auf keine negative Überraschungen in dieser Hinsicht, aber man weiß bekanntermaßen nie…
Ein Etappensieg
Category: Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Gestern ist es angekommen, das heißersehnte Gutachten des Denkmalamtes. Und es ist positiv im Hinblick auf die von uns angestrebten Arbeiten! Die Auflagen hinsichtlich Materialien, Oberflächen, Dacheindeckung, Fenster, Türen, Gauben usw. decken sich mit unseren Vorstellungen. Das Haus soll ja schonend renoviert und nicht zu Tode saniert werden. Auch dass wir von bestimmten Teilen im Vorfeld zu genehmigende Detailzeichnungen einzureichen haben und vor Baubeginn ein Lokalaugenschein durchzuführen ist, passt in unser Verständnis von Vorgehensweise im historischen Kontext.
Der nächste Schritt ist die Behandlung in der Kommission für Raum und Landschaft in der Gemeinde Ritten. Dieses Gutachten ist sicherlich eine gute Grundlage für eine positive Bearbeitung unseres Gesuches.
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Lintner, Paul (2022, March 17). Baugenehmigung Nr. 27 vom 17.03.2022. Gemeinde Ritten.
Tilia cordata, die Winterlinde
Category: Oberbozner Sommerfrische,Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Diese Baumart muss zur Zeit der Errichtung der Oberbozner Sommerfrischhäuser sehr beliebt gewesen sein, sind doch alle Gärten und das Gelände des Schießstandes hauptsächlich mit Linden bepflanzt. Diese edlen Schattenspender treten besonders in der langen Allee in Erscheinung, welche am Ortnerhof beginnt und mit der Menz’schen Gloriette endet.
Die Villa Kinsele verfügte meines Wissens nur über eine Linde, dafür aber über zwei gleich alte Rosskastanienbäume (Aesculus hippocastanum). Einer von diesen beiden stand an der Westseite des Hauses, so dass dieses in laubtragenden Zeit den ganzen Tag in dichten Schatten gehüllt war. Ein Beleg dafür, dass damals die Sommerfrischhäuser nicht vorwiegend sondern auschließlich als solche benutzt wurden und wie wenig der Aufenthalt in der direkten Sonne erwünscht war. Letzterer Grund wird auch dadurch belegt, dass es zahlreiche Sitzgelegenheiten ums Haus und unter den Bäumen gab, wodurch bei jeder Sonnenstellung schattige Orte zum Aufenthalt genutzt werden konnten.
Die Rosskastanie im Westen ist zum letzten Mal auf einem Aquarell von 1945 zu sehen. Ihre Rodung ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit der im Musiksalon entstandenen Wohnung zu sehen, da diese ganzjährig vermietet wurde und damit der lang andauernde Schatten nicht mehr erwünscht war. Das verbliebene Linden-Rosskastanien-Paar an der Südseite haben wir 2021 sanieren lassen und der Austrieb dieser beiden Jahre zeigt uns, dass die Eingriffe eine positive Wirkung gehabt haben.
Die Wegverbreitung vor dem Maria-Schnee-Kirchlein mit seinen Parkbänken wird im Sommer gerne als Ruheplätzchen von den Ausflüglern genutzt. Der besonders um der Mittagszeit willkommene Schatten wird von den Rosskastanien des angrenzenden “Wegerparks” gespendet. Nachdem sich ihre Vitalität in letzten Jahren deutlich verschlechtert hat, war es naheliegend, sich bei Zeiten um einen Ersatz zu kümmern. Was lag näher, als an unserer Grundstücksgrenze drei Linden zu setzen? Peter Spinell vom gleichnamigen Gartenbaubetrieb hat unser Anliegen sehr kompetent umgesetzt.
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Für Anfang Oktober ist der Baubeginn geplant, bis dorthin muss alles, was nicht niet- und nagelfest ist, aus dem Haus sein. Ein Möbelpacker wird Ende September kommen, um mit seinen Leuten das Mobiliar zwischenzeitlich in sein Depot zu bringen. Bilder, Haushaltsgegenstände, Textilien und andere kleinere Sachen müssen wir in Umzugskartonen bis dorthin bereitstellen.
Einen der wenigen noch freien Tage vor dem Beginn der Weinlese haben wir genutzt, um mit dieser für mich unangenehmen Arbeit anzufangen, beginnend am Dachboden. Was behalten wir, was werfen wir weg? Dass man sich dann auch noch oft untereinander nicht einig ist, macht das ganze nicht unbedingt einfacher. Wenn man die Gegenstände einzeln in den Händen hält, fallen zahlreiche Details erstmals auf.
Dieser große Lederkoffer scheint viel in der Welt herumgekommen zu sein. Und nein, er hat nichts mit den Kinseles zu tun. Er ist Teil einer anderen, großen Geschichte. Aber darüber ein anderes Mal. Inzwischen möchte ich die wertvollen Einpacktips, gefunden in einem Schrankkoffer, der geschätzten Leserschaft nicht vorenthalten:
Endlich begonnen!
Category: Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Am 13. Oktober haben die Arbeiten konkret angefangen, und zwar mit der Errichtung der Baustellenzufahrt. Freundlicherweise lässt uns dazu Erwin Mayr vom Hotel Post/Viktoria über seinen Grund fahren. Die ansonsten verwendete Einfahrt ist grundbücherlich auch für Bauzwecke verbürgt, die Lastwagen würden sie aber sehr beanspruchen, wodurch aufwändige Instandsetzungsarbeiten notwendig würden und voraussichtlich auch unangenehme Reibungspunkte mit dem Nachbarn entstünden.
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Schwerer Eingriff
Category: Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
aber im Sinn der längerfristigen Erhaltung unausweichlich.
Was ist eigentlich der Sinn der Renovierung bzw. des Umbaus der Villa Kinsele? Zusammengefasst: Das Haus soll auch unter veränderten Rahmenbedingungen weiterhin das ganze Jahr bewohnbar bleiben, Infrastrukturen aus den 70ern, welche immer weniger funktionsfähig sind, ersetzt und Bausünden und Stilbrüche aus den vorigen Jahrzehnten so weit wie möglich korrigiert werden.
1971 haben meine Eltern das Haus umgebaut. Sie wollten es winterbewohnbar machen und allgemein den damaligen Anforderungen anpassen. Dafür wurden die historischen Fenster durch Holzfenster im sogenannten Wagnersystem ersetzt, die Türen und Jalousien ausgetauscht, eine ölbefeuerte Zentralheizung mit Heizkörpern in allen Räumen und ein zusätzliches Bad eingebaut, Teppichböden in den Schlafräumen über die Holzböden geklebt, einen Wandtäfelung entfernt, die alten Sandsteinböden auf den Gängen und im Außenbereich durch pflegeleichtere Klinker bzw. Porphyrplatten ersetzt, die alte Küche mit einer Einbauküche ausgetauscht.
Der damalige Zeitgeist war verständlicherweise nach den vielen Jahren der Entbehrungen auf gesteigerte Bequemlichkeit getrimmt, maß aber der Erhaltung historischer Bausubstanz nur eine untergeordnete Rolle zu. Auch wenn das Projekt von Ingenieur Kajetan Piller (1911 bis 1991) stammt und das Gebäude schon damals unter Denkmalschutz stand, hat das Haus durch den Umbau an Charakter eingebüßt, es mehrere Eigenheiten, welche es als Teil der ersten Oberbozner Sommerfrischsiedlung ausweist, verloren. Heute frage ich mich, ob dies dem Bauherrn, dem Planer oder beiden anzulasten ist. Zugutehalten möchte ich aber den Eltern, dass sie die Täfelung, die alten Fenster samt Putzenscheiben sowie die Jalousien und Türen nicht entsorgt, sondern am Dachboden eingelagert haben. Wer weiß warum…
Beim Einbau der Zentralheizung vor 50 Jahren wurden die Metallleitungen komplett unisoliert in den Mauern und Böden verlegt. Nicht nur, dass der Energieaufwand zum Heizen sei es finanziell wie umweltmäßig nicht mehr akzeptabel war, auch wurden die Leitungen mit der Zeit immer mehr undicht. Der Umstieg auf eine Fußbodenheizung in allen Räumen hat sich angeboten, ist diese doch raumklimatisch besser und kommt sie auch ohne die unschönen Heizkörper und ihren Mauernischen aus. Und das Erdreich unter den Böden im Erdgeschoss muss sowieso ausgetauscht werden, da von der Nordseite her Wasser unter das Haus gelangt ist. Das hat über die Jahre das Mauerwerk relativ stark angegriffen, eine gezielte Drainage und die Konsolidierung der Mauernbasis – von Fundament kann man nicht sprechen – ist unbedingt notwendig. Die Isolierung der Dachbodendecke sowie neue Fenster sollen die Energiebilanz weiter verbessern.
Diffizile Aufgabe
Category: Hausgeschichte,Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
samt vielen Zweifeln.
„Als lebendige Zeugnisse jahrhundertealter Traditionen der Völker vermitteln die Denkmäler in der Gegenwart eine geistige Botschaft der Vergangenheit. Die Menschheit, die sich der universellen Geltung menschlicher Werte mehr und mehr bewußt wird, sieht in den Denkmälern ein gemeinsames Erbe und fühlt sich kommenden Generationen gegenüber für ihre Bewahrung gemeinsam verantwortlich. Sie hat die Verpflichtung, ihnen die Denkmäler im ganzen Reichtum ihrer Authentizität weiterzugeben. …”
Die Arbeiten in der Villa Kinsele erwiesen sich als weitaus spannender als vermutet. Gleichwohl ich mir bereits auf Grund der fachmännischen Begleitung durch den Architekten Franz Kosta und den Holzrestaurator Walter Alber neuere Erkenntnisse erwartete, wurde ich, bzw. wir alle, von den neuesten Entdeckungen sehr überrascht. Immer wieder stoßen wir auf unerwartete Details, die unsere Theorien der Hausgeschichte nicht bestätigen und dann wieder auf Dinge, welche wir schon vermutet hatten. Über diese Funde wird noch detailliert berichtet werden.
Doch wie geht man mit diesen Entdeckungen um? Tatsache ist, dass in den fast 400 Jahren das Haus immer wieder verändert wurde. Dabei wurden Elemente entfernt, andere kamen dazu und neuere wiederum haben im besten Fall frühere nur verdeckt und nicht zerstört. Das Haus besteht also teilweise aus verschiedenen Hüllen, welche durch die Renovierung auch partiell oder gänzlich sichtbar gemacht werden können.
Darüber, dass so einige Veränderungen der jüngeren und jüngsten Geschichte rückgängig gemacht werden können oder sogar müssen, sind wir uns wahrscheinlich einig. Waren es doch Umbauten, welche verallgemeinernd wirken, dem Haus seine Alleinstellung verringert haben. Aber auf welche Zeitepoche greift man schlussendlich zurück, in den Räumen, wo man den Luxus hat, aussuchen zu können?
Soll es der Barock mit seinen opulenten Deckengemälden sein, dem Zeitalter, in dem die Oberbozner Sommerfrischhäuser mehrheitlich entstanden sind, die bekannte Sommerkolonie gegründet wurde? Oder soll die sich an der deutschen Renaissance inspirierende Holzstube erhalten bleiben, welche vor circa 120 Jahren ganz à la mode unter Verwendung teils älterer, teils zeitgenössischer Elemente eingebaut wurde um das Haus auch im Winter bewohnbar zu machen?
Hinsichtlich der Art, wie man mit zu nutzender historischer Bausubstanz umzugehen hat, hat sich die Herangehensweise mit der Zeit immer wieder, auch sehr stark, verändert. Von einem stilistischen Reinheitsgebot, das Weiterbauen auch nach viel vergangener Zeit nur in der begonnenen Manier erlaubt (1) , über das Weiterbauen mit zeitgenössischer Formensprache, klar abgegrenzt zum historischen Bestand (2) bis zum sorg- und respektlosen Umgang mit dem Alten (3), wie es unsere Vorfahren größtenteils gelebt haben, spannt sich die Art des Umgangs.
Als international anerkannte Richtlinie in der Denkmalpflege gilt die 1964 verfasste Charta von Venedig. Auf sie wird immer wieder Bezug genommen, ein Grund mehr, diesen gar nicht zu langen Text aufmerksam zu lesen. Hinsichtlich unseres Projektes sind m.E. folgende Artikel von Bedeutung:
Artikel 5 Die Erhaltung der Denkmäler wird immer begünstigt durch eine der Gesellschaft nützliche Funktion. Ein solcher Gebrauch ist daher wünschenswert, darf aber Struktur und Gestalt der Denkmäler nicht verändern. Nur innerhalb dieser Grenzen können durch die Entwicklung gesellschaftlicher Ansprüche und durch Nutzungsänderungen bedingte Eingriffe geplant und bewilligt werden.
Artikel 9 Die Restaurierung ist eine Maßnahme, die Ausnahmecharakter behalten sollte. Ihr Ziel ist es, die ästhetischen und historischen Werte des Denkmals zu bewahren und zu erschließen. Sie gründet sich auf die Respektierung des überlieferten Bestandes und auf authentische Dokumente. Sie findet dort ihre Grenze, wo die Hypothese beginnt. Wenn es aus ästhetischen oder technischen Gründen notwendig ist, etwas wiederherzustellen, von dem man nicht weiß, wie es ausgesehen hat, wird sich das ergänzende Werk von der bestehenden Kopie abheben und den Stempel unserer Zeit tragen. Zu einer Restaurierung gehören vorbereitende und begleitende archäologische, kunst- und geschichtswissenschaftliche Untersuchungen.
Artikel 11 Die Beiträge aller Epochen zu einem Denkmal müssen respektiert werde: Stileinheit ist kein Restaurierungsziel. Wenn ein Werk verschiedene sich überlagernde Zustände aufweist, ist eine Aufdeckung verdeckter Zustände nur dann gerechtfertigt, wenn das zu Entfernende von geringer Bedeutung ist, wenn der aufzudeckende Bestand von hervorragendem historischen, wissenschaftlichen oder ästhetischen Wert ist und wenn sein Erhaltungszustand die Maßnahme rechtfertigt. Das Urteil über den Wert der zur Diskussion stehenden Zustände und die Entscheidung darüber, was beseitigt werden darf, dürfen nicht allein von dem für das Projekt Verantwortlichen abhängen.
Als der Form der Vertiefung und konkreten Umsetzung der Charta-Prinzipien wird ebendort das Strategiemodell – Bauen im Bestand vorgestellt.
Der Besuch im Innsbrucker Ferdinandeum und seiner Ausstellung “Im Detail – Die Welt der Konservierung und Restaurierung” hat nicht nur mein Wissen um die Thematik erweitert, sondern noch einmal das Bewusstsein geschärft. Ich kann den Besuch nur empfehlen, betreffen die Inhalte doch alle Personen, welche mit offenen Augen die Umwelt erfahren.
“Kostbare Gemälde, uralte Bücher, zeitgenössische Kunst und volkskundliche Gebrauchsgegenstände: Egal welchem dieser Exponate Sie im Museum begegnen, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es bereits durch die Hände einer Restauratorin oder eines Restaurators gegangen ist.” “Wie lange darf eine zarte Zeichnung im Licht hängen? Wie wird eine fragile Holzskulptur verpackt? Oder wie können edle Trachten vor Mottenbefall bewahrt werden?”
Je mehr Zeit ich verwende, um mich mit der Hausgeschichte im weitesten Sinne zu beschäftigen, desto mehr wächst der Respekt und die gefühlte Verantwortung gegenüber dem nicht von ungefähr denkmalgeschützten Haus. Die fachliche Begleitung durch den Architekten und das Denkmalamt sind unerlässliche Stützen bei der Bewältigung der Aufgabe, aber manche Entscheidungen muss ich als Bauherr selbst treffen. Wenn es auch prioritär bleiben muss, aber als alleiniges Ziel der Arbeiten kann nicht nur die Aufwertung des historischen Objektes sein, auch die zeitgemäße Verwendbarkeit, der finanzielle Rahmen und nicht zuletzt persönliche Vorlieben sollten Platz finden. Ein heikle Aufgabe, denn mein Ansinnen ist außerdem, dass auch die Nachwelt unsere Maßnahmen als zumindest nicht falsch beurteilen wird. Realistische Erwartungen oder Illusion?
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Immer wieder stoßen wir, wie schon im vorigen Beitrag angeklungen, auf Unerwartetes. Beispielsweise auf die Deckenbemahlung im Gangbereich des Erdgeschosses. Sie ist gleich wie jene, immer schon sichtbare im ersten Stock des Hauses. Oder auf die Dekorationsmalerei, welche ursprünglich alle vier Wände des Musikzimmers gestaltet hat.
An der Decke sind neben den für das Barock so typischen üppigen und bunten Ranken zwei Heilige dargestellt: es sind dies der heilige Sebastian, Schutzheiliger gegen Seuchen und der heilige Florian, der vor Brand bewahren soll. Die Decke wurde wahrscheinlich vor ca. 130 Jahren von unten her mit Brettern zugenagelt, diese dann mit Stroh versehen und verputzt. Ich nehme an, weil sie inzwischen, besonders wegen der Nähe zur Küche mit offenem Herd, zu reinigen bzw. restaurieren gewesen wäre und weil sie nicht mehr in das inzwischen neugotisch gestaltete Ambiente gepasst hat. Das ist natürlich nur ein Hypothese meinerseits, mal schauen, ob sie sich als wahr oder eben nicht herausstellen wird.
Der Bereich nahe der Küche hat besonders unter dem Rauch gelitten, da wird es sicher schwierig bis unmöglich werden, einen ästhetisch akzeptablen Zustand wiederherzustellen, schade. Wir lernen hier wieder, wie bedenkenlos auch früher mit Sachen umgegangen wurde, welche nicht mehr in Mode waren.
Auch die Decke im Stubenbereich ist im Prinzip gleich gestaltet, das hat das Herauslösen eines Bodenbrettes im darüber liegenden Musikzimmer ergeben. Nachdem wir die Stuben so erhalten wollen, wie wir sie vorgefunden haben, wird sie dort wohl für’s Erste verborgen bleiben. In einem weitaus besseren Zustand als jene am Gang ist sie in jedem Fall, wie schon das reine Weiß zeigt. Interessant wäre natürlich zu wissen, ob auch dort Heilige in Medaillons dargestellt sind.
Die im Musikzimmer vorgefundenen Wandmalereien – wir nennen den großen Salon mit den sechs Fenstern so, weil sich dort bis in die 50er Jahre u.a. ein Klavierflügel befand – unterstreichen den rappresentativen Charakter des Raumes. Sie stammen anscheinend aus der der Klassik, den pastellfarbenen Flächen und geraden Linien wird von roten schlängelden Rosen geschickt die Strenge genommen. Leider sind diese Seccomalereien stark beschädigt. Einmal, weil sie durchlöchert wurden, damit der spätere Putz daran haften kann und weil die Errichtung der Zwischenmauern in den 50ern – eine komplette Kleinwohnung wurde hineingesetzt – das Aufspitzen der Außenmauern notwendig machte. Ich hoffe, dass wir sie wenigstens an ein paar Stellen wieder renoviert sichtbar machen können und so die Geschichte des Raume zumindest ansatzweise vergegenwärtigen können.
Konsolidieren und isolieren
Category: Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Damit das Baudenkmal auch weiteren Generationen erhalten bleibt, sind auch außerordentliche Baumaßnahmen notwendig. Das von der Nordseite her eindringende Bodenwasser hat Mauerwerk, Holzböden und sogar die Täfelungen in der Winterstube über Jahre zu schaffen gemacht. Die Tatsache, dass die Häuser dieser Zeit über keine richtigen Fundamente verfügen und die Böden, ob aus Stein oder Holz, einfach nur auf dem Erdreich gelegt wurden, wirkt sich diesbezüglich erschwerend aus.
Deshalb wurde das unterste Mauerwerk außen und innen verstärkt, Drainagerohre verlegt, welche das Wasser vor dem Haus außen ableiten aber auch bei Bedarf den Innenbereich entwässern können. Und auch gegen aufsteigende Feuchtigkeit wurden Folien verlegt. Somit verbessert sich auch die Wohnqualität: der leicht muffelnde Geruch im Erdgeschoss, an den ich mich über die Jahre eigentlich gewohnt hatte und der mir auch als unvermeidbar vorgekommen, aber Außenstehenden sehr wohl eher unangenehm aufgefallen ist, wird wohl – zum Glück – der Vergangenheit angehören.
Dass auch in früheren Zeiten die Bauqualität – obwohl sehr oft pauschalisierend als besser empfunden – zu wünschen übrig gelassen hat, zeigt das Nord-West-Eck des Hauses. Mehrmals hat es sich gegenüber dem Rest des Gebäudes gesenkt, das bezeugt der Boden im Musikzimmer des ersten Stocks aber auch immer wieder mit Mörtel gefüllte Klüfte ebendort. Die Spalten, welche sich im Laufe der letzten Arbeiten geöffnet haben und jetzt außen ersichtlich wurden, sind dagegen minimal. Wir hoffen, dass mittels der Konsolidierungsarbeiten und der Wasserableitung jetzt zukünftigen Absenkungstendenzen wirksam Einhalt geboten wird.
Dachgeschichten
Category: Hausgeschichte,Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Dieser Auschnitt aus einer Fotografie aus dem Jahre 1900 ist recht aufschlussreich. Beide Dächer sind schindelgedeckt aber doch nicht gleich. Rechts das Wohngebäude des älteren Oberhofers mit den größeren aber auch rustikaleren Schindeln, links die jüngere, aber zugleich auch herrische Villa Kinsele mit der feineren Eindeckung.
Als meine Mutter das Haus 1969 geerbt hat, war das Dach schon nicht mehr in einem idealen Zustand. Besonders an der Nordseite – wahrscheinlich weil dort die Eindeckung nach Niederschlägen immer länger nass blieb und auch der Schnee später wegschmolz – waren die Schindeln in einem sehr schlechten Zustand. Ich erinnere mich noch gut, wie mein Vater während der Regenfälle im Dachboden nach lecken Stellen suchte und diese mit eingeschobenen Blechstücken notdürftig zudeckte. Das Dach über dem Balkonzimmer war zu der Zeit mit den Nonsberger Doppelmuldenziegeln eingedeckt, nachdem der Teil dort in den 50ern oder 60ern sogar eingestürzt sein soll.
Das war alles nicht ideal, weswegen meine Eltern nach einer Lösung suchten. Zumal der Dachstuhl außer über dem Balkonzimmer statisch nur für die relativ leichte Schindeleindeckung dimensioniert war, waren die Möglichkeiten begrenzt. Zuerst wollten sie das Dach wieder gleich eindecken lassen, aber für das teure Unterfangen wurde ihnen kein Beitrag gewährt. Ich kenne nur ihre Version des Gesprächs mit dem verantwortlichen Sachverständigen des Denkmalamtes, die willkürliche, persönliche geprägte Reaktion auf die Anfrage nach der eigentlich zustehenden Subvention soll aber skandalös gewesen sein.
Die Folge war, dass man sich schlussendlich für Bitumenschindeln entschied. Die Firma Gostner aus Vahrn nagelte 1980 auf das bestehende Dach eine Schicht Fichtenbretter, auf die wiederum schwarzgraue Bitumenschindeln geklebt wurden. Das Dach war endlich wieder dicht, aber das Aussehen hat sicherlich – wenn es in diesen 80er-Jahren auch schlimmer hätte ausfallen können – darunter gelitten. Diese zweite Eindeckung über der originalen hat nämlich den vier von ursprünglich sechs Dachgauben das typisch Filigrane genommen und sie zudem optisch ins Dach gedrückt. Auch wurden die vorhandenen Neigungsunterschiede des Traufenverlaufs (oben steiler, unten flacher) unkenntlich gemacht. Positiv war, dass die neue Farbgebung nicht wesentlich von der vorherigen abwich und dass der Dachstuhl erhalten blieb. Gerade Letzteres ist wichtig, da dies für die Zukunft mehrere Lösungen ermöglicht.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Anonym (1900). Villa Kinsele und Ehepaar Kinsele (eigene Interpretation) [Fotografie].
Vorfrühling in Maria Schnee
Category: Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Während die Krokusse beginnen aufzublühen und letzte an schattigen Plätzen verbliebene Schneereste dahinschmelzen, gehen die Arbeiten an der Villa Kinsele zügig weiter. Die Zimmerer der Firma Pechlaner Nikolaus & Urban sind inzwischen schon dabei, das Dach mit den Holzschindeln von den Dachvorsprüngen her einzudecken. Die lange niederschlagsfreie Periode macht uns große Sorgen, für den Fortschritt der Außenarbeiten ist sie aber sehr hilfreich. Der Installateur Arthur Baumgartner von hydraulikcom hat inzwischen die Leitungsstränge definiert, der Elektriker Georg Unterhofer (Elektroteam Ritten) auch, so dass auch die Maurer des Betriebes Hubert Schweigkofler wieder in Aktion treten können.
Was die Restaurierungen betrifft, möchten wir mit Alois Langartner und Markus Pescoller zusammenarbeiten: ersterer soll die Wandmalereien freilegen und restaurieren, zweiterer die Deckenbemalungen reinigen. Das Thema Stein für die Böden ist in so einem Haus auch ein wichtiges Thema, Perter Watschinger von Südtirol Stein hat den Aufrag dafür erhalten. Eine große Aufgabe erfüllen Walter und Maximilian Alber, da sie als Tischler und Holzrestauratoren von den Stuben im Erdgeschoss bis zu den Dachkammern über die Türen und Terlen viel zu tun haben. Wie die Fenster schlussendlich ausgeführt werden, ist momentan noch nicht ganz definiert, die Tischlerei Sanoll Norbert wird sie in den nächsten Monaten bauen.
All das findet in enger Zusamenarbeit mit dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler statt, Frau Marlies Tschisner betreut uns von dort aus. Demzufolge reiht sich momentan eine Besprechung an die andere, immer gekonnt koordniert von unserem Architekten Franz Kosta. Und nebenbei haben wir angefangen, uns schon um die Inneneinrichtung zu kümmern, und zwar beginnend mit der Küche. Intensive Zeiten, aber es läuft!
Eine Fülle von Funden (2)
Category: Renovierung
geschrieben von Armin Kobler | 2. Januar 2021
Schablonenmalerei
In den beiden Stuben mussten die Täfelungen schon zu Beginn entfernt werden. Hauptsächlich um den Holzboden zerstörungsfrei zu entfernen, aber auch um die Trockenlegung und Konsolidierung der Mauern an ihrer Basis – ein eigentliches Fundament hat das Haus ja keines – zu ermöglichen.
Eine Überraschung war es dann allerdings, dass wir eine Schablonermalerei dahinter entdeckten. Der Restaurator meinte, dass sie aus den Jahren um 1850 stammen müsste. Schablonenmalerei an sich gibt es schon sehr lange, die industrielle Herstellungsweise und die erleichterterten Transportbedingungen haben aber wesentlich zur Verbreitung im 19. Jahrhundert beigetragen. Diese Art der Malerei ist nicht verschwunden, in der Stencil-Technik lebt sie heute noch weiter.
So um 1898, das ist Datum, welches am Gehäuse der Stubenuhr erkennbar ist, ist sie im unteren Bereich der Sommerstube hinter der Täfelung, im oberen Viertel hingegen hinter weißer Farbe verschwunden. In der hinteren Stube sind die Wände, welche hinter der dortigen, bis zur Decke reichenden Täfelung zum Vorschein kamen, nur weiß gestrichen.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
So beginnt Josef Weingartner die Beschreibung der Oberbozner Sommerfrischsiedlung in seinem Standardwerk “Kunstdenkmäler Südtirols” von 1929. Und tatsächlich haben beide Stuben eine typische Deckenbemalung vorzuweisen. Auch hier waren sie von einer unteren Verschalung samt Schilfbespannung und weiß bemalten Putz verdeckt. Nachdem es komplett rauchfreie Räume waren – vergessen wir nie, dass diese Häuser nur im Sommer genutzt wurden und deshalb über keine Öfen verfügten – ist die Bemalung dort wo sie noch existiert sehr gut erhalten geblieben. In der hinteren Stube fehlt leider eine ganze Hälfte, da die Decke dort zum Zweck eine Badeinbaus im oberen Stockwerk mit einem Fehlboden ersetzt wurde. Und auch in der vorderen Stube ist ein Verlust zu beklagen: um die Decke möglichst regelmäßig verputzen zu können wurden die bemalten Balken an einigen Stellen ohne Rücksicht abgehobelt.
Die dargestellten Personen sind in der hinteren Stube der Hl. Antonius von Padua, der oder die sicherlich vorhandene zweite Heilige ist leider verschwunden; in der vorderen der Hl. Ignatius von Loyola und ein weiterer, dessen Namen noch nicht endgültig geklärt ist. In Erwartung weiteren Erkenntnisse darüber wird es in nächster Zeit einen eigenen Beitrag geben. In den Bereichen zwischen den Medaillons sind abwechselnd Blüten- und Früchtekompositionen gemalt. Die Strahlkraft der Farben nach der ganzen vergangenen Zeit ist schon bemerkenswert. Peter von Grabmayr, der Miteigentümer des gleichnamigen Hauses und der St.-Magdalena-Kirche ist, sich eingehend mit der Geschichte der Oberbozner Sommerfrischsiedlung beschäftigt und mit dem ich diesbezüglich in regem Ausstausch stehe, meint dazu: “Die Ranken sind in Farbe und Form der zweiten Periode zuzuordnen, wie sie in den beiden Zallinger-Häusern (jetzt Amonn und Braitenberg) zu finden sind, ebenso Ganahl und Mackowitz.”
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Weingartner, J. (1929). Die Kunstdenkmäler des Etschlandes Band III. Teil 1. u. 3 - 1.Teil: Ritten, Sarntal, Tschöggelberg und 3.Teil: Uberetsch, Unterland und Regglberg. Benno Filser.