Villa Kinsele August 2025

Ein Herr im dunklen Anzug, mit Vollbart und schwarz gerandeter Brille, posiert schmunzelnd vor einem stattlichen Haus. Ein paar Meter entfernt seine Frau – auffällig schmale Taille, knöchellanger Rock, Steckfrisur – schwebend, auf Stelzen. Sie lächelt, scheint die hohe Position zu genießen.

Die beiden, die in einem heiteren Moment auf der Schwarz-Weiß Fotografie festgehalten worden sind, bezaubern die Besucher: innen, die in die geräumige Küche der Villa Kinsele geladen werden – und machen neugierig auf jene, die hier gewohnt haben, auf ihre Geschichten und den Geist, der durch die Räume weht. Der ist nicht so leicht zu fassen, in dreihundert Jahren brausen viele Windböen um den alten Turm der Maria-Schnee-Kirche. Aber es gibt jahrhundertealte Wandkästen in der Villa, schmiedeeiserne Schlösser, florale Fresken, robuste Truhen und im Dachboden sogar alte Schrankkoffer, die von Abschied und Alltag, von Reichtum und Moden, von Ehrgeiz, Schönheit und Handwerk, von Kunst und Vergänglichkeit erzählen. Gemütlich ist das Pfaffenzimmer, vielleicht entdeckt jemand den Hl. Donatus und die Frage, wie das Dienstmädchen heißt, das sich hinter der alten Täfelung mit einem Autogramm verewigt hat, kann der Gastgeber sicher auch beantworten.
Wer in der Villa Kinsele übernachten darf, schläft gut. Der Blick aus dem Schlafzimmer fällt auf hohe alte Bäume und markante Berge, einen kleinen Kirchturm, einen geheimnisvollen Gang, einen rot gestrichenen Balkon und auf Grün, das üppig durch den Sommer leuchtet.
Dieser Moment, an dem der Schlaf vorbeigezogen ist und ein neuer Tag anbricht, ist ein magischer – vor allem, wenn Entspannung und Leichtigkeit die Stuben und das Herz umgarnen: In diesem Haus werden viele in Glück den Tag beginnen!
Und wer genau lauscht, der vermag die Geheimnisse vielleicht zu hören und zu deuten: Der Frieden liegt im Augenblick. Nichts ist umsonst, nichts ist zufällig, nichts ist nur ein Wimpernschlag im Wind. Das, was wirklich bleibt, ist unsichtbar.
Unsichtbar wie der Reigen an Gefühlen in jener Frau mit Steckfrisur, in knöchellangem Rock und auffällig schmaler Taille, die schwebend auf Stelzen geht an einem Sommertag.

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