Erste Antworten

Auszug aus einem Beitrag von Georg Baron Eyrl über die Sommerfrischhäuser auf dem Ritten.


Frau Evi Pechlaner vom Südtiroler Landesarchiv hat dankenswerterweise schnell und ausführlich geantwortet. Ein paar Auszüge:

Das Südtiroler Landesarchiv verwahrt die sogenannten Verfachbücher, also die Vorläufer des Grundbuches, in die meistenteils die Verträge um Immobilien (Verlassenschaftsabhandlungen, Kaufverträge usw.) eingetragen wurden. Dabei wurden die Verträge chronologisch aufgenommen und jährlich zu Büchern gebunden, weshalb sich die Suche nach Verträgen manchmal etwas zeitintensiv gestalten kann. Für den Beginn einer Recherche in den Verfachbüchern ist es wichtig, den historischen (handgeschriebenen) Grundbuchsauszug zur Hand zu nehmen. Der erste auf dem B-Blatt aufgeführte Vertrag ist zugleich der letzte, der in die Verfachbücher eingetragen wurde und sollte idealerweise eine Erwähnung des vorhergehenden Vertrages enthalten, sodass man sich Vertrag für Vertrag in die Vergangenheit des Hauses vorarbeiten kann. 

Der „Ahnherr“ der Bozner Familie Kinsele war Franz Sales Kinsele, der der Sohn eines aus dem Vinschgau zugewanderten Bäckermeisters war und nach einer Ausbildung zum Kaufmann eine äußerst erfolgreiche Karriere startete. Er erlangte 1771 das Bozner Bürgerrecht und war zeitweise Geschäftsführer, später Teilhaber des erfolgreichen Bozner Handelshauses Georg Anton Menz. Er war mit Helene Stickler von Gassenfeld verehelicht. Schon 1784 wurde Kinsele ein Wappenbrief verliehen, einige Jahre später gründete er eine eigene Großhandlung. Sein Sohn Josef Kinsele erlangte 1839 die Erhebung in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Eckberg“.

Auch von Magdalena Amonn habe ich eine Antwort bekommen:

Es gibt ein Buch, „Die Schützenscheiben von Oberbozen“, erschienen im Jahr 1994, in dem alle Mitglieder von 1668 bis 1990 enthalten sind.
Hier habe ich folgende Mitglieder mit dem Namen Kinsele gefunden:
Aufnahme 1815: Joseph Kinsele
Aufnahme 1857: Dr. Richard Kinsele
Aufnahme 1892: Dr. Anton Kinsele

Arch. Wolfgang Piller, wie schon oben erwähnt, hat mir auch zurückgeschrieben. Er verfügt über keine Unterlagen seines Vaters bezüglich des Hausumbaus von 1970. Schade…

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Eyrl, Georg Baron von (1925). Beiträge zu einer geschichtlichen Darstellung der Entwicklung der Sommerfrisch-Ansiedelungen auf dem Ritten. In: Der Schlern – Zeitschrift Des Vereines Für Heimatschutz, 6, 183–186.
Pechlaner, Evi (2021). Schriftliche Mitteilung.
Amonn, Magdalena (2021). Schriftliche Mitteilung.
Piller, Wolfgang (2021). Schriftliche Mitteilung.

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Stammbaum mit System

Nachdem ich schon vermutet hatte, dass die Erstellung einer systematischen Eigentümer- und Generationenabfolge komplex sein wird, habe ich mir ein Stammbaum-Programm zugelegt, von dem ich schon länger gehört hatte, MacFamilyTree 9. Das Programm ist sehr intuitiv gestaltet und erste Ergebnisse hat man sehr schnell. Es beinhaltet aber ganz viele Features, welche man Schritt für Schritt einsetzen kann. Die Darstellung meiner ersten Eingabe scheint nur ein kleiner Prozentsatz von dem zu sein, was das Programm alles kann.

Das ist der Wissensstand der ersten Jännertage. Nicht viel, aber irgend und irgendwie muss man halt beginnen. Ich bin zuversichtlich.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Synium Software (n.d.). MacStammbaum - Moderne Ahnenforschung für Mac.
Retrieved December 19, 2023, from http://www.syniumsoftware.com/de/macfamilytree
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Erste Anfragen

Auf Grund der ersten Hinweise aus dem Kaufvertrag habe ich Mails mit der Bitte um Auskunft verschickt.
Gemeinde Hall: Eleonore Kinsele
Gemeinde Linz: Johanna Kinsele-Lartschneider
Landesarchiv: Familie Kinsele (auf Anraten des befreundeten Historikers Hannes Obermair)
Oberschützenmeisterin des Oberbozen Schießstandes Magdalena Amonn: Suche nach Bezügen zwischen den Mitgliederlisten und Eigentumsverhältnissen.
Alexander Friedl: er hat mit seiner Familie über zwanzig Jahre ganzjährig bis 1969 bewohnt, vielleicht findet er bei ihm noch Fotos aus jener Zeit, welche das Haus abbilden?

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Vorhandene Pläne

Umbauplan für den ersten Stock aus dem Jahr 1970.

Wer begleitet uns übrigens im Renovierungs-/Umbauprojekt? Es ist Franz Kosta aus Salurn. Nachdem wir seit Jahren sein Arbeiten, besonders im Bestand, verfolgt haben, fiel unsere Wahl auf ihm. Wichtig war für mich auch, dass er über ein profundes Geschichtswissen verfügt. Die Tatsache, dass er der Mann der Germanistin Cäcilia Wegscheider ist, welche sich u.a. mit Flurnamen, ein weiteres meiner Lieblingsthemen, beschäftigt, und alte Dokumente entschlüsseln kann, ist sicherlich ein zusätzliches Plus für das Gelingen dieses Gesamtprojektes.

Bestandespläne sind der Ausgangspunkt für erste Überlegungen und Entwürfe. Meine Eltern ließen das Haus 1970 von Ing. Konrad Piller umbauen. Leider liegt von damals nichts als dieser Plan auf, auch nicht im Archiv der Gemeinde Ritten. Keine Schnitte, keine Ansichten. Auch sein Sohn, der Bozner Architekt Wolfgang Piller, konnte uns nicht weiterhelfen.

Meinen Freund Geom. Michael Vieider habe ich gebeten, am Gebäudkataster nachzuschauen, was dort diesbezüglich aufliegt. Er wird auch alle notwendigen zusätzlichen Vermessungen vornehmen.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Piller, Kajetan (1970). Grundriss 1. Stock Plan Umbau Abbruch/Neu.
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Womit alles begann

Grundbuchsauzug, übersetzt aus dem Original.

Der erste Anhaltspunkt für die Recherchen sind diese Grundbuchsauszüge und der Kaufvertrag von 1943, welche ich in den Hausunterlagen meines Vaters gefunden habe. Alles ins Italienische übersetzt, Deutsch ist als Amtssprache nicht mehr gültig. Es fällt auf, dass das Haus im Laufe der Jahre immer wieder mit Hypotheken belastet wurde.

Grundbuchsauzug, übersetzt aus dem Original.

Dieser Eintrag lässt mich darauf schließen, dass Luise von Rehorovszky die Frau von Robert Kinsele gewesen sein könnte. Nach ihrem Ableben dürfte das Haus in das Eigentum von Johanna Kinsele, Medizinalratsgattin in Linz, und Eleonore Kinsele, Private in Solbald Hall, übergegangen sein, denn diese scheinen im teilweise zweisprachigen Kaufvertrag auf. Franz Kinsele ist also ihr Vater. Geburtsdaten fehlen aber.

Ausschnitt aus dem Kaufvertrag.

Am 25. Juli 1943 ist Mussolini gestürzt worden, am 3. September schloss sein Nachfolger Badoglio den Waffenstillstand mit den Alliierten, am 9. September besetzten deutsche Truppen Italien. Am 13. August, als der Kaufvertrag mit meiner Großtante Antonie von Menz, geborene Sanin abgeschlossen wurde, erkannte man darin von diesem Umsturz noch nichts. König Viktor Emanuel war noch Kaiser von Äthiopien und auch die Rassengesetze waren noch gültig; es wird erklärt, dass alle Vertragspartner der arischen Rasse angehören.

Ausschnitt aus dem Kaufvertrag.
Ausschnitt aus dem Kaufvertrag.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

(1909). Eintragung Übergabe Eigentum Robert Kinsele Villa Kinsele, Auszug in italienischer Sprache. Grundbuch Gerichtsbezirk Bozen.
(1943). Kaufvertrag Villa Kinsele durch Antonie von Menz.

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