Willst Du das Land Tirol mit einem Blick überschauen, so musst du das Rittner Horn besteigen. (Volksweisheit um 1900)
Sicherlich gab es schon – ziemlich wahrscheinlich berittene – Ausflüge der historischen Sommerfrischler auf das Rittner Horn, seit diese in Lengmoos oder dem entfernteren Oberbozen ihre Sommer verbrachten. Aber mit dem Beginn der touristischen Erschließung der Alpen im 19. Jahrhundert wurde das 2.260 m hohe Rittner Horn, das sich eigentlich auf dem Barbianer Gemeindegebiet befindet, immer öfter besucht. Zum einen, weil der Anstieg nicht steil ist und deshalb auch für bergunerfahrene Touristen bewältigbar, zum zweiten weil die dargebotene Rundsicht in alle Himmelsrichtungen ob ihrer Weite fürwahr beeindruckend ist.
Als ich mit diesem Blog begonnen habe, hatte ich nicht vermutet, dass ich hinsichtlich der Familiengeschichte der Kinsele und ihres historischen Umfeldes so in die Breite und teilweise in die Tiefe gehen würde. Deshalb war die Systematik, mit der ich die Quellen anfänglich gesammelt und geordnet habe, nicht sehr ausgeprägt. Natürlich habe ich die einzelnen Dokumente mit eindeutigen Dateinamen benannt und auch relativ schlüssig in spezifischen Ordnern abgelegt. Trotzdem tat ich mir immer öfter schwer, die zu verarbeitenden Quellen – bis jetzt habe ich vielleicht ein Viertel davon in Blogbeiträgen eingebaut – zeitnah wiederzufinden. Besonders die zahlreichen Zeitungsartikel machten mir diesbezüglich unnötig viel Arbeit.
Als weiterer Aspekt kam hinzu, dass eventuelle Leser – es gibt sie wirklich! – sehen sollen, woher die Informationen stammen.
Sie müssen diese überprüfen können und sie sollen auch für eigene Recherchen verwendbar sein. Seriöse Autoren, unabängig vom Niveau der Arbeit, legen eben ihre Quellen offen.
An dieser Stelle, etwas mehr als ein Jahr seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen von meiner Seite, ist es Zeit, einen wichtigen Grundsatz zu wiederholen: die Blogbeiträge sind größtenteils wie ein Recherche-Tagebuch zu lesen, welches den momentanen Fortschritt dokumentiert, wo ich Beobachtungen und Vermutungen äußere, aber nur selten definitive Ergebnisse darstellen kann. Dass es dies wieder klarzustellen gilt, ist mir gerade beim letzten Beitrag, und zwar jenen über die drei Höfe der Nachbarschaft, aufgefallen. Würde man zufälligerweise nur beim ersten Posting bleiben, wo ich u.a. über den an uns angebauten Bauernhof geschrieben habe, würde man glatt falsches Wissen mitnehmen. Deshalb bitte bei Interesse zu einem bestimmten Thema alle Beiträge dazu lesen.
Julius Perathoner (1849 bis 1926) war nicht ein Teil der Kinseleverwandschaft aber doch sehr zumindest mit einem von ihnen sehr verbunden: Anton Kinsele (1865 bis 1946) arbeitete zusammen mit Perathoner in der gemeinsamen Anwaltskanzlei am Bozner Obstmarkt. Anton Kinsele war auch unter Perathoner Stadtrat in Bozen und blieb sogar nach der Machtergreifung der Faschisten im Rahmen der Möglichkeiten ein politisch agierender Mensch (ihm werden noch einige Beiträge gewidmet werden).
Nachdem Julius Perathoner ganz stark ein (Vorzeige-) Kind seiner Zeit war, das Umfeld der vorletzten Kinsele-Generation auch am Ritten wesentlich beeinflusst hat und zudem erst vor ein paar Tagen der bemerkenswerte Beitrag im RAI Sender Südtirol ausgestrahlt wurde, wollte ich die dessen Aufzeichnung der geschätzten Leserschaft nicht vorenthalten.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Schon in den ältesten bisher vorgefunden Dokumenten scheinen die beiden Wiesen südlich und westlich der Villa Kinsele zum Haus gehörig auf. Nachdem sie immer nur am Rand eine Bepflanzung aufgewiesen haben, liegt der Schluss nahe, dass sie seit jeher auch als Futterflächen gedient haben. Im Video das Ehepaar Haller-Prieth vom Unterbergerhof bei der diesjährigen Heuernte in der unteren Wiese.
Nachdem ich momentan coronabedingt immer noch nicht Zugang zu den Quellen der Archive habe, nutze ich intensiv die digitalen Bestände der Tessmannbibliothek. Und ich muss sagen, die sind ergiebig: “46 Zeitungen aus dem Alpenraum vom 18. bis zum 21. Jahrhundert, mehr als 4000 Bücher und Zeitschriften zu verschiedenen Themenbereichen, die größtenteils vor 1900 im Gebiet des historischen Tirol erschienen sind, über 2000 Grafiken aus der Teßmann-Sammlung. (Stand: Oktober 2014)”
Besonders, wenn man systematisch vorgeht, d.h. die Volltextsuche oder die erweiterte Suche bemüht, logische Operatoren und Filter verwendet, kommt man schneller und zielsicher zu den gewünschten Ergebnissen.
Ich habe letztlich ganz viele neue Informationen für mein Projekt zusammentragen können, mehr als erwartet. Schade nur, dass auf rezente Quellen auf Grund des Urheberschutzes nur in der Bibliothek selbst, aber nicht zu Hause zugegriffen werden kann. Aber ansonsten wäre es zu schön…
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Es gibt Ereignisse, welche für einen selbst eigentlich ziemlich unbedeutsam sind, bar jeder Wichtigkeit, und trotzdem bleiben sie uns aus einem unbekannten Grund im Gedächtnis erhalten. So eine Episode war die in meiner späteren Jugend vernommene Nachricht – ich lebte noch in Bozen –, dass der Stadtrat das historische Stadtwappen mit dem sechszackigen Stern auch formell wieder eingeführt hatte (21.4.1988). Während der faschistischen Periode hatte nämlich der fünfzackige “Stellone d’Italia” den sechszackigen “Stella Maris”-Stern, ein Bezug auf die Stadtpatronin, der Hl. Maria, ersetzt. Ab da an habe ich eigenartigerweise immer wieder die mir neu im Stadtbild unterkommenden Wappen bewusst im Hinblick auf die Sternformen angeschaut.
Der Rittner Heimatkundler Klaus Demar, dem ich vor einiger Zeit die gefunden Fotos zugeschickt habe, hatte die Idee, diese auf eine originelle und mit einbeziehende Art der Rittner Bevölkerung über ‘s Rittner Bötl nahe zu bringen. In jeder der monatlichen Ausgaben werden zwei Bilder gezeigt, die Personen, welche die Orte wieder erkennen, sind aufgerufen, sich bei der Redaktion des Gemeindeblattes zu melden. Bin schon gespannt, ob und was sich ergeben wird.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
Die allermeisten Unterlagen, welche ich vorgefunden habe, sind in Kurrent geschrieben. Das ist nicht verwunderlich, ist doch diese auch als ‘deutsche Schrift’ benannte Schreibschrift bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchlich gewesen. 1911 wurde sie vom Grafiker Ludwig Sütterlin grafisch reformiert, diese Variante hat sich aber in Österreich nie durchgesetzt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden beide Formen durch die lateinische Rundschrift ersetzt.
Ich selbst habe sie nie lesen, geschweige denn schreiben gelernt, leider. Wenn ich aber nicht auf Hilfe angewiesen sein will, bleibt mir nichts anderes übrig, als sie mir soweit anzueignen, dass ich die Dokumente entziffern kann. Auch wenn ich selbstständig die Stammbäume weiterentwickeln oder in den Verfachbüchern nach den Eigentümern der Villa Kinsele suchen will. Die heutigen Möglichkeiten nutzend, habe ich mir als Anfang dazu mehrere YouTube-Videos herausgesucht. An dann wird es wie immer heißen: üben, üben und nochmals üben. Mal schauen, ob ich durchhalte.
In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:
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