Josef Kinsele, der Wiener

Sekretär der k. k. niederösterreichischen Finanz-Prokuratur

In Wien ist gestern Herr Dr. Josef Kinsele, Sekretär der k.k. niederösterreichischen Finanz-Prokuratur, ein gebürtiger Bozner nach längerem Leiden gestorben. Der Verstorbene hat hier seine Jugend zugebracht, trat aber nach vollendeten Studien bei der Finanzprokuratur in Wien in den Staatsdienst und kam seitdem nur selten in seine Vaterstadt, wo er übrigens in gutem Andenken stand und einen großen Freundeskreis besaß.
(Bozner Zeitung vom 17.12.1892)

Der inzwischen verschwundenen Grabstein am Grinziger Friedhof (Foto: Adler)

1845 geboren, war er der jüngste Kinsele der dritten Bozner Generation. Er studierte in Innsbruck Recht und nahm als Mitglied des akademischen Corps Athesia – ähnlich seinem ältesten Bruder Richard – an der Verteidigung der “welschen Confinien” teil. 1866 war wie 1848 die Südgrenze des Reichs bedroht und wiederum mobilisierten sich die für Idealismus und Patriotismus ohnehin empfänglichen Studenten in Freiwilligencorps.

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Etwas Heraldik

Aus der Fischnaler-Wappenkartei im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Frau Evi Pechlaner vom Südtiroler Landesarchiv:

Der „Ahnherr“ der Bozner Familie Kinsele war Franz Sales Kinsele, der der Sohn eines aus dem Vinschgau zugewanderten Bäckermeisters war und nach einer Ausbildung zum Kaufmann eine äußerst erfolgreiche Karriere startete. Er erlangte 1771 das Bozner Bürgerrecht und war zeitweise Geschäftsführer, später Teilhaber des erfolgreichen Bozner Handelshauses Georg Anton Menz. Er war mit Helene Stickler von Gassenfeld verehelicht. Schon 1784 wurde Kinsele ein Wappenbrief verliehen, einige Jahre später gründete er eine eigene Großhandlung.

Einer seiner Söhne hieß Josef Kinsele. In seinem Todesjahr 1839 wurde er in den Adelsstand erhoben. Er hatte keine (männliche) Nachfahren, weswegen das Geschlecht sogleich erlosch.

Aus der Fischnaler-Wappenkartei im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
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Nebenschauplätze

Grabstein am Friedhof Grinzing/Wien Adler.

Ein weiter Fund aus dem Internet. Nachdem wir über das Testament eines Josef Kinsele, unterzeichnet am, 16. August 1884 in Grinzing verfügen, dürfte der Zusammenhang klar sein. Er könnte aus der Eltern- oder doch eher Großelterngenration von Robert, Johanna und Eleonore stammen. Wen er im Testament erwähnt, haben wir noch nicht entziffern können, wird aber sicher aufschlussreich sein.

Ich weiß auch noch nicht, welchen Beruf er ausübte. Seine Frau Josefine tritt als Gesellschafterin des Grinziger Brauhauses in Erscheinung.

Kinsele, Josef (1884). Testament Dr. Josef Kinsele.
(N.d.). ADLER Heraldisch-Genealogische Gesellschaft, Wien.
Retrieved December 19, 2023, from https://tng.adler-wien.eu/showmedia.php?mediaID=3393

Erste Antworten

Auszug aus einem Beitrag von Georg Baron Eyrl über die Sommerfrischhäuser auf dem Ritten.


Frau Evi Pechlaner vom Südtiroler Landesarchiv hat dankenswerterweise schnell und ausführlich geantwortet. Ein paar Auszüge:

Das Südtiroler Landesarchiv verwahrt die sogenannten Verfachbücher, also die Vorläufer des Grundbuches, in die meistenteils die Verträge um Immobilien (Verlassenschaftsabhandlungen, Kaufverträge usw.) eingetragen wurden. Dabei wurden die Verträge chronologisch aufgenommen und jährlich zu Büchern gebunden, weshalb sich die Suche nach Verträgen manchmal etwas zeitintensiv gestalten kann. Für den Beginn einer Recherche in den Verfachbüchern ist es wichtig, den historischen (handgeschriebenen) Grundbuchsauszug zur Hand zu nehmen. Der erste auf dem B-Blatt aufgeführte Vertrag ist zugleich der letzte, der in die Verfachbücher eingetragen wurde und sollte idealerweise eine Erwähnung des vorhergehenden Vertrages enthalten, sodass man sich Vertrag für Vertrag in die Vergangenheit des Hauses vorarbeiten kann. 

Der „Ahnherr“ der Bozner Familie Kinsele war Franz Sales Kinsele, der der Sohn eines aus dem Vinschgau zugewanderten Bäckermeisters war und nach einer Ausbildung zum Kaufmann eine äußerst erfolgreiche Karriere startete. Er erlangte 1771 das Bozner Bürgerrecht und war zeitweise Geschäftsführer, später Teilhaber des erfolgreichen Bozner Handelshauses Georg Anton Menz. Er war mit Helene Stickler von Gassenfeld verehelicht. Schon 1784 wurde Kinsele ein Wappenbrief verliehen, einige Jahre später gründete er eine eigene Großhandlung. Sein Sohn Josef Kinsele erlangte 1839 die Erhebung in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Eckberg“.

Auch von Magdalena Amonn habe ich eine Antwort bekommen:

Es gibt ein Buch, „Die Schützenscheiben von Oberbozen“, erschienen im Jahr 1994, in dem alle Mitglieder von 1668 bis 1990 enthalten sind.
Hier habe ich folgende Mitglieder mit dem Namen Kinsele gefunden:
Aufnahme 1815: Joseph Kinsele
Aufnahme 1857: Dr. Richard Kinsele
Aufnahme 1892: Dr. Anton Kinsele

Arch. Wolfgang Piller, wie schon oben erwähnt, hat mir auch zurückgeschrieben. Er verfügt über keine Unterlagen seines Vaters bezüglich des Hausumbaus von 1970. Schade…

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Eyrl, Georg Baron von (1925). Beiträge zu einer geschichtlichen Darstellung der Entwicklung der Sommerfrisch-Ansiedelungen auf dem Ritten. In: Der Schlern – Zeitschrift Des Vereines Für Heimatschutz, 6, 183–186.
Pechlaner, Evi (2021). Schriftliche Mitteilung.
Amonn, Magdalena (2021). Schriftliche Mitteilung.
Piller, Wolfgang (2021). Schriftliche Mitteilung.

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