
In einem früheren Beitrag habe ich aufgezeigt, wie auf die Jahre des Aufschwungs der Villa Kinsele eine Periode des Niedergangs folgte. Ob der Grund dafür im mangelnden Interesse an der Sommerfrische von Seiten der Eigentümer oder – was plausibler ist – in einer Verschlechterung der finanziellen Situation zu suchen ist, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen.
Abb. 1: Annonce in den Bozner Nach-
richten vom 31.1. und 7.2.1915.
Tatsache ist jedenfalls, dass die Familie Kinsele ihr Sommerhaus nicht mehr bewohnte und es ganzjährig zur Vermietung anbot (Abb. 1). Ob in all den Jahren bis zum Verkauf 1943 Mieter gefunden werden konnten und wer diese waren, wird nicht mehr zur Gänze ermittelbar sein. Von einer Familie wissen wir jedoch, dass sie das Haus bewohnte, denn die Eheleute waren die bedeutenden Wissenschaftler Bronisław Malinowski und seine erste Frau Elsie R. Masson.

Bronisław Malinowski (geboren 1884 in Krakau, gestorben 1942 in New Haven) gilt als einer der Begründer der modernen soziokulturellen Anthropologie, seine ethnographische Methode ist bis heute ein wichtiger Bezugspunkt. Man sagt, er sei für die Anthropologie das gewesen, was Freud für die Psychoanalyse war. Während seiner Studienaufenthalte in Ozeanien lernte er seine spätere Frau, die australische Journalistin Elsie Masson (geboren 1890 in Melbourne, gestorben 1935 in Natters), kennen, die ihren Mann nicht nur tatkräftig unterstützte, sondern auch eigenständige Studien betrieb (Salvucci 2021).
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