Fenster in die Vergangenheit (4)

Die “Terlen”, das dritte Wunder am Dachboden

Nur ein Paar Terlen, wie die Fensterbalken bzw. Fensterläden bei uns genannt werden, haben gefehlt, alle anderen haben am Dachboden über 50 Jahre auf die Wiederverwendung geharrt. Welch ein Glück, auf diesen Bestand wieder zurückgreifen zu können! Sie waren zudem fast alle noch recht gut erhalten, aber wider Erwarten beidseitig rot. Auf den ältesten Fotografien sind sie noch nach lokalem Muster weiß und rot gestrichen, auf einer Abbildung, welche aus den 50ern stammen dürften, sind sie nur mehr einfärbig. Die Tischler Walter und Max Alber haben etwas Farbe entfernt und die Originabemalung wieder entdeckt. Dieses Muster dient uns als weitere Vorlage.

Foto: Walter Alber.

Wenn wir die folgenden historischen Fotos vergleichen, dürfen wir nicht vergessen, dass ab dem Tode Franz Kinseles das Haus einen Niedergang erfahren musste, zeitweilig vermietet und auch nach dem Besitzwechsel 1943 nicht mehr von den Eigentümern bewohnt wurde.

Auch in dieser ältesten vorhanden Abbildung des Hauses zeigen die Fensterläden das typische Muster, nur umgekehrt.
Wahrscheinlich Franz Kinsele und seine dritte Ehefrau, Aloisia von Rehorovszky, um 1880.
Zwischenzeitlich, das Foto wurde 1900 gemacht, wurden die Terlen der oberen Stube durch in die Mode gekommenen, ausgefeilteren Jalousien ersetzt. Rechts übrigens der Kern des Ensembles, das Wohngebäude des Oberhofers.
Das Haus in den 1950er Jahren, die Terlen sind nur mehr einfärbig, wahrscheinlich aus Kostengründen. In diesem Zustand wurden sie 1970 ausgehoben und im Dachboden verstaut.

Nach Wochen des geduldigen Restaurierens und des sorgsamen, die Maserung des Holzes bewahrenden Streichens – nicht Spritzens! – konnten die Terlen wieder, wenn auch nur für ein paar Tage, probeweise eingehängt werden. Jetzt kann man sich recht gut vorstellen, wie das Haus am Ende aussehen wird. Um sie nicht bei der Restaurierung der Fassade einer fast sicheren Verschmutzung auszusetzen, wurden sie zwischenzeitlich wieder ausgehängt und am Dachboden deponiert. Dort werden sie aber hoffentlich nur ein paar Wochen verbleiben, nicht mehr 50 Jahre!

Die Westfassade (Foto: Walter Alber).

Im folgenden ein paar Bilder von der Restaurierung und Montage (Foto: Walter und Max Alber):

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