Armin Kobler, Jahrgang 1964. Aufgewachsen in Bozen, wo er auch die Pflichtschulen absolvierte. Besuch der Landwirtschaftsschule in San Michele a/A, danach Studium der Landwirtschaft in Wien. Für achtzehn Jahre Mitarbeiter im Versuchszentrum Laimburg, seit 2006 mit seiner Frau Monika Gamberoni selbstvermarktender Weinbauer in Margreid am weinhof KOBLER. Politisch engagiert auf Gemeindeebene (Vizebürgermeister und Referent für Urbanistik und Landschaftsschutz von 2005 bis 2015) und auch im Kulturleben aktiv, wo er in der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol u.a. das Amt des Ersten Vorsitzenden bekleidete. Seit jeher geschichtlich interessiert, kommt mit dem Studienaufenthalt in Wien auch die Architektur und die Raumplanung dazu.
Abb. 1: “Maria Schnee – Oberbozen gegen den Latemar (2864 m). Dolomiten. Tirol” (Kolorierte Ansichtskarte, Anfang 20. Jahrhundert).
Vor einer Woche habe ich Bilder vom Migler (Obermigler) gezeigt. Von dort aus, Richtung Südosten, wurde das Foto als Grundlage für diese kolorierte Ansichtskarte gemacht (Abb. 1). An Hand der ersichtlichen Bauwerke schätze ich, dass es in den ersten Jahren der Rittnerbahn entstanden ist. Man sieht nämlich von links nach rechts das Hotel Oberbozen/Holzner, ziemlich verdeckt die Villa Messmer (später vergrößert zu Villa Maria, Bergfink, Gloriette), die Bäckerei, den Rittnerhof, den Gebäudekomplex Baumgartner-Prock (noch unvollendet), das Haus Kofler (später Plankl). Hinter beiden letzteren kann man das helle Dach des Hotel Hofer (vormals Unterhofer, später Post) gerade noch erahnen. Das Maria-Schnee-Ensemble Kirche-Oberhofer-Wegerhaus-Kinselehaus ist hingen vollständig hinter den hohen Bäumen des Parks versteckt. Weiter rechts erkennt man an der Dachform wie immer sehr leicht die Villa Pattis (jetzt Pan) und darunter das Wohngebäude des Doppelbauern (später Hotel Viktoria).
Abb. 1: “Renon pr. Bolzano – Vista sulle Alpi Centrali” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).
Das Foto der obigen Ansichtskarte wurde gegen Nordwesten aufgenommen. Ganz im Hintergrund kann man die schneebedeckten Ötztaler Alpen erkennen, weiter vorne der Bergrücken des Saltens und in der vordersten Ebene steht der Miglerhof, eigentlich, um genauer zu sein, der Obermigler. Das Wohnhaus weist ein schindelgedecktes Walmdach auf, eine Dachform, die auf dem Ritten früher bei den Wohngebäuden der Höfe sehr häufig anzutreffen war.
Abb 1: “Assunta del Renòn m. 1193” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).
Der Fotograf steht in der Nähe des Friedhofeingangs und fotografiert nach Nordwesten. Das Hauptmotiv ist die Kirche Maria Himmelfahrt in Oberbozen. Rechts ist noch ein Teil des Frühmesserhauses zu sehen. Sie wurde 1669 erbaut, 1791 erweitert und ist die Nachfolgekirche der weiter entfernten, auf einem markanten Hügel befindlichen Kirche St. Georg und Jakob. Maria Einsiedeln, St. Magdalena und auch Maria Schnee, letztere bis 1866 sind bzw. waren hingegen private Gotteshäuser.
Von wem waren die Grundstücke und was ist geblieben?
Die Geschichte der Bergbahn, die von 1907 bis 1966 den Bozner Waltherplatz mit dem heutigen Rittener Hauptort Klobenstein verband, ist bereits intensiv erforscht worden. Obwohl sie vor fast 60 Jahren durch eine Seilbahn und eine Straße ersetzt wurde, ist das Interesse an ihr nach wie vor groß. Die Tatsache, dass sie eine ingenieurtechnische Meisterleistung darstellt und gleichzeitig eine Technik verkörpert, die sich der Landschaft anpasst und nicht mit auffälligen Kunstbauten brachial über sie hinweggeht sowie dem weit verbreiteten Bedürfnis nach Entschleunigung entgegenkommt, weckt verständlicherweise nicht nur Interesse sondern bei Eisenbahninteressierten auch Sehnsüchte.
Abb. 1: 22. Juli 1956. Meine Eltern wurden gerade in der Kirche Maria Himmelfahrt getraut und begeben sich mit den Hochzeitsgästen zu Fuß in das Hotel Holzner. Kurz vor dem Doppelbauer (Hotel Viktoria) werden sie von einem Richtung Klobenstein fahrenden Zug überholt. Von den gezogenen Beiwägen mit ihren kennzeichnenden offenen Plattformen ist leider kein einziger übrig geblieben (Sammlung Kobler).
Dass diese Wahrnehmung zu einem guten Teil einer verklärten Erinnerung geschuldet ist, sei an dieser Stelle auch angemerkt: Jeder, der nicht als Tourist unterwegs ist, weiß es heute nämlich zu schätzen, dass gegenüber den früheren neun täglichen Fahrten zu je 55 Minuten das Rittner Hochplateau heute im 4-Minuten-Rhythmus nach nur 12 Minuten Fahrzeit erklommen wird.
Abb. 2: Eines der häufigsten Motive bei Ansichtskarten über die Rittnerbahn. Ein bergfahrender Zug oberhalb von St.Magdalena bestehend aus Schublock, einem vierachsigen Personentriebwagen und einem offenen Güterwaggon für den Warentransport. Im Hintergrund die sich in diesen Jahren stark ausdehnende Stadt (Ansichtskarte aus der Zwischenkriegszeit, “BOLZANO – Ferrovia del Renon”, Sammlung Kobler)Den ganzen Beitrag lesen…
Der Photograph befindet sich in der Nähe des Oberbozner Schießstandes und hat sein Gerät Richtung Osten gerichtet. Vor ihm der Weiler St. Magdalena: rechts das Amonn-Haus, danach jenes der Grabmayr mit dem namensgebenden Kirchlein, links der Stadel des Karlerbauern. Ganz links lugt ein kleiner Teil des Glauberhause hervor. Das sonst immer die Aufnahmen dominierende Braitenberghaus ist von der Lärche im Vordergrund verdeckt. Jenes der Grabmayr ist übrigens das älteste Sommerfrischhaus Oberbozens, es wurde zwischen 1606 und 1611 von Hans Balthasar Heisserer errichtet.
Diese und andere Ansichtskarten vom Ritten sind in der Anfangszeit von der Rittnerbahn-Gesellschaft selbst herausgegeben worden. Ziel war es, den Ritten touristisch zu entwickeln und damit auch steigende Fahrgastzahlen zu generieren. Wenn es nur ging, wurden die Aufnahmen immer gegen Osten gemacht, um den beeindruckenden Schlern mit auf dem Bild zu haben.
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Diese Ansichtskarte (Abb. 1) konnte ich online zum Ausrufepreis ersteigern, niemand sonst aus Sammlerkreisen hat sich nach über einem Monat, wo sie ausgestellt war, dafür interessiert. Jetzt bin ich überglücklich, denn seit Beginn meiner Recherchen war da so ein großer, weißer Fleck in der bildlichen Darstellung der Siedlungsgeschichte von Maria Schnee.
Abb. 1: Das Zentrum von Maria Schnee in Oberbozen, dargestellt auf einer ungereisten Ansichtskarte aus dem Verlag J.F. Amonn, welche den Stempel “Hôtel Oberbozen am Ritten bei Bozen, Tirol, 1200 m. ü. d. M.” trägt.
Schon bald hatte ich bei den Nachforschungen zum Ortsteil Maria Schnee herausbekommen, dass der Unter- wie der Oberhofer ihre Stadel mitten im späteren Dorfzentrum hatten. Die Inhalte des Grundbuchs und die Mappen des Franziszeische Kataster (Abb. 2) bezeugten dies eindeutig.
Abb. 2: Ausschnitt aus der Franziszeischen Katastermappe von 1858. Die schwarzen Pfeile zeigen auf die Wirtschaftsgebäude der beiden Höfe. Zur Orientierung: Die blau gezeichnete Parzelle 3201 rechts oben stellt den bis in die 2000er Jahre existierenden Dorfweiher dar, der Wegeverlauf ist identisch zu heute und das dunkelrot dargestellte Gebäude ganz links ist die Maria-Schnee-Kirche.Den ganzen Beitrag lesen…
Maria Schnee vom Westen her, dort wo heute das Malinovskihaus steht, fotografiert, auch damit die fotogene Rosengartengruppe mit auf die Glasplatte gebannt wird. Ganz links erkennt man den Gartenpavillon im Wegerpark, nach rechts zunächst die Kirche Maria Schnee, die Villa Kinsele, das Wohngebäude des Unterhofers (später Hotel Hofer, Hotel Friedl und zuletzt Hotel Post) und ganz zum Schluss jenes des Doppelbauern (zuletzt Hotel Viktoria) mit einen kleinen Teil des Stadeldaches. Auf seiner Nordseite steht eine mächtige Lärche, welche sogar in der Literatur Hans v. Hoffensthals Eingang gefunden hat: “… zunächst den paar Häusern von Maria Schnee, Luisl’s Vaterhaus, neben dem die kleine Kirche hockte, die Höfe vom Doppelbauer und vom Hofer, dieser mit ein paar zausigen Albern, jener mit einer alten Lärche, jeder aber mit einer von moosigem Stroh bedachten Scheune. …”
Eine sehr frühe Aufnahme, mindestens ein Jahrzehnt vor der Eröffnung der Rittnerbahn, als die Welt in Oberbozen laut obigen Autor noch in Ordnung war. Als Basis meiner Zeiteinschätzung dient die Beobachtung, dass unser Haus noch nicht den Außenkamin aufweist, der notwendig wurde, als Franz Kinsele Ende der 1890er Jahre einen Kachelofen in der hinteren Kammer einbauen ließ. Ein weiteres Indiz für die vortouristische Zeit ist das weitgehende Fehlen von Zäunen. Die mit dem Bahnbau einsetzende Parzellierung der Grundstücke für den Bau der Villen hat noch nicht stattgefunden, in Maria Schnee sind die Grundstücke noch fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt und auf den Unterhofer, den Oberhofer und dem Doppelbauer aufgeteilt. Auf der rechten Hälfte ist eine Acker sichtbar; im Mittelgebirge dominierte nämlich im Gegensatz zu heute der Getreideanbau, das Landschaftsbild war entsprechend vielfältiger. Vergrößert man das Bild, so erkennt man vor dem Kirchlein das große, noch frei stehende Wegkreuz und einen Weg, den Beginn des heutigen Sommerfrischweges Richtung St. Magdalena und Maria Himmelfahrt.
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Abb. 1: Frau Karin Zigerle retuschiert kleine Fehlstellen.
Die vorgefundenen Deckenmalereien sind nicht überall gleich gut erhalten. Die vor etwa 150 Jahren eingezogenen zweiten Decken darunter haben die darüber liegenden Malereien an sich gut konserviert, waren aber zu diesem Zeitpunkt in ihrer Gesamtheit schon renovierungsbedürftig. Vielleicht war der damit verbundene finanzielle Aufwand neben der sich ändernden Mode der ausschlaggebende Grund für die Verhüllung, wer weiß?
Eine kolorierte Photographie aus den Jahren der vorletzten Jahrhundertwende. Der Fotograph hat im Rücken die heutige Gelf-Villa und fotografiert Richtung Osten, ganz rechts im Vordergrund ist das Schlernmassiv zu sehen.
Die Gebäude, beginnend von rechts, sind: der Stadel des Doppelbauern, das Wohngbäude, letztlich Hotel Viktoria ist dahinter nicht sichtbar, dann die Westseite des Unterhofers (heute Hotel Post), dann, etwas näher zum Betrachter, ein Nebengebäude des Doppelbauers, in dem – so hörte ich es – das Baubüro der Rittnerbahn untergebracht war, das Kirchlein Maria Schnee (die Villa Kinsele ist hinter den damaligen Kastanienbäumen versteckt), ganz links, zuletzt, eines der beiden von Edmund von Zallinger erbauten Häuser, welche als Lungenheilanstalten gedient haben sollten.
Rechts im Bild sieht man nicht nur den Fahr- und den Fußweg, wie er auch heute noch vorhanden ist, sondern links davon auch eine weitere Trasse. Sofern das Bild nicht retuschiert wurde, müsste das der Unterbau der im Bau befindlichen Rittnerbahn sein. Darauf wurden danach die Geleise samt Schotterauflage verlegt, parallel dazu die Oberleitung errichtet. Somit kann man den Aufnahmezeitpunkt auf Sommer (reifer Getreideacker!) 1906 eingrenzen.
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert erreicht die Ausdehnung der Kinsel’schen Besitzungen in Maria Schnee ihren Höhepunkt: Die Brüder Richard und Franz Kinsele, Söhne von Alois und Enkel von Franz Sales, lösen ihre Geschwister am Eigentum der Villa ab und erweiteren ihren Besitz an dem Platzl vor dem Haus.
Abb. 1: Ex Libris von Anton Kinsele; er liegt auf der Wiese vor dem heute noch bestehenden Pavillon im so genannten Wegerpark. Die Zeichnung stammt von seiner Cousine Eleonore (Lore) Kinsele. 1920 trennen er und seine Schwester sich von diesem Besitz.
1866 ersteigert Richard Kinsele das angebaute, ältere Sommerfrischhaus von Maria Schnee (wir heißen es immer noch Wegerhaus) und verkauft 1873 an den Bruder Franz seinen Anteil an der Villa Kinsele. Aus dieser Zeit dürfte auch die Tür stammen, welche die beiden Villen direkt verband und wir, inzwischen zugemauert, vorgefunden haben. Das Sommerrefugium, dessen Eigentümer vormals die Familien Menz, Grätzl und Kofler waren, vererbt Richard an seine beiden Kinder Anton und Franziska (Fanny). Diese, beide kinderlos, verkaufen es 1920 an die Familie Weger. Eine weitere Erweiterung erfährt die Villa Kinsele 1880, als Franz auch die untere Wiese samt Gemüsegarten erwirbt. Wann die obere Wiese dazukam, weiß ich noch nicht, 1866 scheint sie noch dem Doppelbauern gehört zu haben, siehe Hinweis in Abbildung 2.
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