Fenster in die Vergangenheit (6)

Die Restaurierung der bemalten Decken

Abb. 1: Frau Karin Zigerle retuschiert kleine Fehlstellen.

Die vorgefundenen Deckenmalereien sind nicht überall gleich gut erhalten. Die vor etwa 150 Jahren eingezogenen zweiten Decken darunter haben die darüber liegenden Malereien an sich gut konserviert, waren aber zu diesem Zeitpunkt in ihrer Gesamtheit schon renovierungsbedürftig. Vielleicht war der damit verbundene finanzielle Aufwand neben der sich ändernden Mode der ausschlaggebende Grund für die Verhüllung, wer weiß?

Abb. 2. Mitarbieter der Firma Zingerle beim Reinigen der Balkendecke.

Am Gang hat sich die Nähe zu Küche mit ihrem früher offenen Herd sehr nachteilig ausgewirkt. Über die Jahre hat der Rauch die Bemalung mit Ruß so stark überzogen, dass sich die Deckenbemalung bei der Küchentüre uns total schwarz gezeigt hat. Überall, aber hauptsächlich im Ergeschoss mit zunehmender Nähe zur Küche haben zudem unzählige kleine Fliegenschisse die Abbildungen verschmutzt. Die organische Basis der Farben hatte die Insekten angelockt.

Vorher Nachher

Abb. 3: Anfänglich glaubte niemand, dass dieses extrem verußte Teil noch zu retten sei. Das Ablösen der Schmutzschicht mit Hilfe eines speziellen Gels hat aber Wunder gewirkt.


In der vorderen Stube hingegen ist die Farbenpracht beeindruckend intakt geblieben. Schade nur, dass drei der bemalten Balken beim Einziehen der Decke an der Unterseite komplett abgehobelt wurden. In der dahinter liegenden Schlafkammer entdeckten wir die gleichen Bilder und der Konservierungsszustand war, dort wo die Decke unverändert geblieben ist, ähnlich gut. Leider ist aber nur noch die Hälfte davon erhalten geblieben. Denn als in den 1950er Jahren genau darüber ein Bad eingebaut wurde, ersetzte man die bemalten Bretter durch tiefergelegte Zwischenböden, um Platz für die Wasser- und Abwasserleitungen zu schaffen. Dementsprechend leicht fiel uns die Entscheidung, in Einklang mit der Meinung des Denkmalamtes dort mit eine Decke aus Gispkarton die Reste schonend zu verdecken.

Abb. 4: In der hinteren Kammer ist die Hälfte der Balkendecke in den 50er Jahren leider zerstört worden. Die bemalten Bretter wurden entfernt und Fehlböden eingesetzt um Platz für die Leitungen des neuen Bades zu machen.

Die vorgefunden Spuren eine Bemalung der Bretter unter der Dachbodenstiege im gleichen Stil sind ein weiteres Zeugnis für den ausgeprägten spätbarocken Wunsch nach umfassender farbiger Pracht. Nachdem dort aber der Kalk direkt auf dem Farbanstrich aufgebracht wurde, sind sie für eine Restaurierung zu sehr beschädigt. Es wäre dann wohl eher eine Rekonstruktion geworden.

Abb. 5: Sogar die Dachbodenstiege bekam an ihrer Unterseite einen üppigen barocken Farbanstrich. Leider mussten wir hier den Verputz wieder vervollständigen, die chemische Zersetzung der Pigmente ist zu sehr fortgeschritten.

Im Flur des Obergeschosses ist die Deckenmalerei über die Jahrhunderte immer sichtbar und sehr gut erhalten geblieben. Sie ist rußfrei und auch die Verschmutzung durch Fliegenexkremente ist hier deutlich geringer. Aus diesem Grund und weil dieser Bereich nie gestalterisch verändert wurde, kamen die früheren Besitzer wohl nicht in Versuchung, die Malereien zu verdecken. Diese für jeden Besucher sichtbaren Malereien machen die Villa Kinsele eindeutig der historischen Oberbozner Sommerfrische zuordenbar und sind auch ein wesentlicher Teil der denkmalpflegerischen Unterschutzstellung.

Abb. 6: Vorbeugend werden vor Beginn der eigentlichen Arbeiten die unverrückbaren Gegenstände abgedeckt. Wir befinden uns in der vorderen Stube. Links oben sieht man die Balken, die abgehobelt wurden als der Einbau der unteren Decke anstand.

Mit der Restaurierung wurde die Firma Zingerle Restaurieungen aus Percha beauftragt. Seit nunmehr zwei Wochen ist sie in der Villa Kinsele tätig. Die Hauptaufgabe besteht darin, die bemalten Balkendecken zu reinigen und kleinere Fehlstellen zu ergänzen. Dort, wo die originalen Bretter verloren gegangen sind, wird nur die Grundfarbe aufgetragen. Glücklicherweise sind diese Flächen klein und wenig einsichtig. Nicht zuletzt sind auch sie Zeugen einer Zeit, wenn auch nicht einer Epoche großen Respekts gegenüber dem Vergangenen.

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