Ansichtskarte der Woche (5)

Abb 1: “Assunta del Renòn m. 1193” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).

Der Fotograf steht in der Nähe des Friedhofeingangs und fotografiert nach Nordwesten. Das Hauptmotiv ist die Kirche Maria Himmelfahrt in Oberbozen. Rechts ist noch ein Teil des Frühmesserhauses zu sehen. Sie wurde 1669 erbaut, 1791 erweitert und ist die Nachfolgekirche der weiter entfernten, auf einem markanten Hügel befindlichen Kirche St. Georg und Jakob. Maria Einsiedeln, St. Magdalena und auch Maria Schnee, letztere bis 1866 sind bzw. waren hingegen private Gotteshäuser.

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Spuren der Rittnerbahn

Von wem waren die Grundstücke und was ist geblieben?

Die Geschichte der Bergbahn, die von 1907 bis 1966 den Bozner Waltherplatz mit dem heutigen Rittener Hauptort Klobenstein verband, ist bereits intensiv erforscht worden. Obwohl sie vor fast 60 Jahren durch eine Seilbahn und eine Straße ersetzt wurde, ist das Interesse an ihr nach wie vor groß. Die Tatsache, dass sie eine ingenieurtechnische Meisterleistung darstellt und gleichzeitig eine Technik verkörpert, die sich der Landschaft anpasst und nicht mit auffälligen Kunstbauten brachial über sie hinweggeht sowie dem weit verbreiteten Bedürfnis nach Entschleunigung entgegenkommt, weckt verständlicherweise nicht nur Interesse sondern bei Eisenbahninteressierten auch Sehnsüchte.

Abb. 1: 22. Juli 1956. Meine Eltern wurden gerade in der Kirche Maria Himmelfahrt getraut und begeben sich mit den Hochzeitsgästen zu Fuß in das Hotel Holzner. Kurz vor dem Doppelbauer (Hotel Viktoria) werden sie von einem Richtung Klobenstein fahrenden Zug überholt. Von den gezogenen Beiwägen mit ihren kennzeichnenden offenen Plattformen ist leider kein einziger übrig geblieben (Sammlung Kobler).

Dass diese Wahrnehmung zu einem guten Teil einer verklärten Erinnerung geschuldet ist, sei an dieser Stelle auch angemerkt: Jeder, der nicht als Tourist unterwegs ist, weiß es heute nämlich zu schätzen, dass gegenüber den früheren neun täglichen Fahrten zu je 55 Minuten das Rittner Hochplateau heute im 4-Minuten-Rhythmus nach nur 12 Minuten Fahrzeit erklommen wird.

Abb. 2: Eines der häufigsten Motive bei Ansichtskarten über die Rittnerbahn. Ein bergfahrender Zug oberhalb von St.Magdalena bestehend aus Schublock, einem vierachsigen Personentriebwagen und einem offenen Güterwaggon für den Warentransport. Im Hintergrund die sich in diesen Jahren stark ausdehnende Stadt (Ansichtskarte aus der Zwischenkriegszeit, “BOLZANO – Ferrovia del Renon”, Sammlung Kobler)
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Ansichtskarte der Woche (4)

Der Photograph befindet sich in der Nähe des Oberbozner Schießstandes und hat sein Gerät Richtung Osten gerichtet. Vor ihm der Weiler St. Magdalena: rechts das Amonn-Haus, danach jenes der Grabmayr mit dem namensgebenden Kirchlein, links der Stadel des Karlerbauern. Ganz links lugt ein kleiner Teil des Glauberhause hervor. Das sonst immer die Aufnahmen dominierende Braitenberghaus ist von der Lärche im Vordergrund verdeckt. Jenes der Grabmayr ist übrigens das älteste Sommerfrischhaus Oberbozens, es wurde zwischen 1606 und 1611 von Hans Balthasar Heisserer errichtet.

Diese und andere Ansichtskarten vom Ritten sind in der Anfangszeit von der Rittnerbahn-Gesellschaft selbst herausgegeben worden. Ziel war es, den Ritten touristisch zu entwickeln und damit auch steigende Fahrgastzahlen zu generieren. Wenn es nur ging, wurden die Aufnahmen immer gegen Osten gemacht, um den beeindruckenden Schlern mit auf dem Bild zu haben.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Fränzl, Lorenz (Anfang 20. Jh.). Rittnerbahn. Oberbozen. Villenpartie gegen den Schlern. [Ansichtskarte].
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Der Fund des Jahres!

Diese Ansichtskarte (Abb. 1) konnte ich online zum Ausrufepreis ersteigern, niemand sonst aus Sammlerkreisen hat sich nach über einem Monat, wo sie ausgestellt war, dafür interessiert. Jetzt bin ich überglücklich, denn seit Beginn meiner Recherchen war da so ein großer, weißer Fleck in der bildlichen Darstellung der Siedlungsgeschichte von Maria Schnee.

Abb. 1: Das Zentrum von Maria Schnee in Oberbozen, dargestellt auf einer ungereisten Ansichtskarte aus dem Verlag J.F. Amonn, welche den Stempel “Hôtel Oberbozen am Ritten bei Bozen, Tirol, 1200 m. ü. d. M.” trägt.

Schon bald hatte ich bei den Nachforschungen zum Ortsteil Maria Schnee herausbekommen, dass der Unter- wie der Oberhofer ihre Stadel mitten im späteren Dorfzentrum hatten. Die Inhalte des Grundbuchs und die Mappen des Franziszeische Kataster (Abb. 2) bezeugten dies eindeutig.

Abb. 2: Ausschnitt aus der Franziszeischen Katastermappe von 1858. Die schwarzen Pfeile zeigen auf die Wirtschaftsgebäude der beiden Höfe. Zur Orientierung: Die blau gezeichnete Parzelle 3201 rechts oben stellt den bis in die 2000er Jahre existierenden Dorfweiher dar, der Wegeverlauf ist identisch zu heute und das dunkelrot dargestellte Gebäude ganz links ist die Maria-Schnee-Kirche.
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Ansichtskarte der Woche (3)

Maria Schnee vom Westen her, dort wo heute das Malinovskihaus steht, fotografiert, auch damit die fotogene Rosengartengruppe mit auf die Glasplatte gebannt wird. Ganz links erkennt man den Gartenpavillon im Wegerpark, nach rechts zunächst die Kirche Maria Schnee, die Villa Kinsele, das Wohngebäude des Unterhofers (später Hotel Hofer, Hotel Friedl und zuletzt Hotel Post) und ganz zum Schluss jenes des Doppelbauern (zuletzt Hotel Viktoria) mit einen kleinen Teil des Stadeldaches. Auf seiner Nordseite steht eine mächtige Lärche, welche sogar in der Literatur Hans v. Hoffensthals Eingang gefunden hat: “… zunächst den paar Häusern von Maria Schnee, Luisl’s Vaterhaus, neben dem die kleine Kirche hockte, die Höfe vom Doppelbauer und vom Hofer, dieser mit ein paar zausigen Albern, jener mit einer alten Lärche, jeder aber mit einer von moosigem Stroh bedachten Scheune. …”

Eine sehr frühe Aufnahme, mindestens ein Jahrzehnt vor der Eröffnung der Rittnerbahn, als die Welt in Oberbozen laut obigen Autor noch in Ordnung war. Als Basis meiner Zeiteinschätzung dient die Beobachtung, dass unser Haus noch nicht den Außenkamin aufweist, der notwendig wurde, als Franz Kinsele Ende der 1890er Jahre einen Kachelofen in der hinteren Kammer einbauen ließ. Ein weiteres Indiz für die vortouristische Zeit ist das weitgehende Fehlen von Zäunen. Die mit dem Bahnbau einsetzende Parzellierung der Grundstücke für den Bau der Villen hat noch nicht stattgefunden, in Maria Schnee sind die Grundstücke noch fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt und auf den Unterhofer, den Oberhofer und dem Doppelbauer aufgeteilt. Auf der rechten Hälfte ist eine Acker sichtbar; im Mittelgebirge dominierte nämlich im Gegensatz zu heute der Getreideanbau, das Landschaftsbild war entsprechend vielfältiger. Vergrößert man das Bild, so erkennt man vor dem Kirchlein das große, noch frei stehende Wegkreuz und einen Weg, den Beginn des heutigen Sommerfrischweges Richtung St. Magdalena und Maria Himmelfahrt.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Anonym (Anfang 20. Jh.). Ritten, Tirol: Maria Schnee mit dem Rosengarten [Ansichtskarte].
Hoffensthal, Hans von (1914). Marion Flora. Berlin: Fleischel.

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Fenster in die Vergangenheit (6)

Die Restaurierung der bemalten Decken

Abb. 1: Frau Karin Zigerle retuschiert kleine Fehlstellen.

Die vorgefundenen Deckenmalereien sind nicht überall gleich gut erhalten. Die vor etwa 150 Jahren eingezogenen zweiten Decken darunter haben die darüber liegenden Malereien an sich gut konserviert, waren aber zu diesem Zeitpunkt in ihrer Gesamtheit schon renovierungsbedürftig. Vielleicht war der damit verbundene finanzielle Aufwand neben der sich ändernden Mode der ausschlaggebende Grund für die Verhüllung, wer weiß?

Abb. 2. Mitarbieter der Firma Zingerle beim Reinigen der Balkendecke.
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Ansichtskarte der Woche (2)

Eine kolorierte Photographie aus den Jahren der vorletzten Jahrhundertwende. Der Fotograph hat im Rücken die heutige Gelf-Villa und fotografiert Richtung Osten, ganz rechts im Vordergrund ist das Schlernmassiv zu sehen.

Die Gebäude, beginnend von rechts, sind: der Stadel des Doppelbauern, das Wohngbäude, letztlich Hotel Viktoria ist dahinter nicht sichtbar, dann die Westseite des Unterhofers (heute Hotel Post), dann, etwas näher zum Betrachter, ein Nebengebäude des Doppelbauers, in dem – so hörte ich es – das Baubüro der Rittnerbahn untergebracht war, das Kirchlein Maria Schnee (die Villa Kinsele ist hinter den damaligen Kastanienbäumen versteckt), ganz links, zuletzt, eines der beiden von Edmund von Zallinger erbauten Häuser, welche als Lungenheilanstalten gedient haben sollten.

Rechts im Bild sieht man nicht nur den Fahr- und den Fußweg, wie er auch heute noch vorhanden ist, sondern links davon auch eine weitere Trasse. Sofern das Bild nicht retuschiert wurde, müsste das der Unterbau der im Bau befindlichen Rittnerbahn sein. Darauf wurden danach die Geleise samt Schotterauflage verlegt, parallel dazu die Oberleitung errichtet. Somit kann man den Aufnahmezeitpunkt auf Sommer (reifer Getreideacker!) 1906 eingrenzen.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Anonym (Anfang 20. Jh.). Maria Schnee in Ober-Bozen (1193) am Ritten [Ansichtskarte koloriert].
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Höhepunkt und Niedergang der Villa Kinsele

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert erreicht die Ausdehnung der Kinsel’schen Besitzungen in Maria Schnee ihren Höhepunkt: Die Brüder Richard und Franz Kinsele, Söhne von Alois und Enkel von Franz Sales, lösen ihre Geschwister am Eigentum der Villa ab und erweiteren ihren Besitz an dem Platzl vor dem Haus.

Abb. 1: Ex Libris von Anton Kinsele; er liegt auf der Wiese vor dem heute noch bestehenden Pavillon im so genannten Wegerpark. Die Zeichnung stammt von seiner Cousine Eleonore (Lore) Kinsele. 1920 trennen er und seine Schwester sich von diesem Besitz.

1866 ersteigert Richard Kinsele das angebaute, ältere Sommerfrischhaus von Maria Schnee (wir heißen es immer noch Wegerhaus) und verkauft 1873 an den Bruder Franz seinen Anteil an der Villa Kinsele. Aus dieser Zeit dürfte auch die Tür stammen, welche die beiden Villen direkt verband und wir, inzwischen zugemauert, vorgefunden haben. Das Sommerrefugium, dessen Eigentümer vormals die Familien Menz, Grätzl und Kofler waren, vererbt Richard an seine beiden Kinder Anton und Franziska (Fanny). Diese, beide kinderlos, verkaufen es 1920 an die Familie Weger. Eine weitere Erweiterung erfährt die Villa Kinsele 1880, als Franz auch die untere Wiese samt Gemüsegarten erwirbt. Wann die obere Wiese dazukam, weiß ich noch nicht, 1866 scheint sie noch dem Doppelbauern gehört zu haben, siehe Hinweis in Abbildung 2.

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Unvermutete enthemmte Polarisierung

Abb. 1: Der Titel der besprochenen Publikation.

Sogenannter “Beifang”, das heißt Erkenntnisse, welche von den eigentlichen Zielen abweichen, ist bei den historischen Recherchen unvermeidlich. Wenn man der Versuchung standhält, sich in der Breite zu verlieren, kann wirklich wertvolles Unvermutetes zu Tage treten. Bei meinen Nachforschungen zu Anton Kinsele fand ich letztlich in der volkskundlichen Zeitschrift “Der Schlern” einen Beitrag über die mir bis dahin unbekannten Bozner Studentenkrawalle von 1908, wo der Bozner Rechtsanwalt und Gemeindepolitiker eine unrühmliche Rolle gespielt haben soll.

“Sie [die Episode] könnte mit Schmunzeln übergangen werden, wenn sie nicht ein bestürzendes Maß von Intoleranz und Gewaltbereitschft enthüllte, das auch in gebildeten liberalen Kreisen im Österreich vor dem Ersten Weltkrieg im Allgemeinen und in der Handelsstadt Bozen im Besonderen vorhanden war, und wenn sie nicht bereits die für den Bestand der Monarchie verderbliche Verbreitung eines alldeutschen Denkens in den letzten Jahren des Vielvölkerstaates bewiese.”

Der Autor, der leider schon verstorbene Rainer Seberich, zeigt anhand verschiedener Zeitungsausschnitte, wie das politische Couleur der Schreibenden die Ereignisse unterschiedlich darstellen lässt. Sehr aufschlussreich für das damalige Politikverständnis ist auch der Bericht über die den Ereignissen folgende Landtagsdebatte. Bemerkenswert finde ich, dass damals – wir wissen, dass die Monarchie in dieser Zeit immer mehr nationalen Spannungen und auch gewalttätigen Entladungen ausgesetzt war – man auch innerhalb derselben Volksgruppen gar nicht zimperlich war. Eine unvermutete Parallele zur heutigen Zeit, in der sich die westlichen Gesellschaften immer mehr polarisieren, in den sogenannten sozialen” Netzwerken aufeinander eingedroschen wird und die Grenzen des Sagbaren immer weiter verschoben werden? Ein Unterschied könnte sein, dass die oben genannten Auseinandersetzungen eine kleine Elite als Akteure hatten, während das heutige Internet der breiten Masse die leider allzu oft genutzte Möglichkeit gibt, sich verbal aggressiv zu verhalten, meinte der Historiker Hans Heiss, als ich ihm von diesem Fund und meiner Verwunderung erzählte.

Der sehr lesenswerte Beitrag, der übrigens die Bozner Ereignisse auch in den gesamtösterreichischen Kontext der späten Habsburgermonarchie politisch verortet, kann hier zur Gänze heruntergeladen werden. Der Verlagsanstalt Athesia sei für die Bereitstellung gedankt.

Abb. 2: Die Bozner Bürgersäle, nach Kriegsende abgerissen. Der jetzige Verdiplatz, früher Viehmarktplatz genannt, war, wie man sieht, schon einmal einladender (Bildschirmfoto aus “Schauspielorte in Bozen).

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

Seberich, Rainer (2011). Der Bozner Studentenkrawall am 26. September 1908. In: Der Schlern, 85(3), 4–17.
(N.d.). Schauspielorte in Bozen.
Retrieved February 8, 2025, from https://www.fondazioneteatro.bolzano.it/ausstellung-online/?lang=de
Heiss, H. (2025). Mündliche Mitteilung.

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Ansichtskarte der Woche (1)

Es handelt sich um ein älteres Exemplar meiner kleinen Sammlung, das Foto könnte vor dem Bau der Rittnerbahn entstanden sein. Der Aufnahmeort dürfte ein Balkon des Doppelbauern (heute als Hotels Viktoria bekannt) sein. Der Blick geht nach Südosten zu den Dolomiten. Links erkennt man in der Ferne Teile des Rosengartenmassivs, rechts den Latemar. Der bewaldete Bergrücken beginnt links beim Wolfsgrubnersee und endet rechts mit dem Signater Kopf. Im Vordergrund ein Teil der Hoferbreiten mit einem pflügenden Ochsengespann am linken Bildrand. Etwas rechts davon, wo der helle Feldweg dem Zaun in der Mitte am nächsten ist, steht heute ungefähr die erste Stütze der Seilbahn. Die Schupfe weiter hinten existiert nicht mehr.
Das Anklicken des Bildes bewirkt wie (fast) immer die Vergrößerung der Abbildung.

In diesem Beitrag verwendete Literatur- und Bildquellen:

J.F. Amonn (Anfang 20. Jh.). Aussicht auf die Dolomiten [Ansichtskarte].
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