Ursprüngliches Ziel: Das Rittnerhorn

Abb. 1: Das Rittnerhorn, von unterhalb der Sschwarzseespitze aus gesehen.

Selbst unter ausgesprochenen Rittnerbahn-Freunden ist wenig bekannt, dass die Rittnerbahn ursprünglich für das Rittnerhorn geplant war, und zwar als reine touristische Zubringerbahn. Die von Bozen ausgehende Trasse hätte über Unterinn und Klobenstein den einzigartigen Aussichtsgipfel erreichen sollen. Damit hätte sich der siebenstündige Fußmarsch von der Stadt aus auf eine zweistündige Bahnfahrt reduziert. Technische Probleme anfänglich (für den damals üblichen Kohle-Dampf-Betrieb war die Strecke zu lang) und finanzielle Schwierigkeiten später (es wurde den Investoren vorgetäuscht, dass die Strecke sogar nur bis zum Bahnhof Oberbozen gebaut würde) brachten es mit sich, dass das Vorhaben schlussendlich wesentlich kleiner ausfiel. Zudem sollte die ursprüngliche “Vergnügungsbahn” aus wirtschaftlichen Gründen einer breiteren Nutzung zugeführt werden, was mit der Zeit auch gelang.

1890 wurde das erste Mal in den Zeitungen über das ambitionierte Vorhaben geschrieben, und zwar in der Bozner Zeitung und den Tiroler Stimmen, jeweils am 17. Februar. Eine erste ausführliche, überaus positive Berichterstattung erfuhr das Projekt schon am Tag darauf, und zwar in der in Wien erscheinenden Neue Freie Presse, “führendes Blatt der Habsburgermonarchie, das insbesondere vom liberalen Bildungsbürgertum gelesen wurde.” (Wikipedia). Kein schlechtes Omen! Trotzdem sollten noch siebzehn Jahre bis zur Fertigstellung, noch dazu in reduzierter Form, ins Land gehen.

Abb. 2: Der Kopf der Tageszeitung “Neue Frei Presse” am 18.2.1890
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Englische Jagdszenen in Oberbozen: Die Maler

Abb. 1: “Die Jagd auf den Fasanen”

Wie schon in einem vorigen Posting berichtet, gehört zur Villa Kinsele einiges aus dem ausgehendem 18. Jahrhundert stammendes Mobiliar. So auch eine Serie von Kupferstichen, welche hinsichtlich der Sujets wie der Bilderrahmen auf diese Epoche verweisen. Nachdem ich auch von anderen Bewohnern historischer Sommerfrischhäuser gehört habe, dass sie ebenfalls ähnliche Kupferstiche, sogar in bedeutenderer Anzahl, besitzen, kann man das wirklich als ein in diesen Kreisen verbreitetes Modephänomen bezeichnen. Die Jagd, als eine in der Natur betriebene, beliebte, aber dem Adel vorbehaltene Sportart, war deshalb ein lohnendes Thema.

Abb. 2 bis 7: Die vorgefundene Kupferstiche zum Thema Jagd. Das Anklicken vergrößert die Abbildungsserie.

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Villa Kinsele im Herbst

Grün, gelb und blau, das sind die Farben, welche momentan, an diesen wunderschönen Herbsttagen der ersten Oktoberhälfte am Ritten über alles herrschen. Der Morgen ist kalt, aber nicht frostig, zur Tageshälfte kann man angenehm im Freien zu Mittag essen, kaum ist die Sonne weg, wird es schnell kühl, die Tage sind merklich kürzer geworden. Fein, dass im Inneren des Hauses dann die neue Fußbodenheizung für angenehme Wärme sorgt. Und Kastanienherzen gibt es auch schon.

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren laß die Winde los
.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.


Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


Rainer Maria Rilke (1875 bis 1926)

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Ansichtskarten der Woche (14)

Von der Villa Meßmer zum Gloriette Guesthouse

Abb. 1: “Station Oberbozen m. Rosengartengruppe” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Links im Vordergrund die Westseite der Villa Meßmer. Die im Vordergrund ersichtlichen Flächen des späteren Parks des Hotel Hofer/Friedl/Post werden noch landwirtschaftlich genutzt. Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.

Selbst den meisten Ritten-Kennern wird der Name „Villa Meßmer” nichts sagen. Tatsächlich trug die Villa diesen Namen nur ganz kurz. Zudem konnte sie ihre ursprüngliche Form und Zweckbestimmung nur für kurze Zeit behalten. Sie war eine jener Villen – in Aussicht gestellt wurden laut Zeitungsberichten 200 (!) –, welche in der ersten Zeit um und nach dem Bau der Rittnerbahn hochgezogen wurden (Abb. 2). Der Bauherr war Dr. Heinrich (Heinz) Meßmer, ein rühriger Bozner Zahnarzt.

Abb. 2: Auszüge aus dem Grundbuch. “Maria Schnee – BP. 1161 – Wohnhaus Nr. 75 Oberbozen”.

Geboren wurde er im oberösterreichischen Freistadt, wuchs aber in Bozen auf, wo der zweite Mann seiner Mutter, Dr. Franz v. Zallinger, eine Zahnarztpraxis führte. Nach seiner Promotion zum Doktor der Gesamten Heilkunde war er in verschiedenen Teilen der österreichischen Monarchie tätig, bis er sich 1901 als Zahnarzt in Bozen niederließ. Er war stark im Musik- und Gesellschaftsleben der Stadt eingebunden, man findet zahlreiche Zeitungsmeldungen aus der Zeit, wo über ihn als Sänger, Liedtexter, Konzertveranstalter, Ballorganisator usw. berichtet wird. Auch wurde er 1902 in den ersten Vorstand des gerade gegründeten “Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Bozen und Umgebung” gewählt. Trotzdem zieht er schon 1908 nach Wien, seine neue Villa am Ritten hatte er also nur kurz bewohnt. Er verkauft sie schließlich 1910 an Hans Holzner, der kurz davor das Hotel Oberbozen gepachtet und kurze Zeit später käuflich erwerben sollte (Abb. 3).

Abb. 3: Auszüge aus dem Grundbuch. “Dr. Heinrich Meßmer” “Hans Holzner”.
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Villa Kinsele August 2025

Ein Herr im dunklen Anzug, mit Vollbart und schwarz gerandeter Brille, posiert schmunzelnd vor einem stattlichen Haus. Ein paar Meter entfernt seine Frau – auffällig schmale Taille, knöchellanger Rock, Steckfrisur – schwebend, auf Stelzen. Sie lächelt, scheint die hohe Position zu genießen.

Die beiden, die in einem heiteren Moment auf der Schwarz-Weiß Fotografie festgehalten worden sind, bezaubern die Besucher: innen, die in die geräumige Küche der Villa Kinsele geladen werden – und machen neugierig auf jene, die hier gewohnt haben, auf ihre Geschichten und den Geist, der durch die Räume weht. Der ist nicht so leicht zu fassen, in dreihundert Jahren brausen viele Windböen um den alten Turm der Maria-Schnee-Kirche. Aber es gibt jahrhundertealte Wandkästen in der Villa, schmiedeeiserne Schlösser, florale Fresken, robuste Truhen und im Dachboden sogar alte Schrankkoffer, die von Abschied und Alltag, von Reichtum und Moden, von Ehrgeiz, Schönheit und Handwerk, von Kunst und Vergänglichkeit erzählen. Gemütlich ist das Pfaffenzimmer, vielleicht entdeckt jemand den Hl. Donatus und die Frage, wie das Dienstmädchen heißt, das sich hinter der alten Täfelung mit einem Autogramm verewigt hat, kann der Gastgeber sicher auch beantworten.
Wer in der Villa Kinsele übernachten darf, schläft gut. Der Blick aus dem Schlafzimmer fällt auf hohe alte Bäume und markante Berge, einen kleinen Kirchturm, einen geheimnisvollen Gang, einen rot gestrichenen Balkon und auf Grün, das üppig durch den Sommer leuchtet.
Dieser Moment, an dem der Schlaf vorbeigezogen ist und ein neuer Tag anbricht, ist ein magischer – vor allem, wenn Entspannung und Leichtigkeit die Stuben und das Herz umgarnen: In diesem Haus werden viele in Glück den Tag beginnen!
Und wer genau lauscht, der vermag die Geheimnisse vielleicht zu hören und zu deuten: Der Frieden liegt im Augenblick. Nichts ist umsonst, nichts ist zufällig, nichts ist nur ein Wimpernschlag im Wind. Das, was wirklich bleibt, ist unsichtbar.
Unsichtbar wie der Reigen an Gefühlen in jener Frau mit Steckfrisur, in knöchellangem Rock und auffällig schmaler Taille, die schwebend auf Stelzen geht an einem Sommertag.

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Ansichtskarten der Woche (13)

Stein am Ritten

Abb. 1: “Castelpietra sul Renon col Sciliar”: Ansichtskarte aus der Zwischenkriegszeit.

Die Ruine der Burg Stein am Ritten befindet sich in Südtirol in der Gemeinde Ritten unterhalb von Siffian. Die wenigen imposanten Reste der Burgruine erheben sich auf einem isolierten Felskopf ober einer Schlucht, die vom Ritten ins untere Eisacktal abfällt. Vom ehemals mindestens vierstöckigen Palas stehen nur noch Süd- und Westwand, die Ringmauern der tiefer gelegenen Vorburg sind zum Großteil in die Tiefe gestürzt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Anlage von den Herren „de Lapide“ (zum Stein) erbaut, 1349 zerstört, danach wieder aufgebaut und im 17. Jahrhundert aufgelassen. Über lange Zeit fungierte die an wichtigen Sekundärverbindungen gelegene Burg als Gerichtssitz des Rittens. Im Auftrag der Tiroler Landesfürsten übten im 15. Jahrhundert Pflegrichter die Gerichtsbarkeit aus, so im Jahr 1417 der Bozener Adelige Ingenuin von Weineck als <phleger auf dem Stain>“.
(aus Wikipedia 2025)

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Louis-seize [lwi sɛːz oder Lui säz]

Von Versailles in die Tiroler Provinz

Der Louis-seize (auch: Louis XVI, vorrevolutionärer Klassizismus) ist eine Stilrichtung in der französischen und französisch beeinflussten europäischen Kunst und Architektur des 18. Jahrhunderts zwischen 1760 und 1790. Der Stil ist benannt nach dem französischen König Ludwig XVI. (Regierungszeit: 1774–1792).
(Aus Wikipedia)

Abb. 1: Wollen wir kurz auf dem Gang im 1. Stocke zwischen den Wohnungen “Lori” und “Johanna” verweilen?

Es ist nicht feststellbar, wem genau wir den reichhaltigen Bestand an Möbeln dieser Stilrichtung zuzuschreiben haben, ob dem Sohn des Erbauers der des Kinselehauses, dem späteren Bankrotteur Joseph Andre Lanner, oder dem 1779 nachfolgendem Ersteigerer der Immobilie, dem Emporkömmling Franz Sales Kinsele. Tatsache ist jedenfalls, dass die vermögenden Bozner Handelsherren gute bis beste Kontakte auch zur Welt außerhalb des “Land im Gebirge” hatten und ihren Reichtum nicht ungern mit Gegenständen à la mode zelebrierten.

Abb 2: Praxistauglichkeit ist keine Erfindung von heute: Der mit Intarsien verzierte Esstisch in der Wohnung “Johanna” ist ausziehbar. Die Stühle und das Canape stammen – leicht ersichtlich – aus der gleichen Zeit.
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Erschließung mit Bepflanzung abgeschlossen

Mit dem Setzen der Bäume längs der zusätzlichen Einfahrt, welche im Rahmen von kleineren Grenzverschiebungen mit dem südlichen Nachbarn gebaut wurde (ich berichtete), kann auch dieses Vorhaben als beendet betrachtet werden. Es stimmt, der Bretterzaun muss wieder montiert und ergänzt werden und mittelfristig wäre es sinnvoll, auch ein Gitter am Beginn der Rampe montieren zu lassen. Aber momentan will ich weitere Ausgaben vermeiden und die Benutzbarkeit ist ja so auch gegeben.

Abb 1: Blick vom südlichen Rand der oberen Wiese auf die Parkbucht und den Beginn der zusätzlichen, neuen Einfahrt. Im Vordergrund einer der neu gesetzten Linden.

Entlang der zur oberen Wiese führenden Rampe haben wir Bäume setzen lassen. Der tradierten Umgebung gemäß zwei Winterlinden (Tilia cordata) und zwei Rosskastanien. Bei letzteren fiel dieses Mal die Wahl auf rosa blühende Exemplare (Aesculus x carnea). Erstens aus ästhetischen Gründen und zweitens, – leider wichtiger – weil diese natürlichen Hybride resistent gegenüber der sich sehr stark ausgebreiteten Miniermotte (Cameraria ohridella) sind. Anfällig ist dieser natürliche Hybrid aber wie seine Gattungsgenossen auf den die Blattbräune der Rosskastanie verursachenden Pilz Guignardia aesculi.

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Ansichtskarten der Woche (12)

Der Baumpinkler von Wolfsgruben

Abb. 1: “Costalovara m. 1225 sul Renon – Wolfsgruben am Ritten” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.

Ritten-Kenner werden in Abbildung 1 sogleich das St.-Josef-Kirchlein des Weilers Wolfsgruben, kurz vor Oberbozen gelegen, erkannt haben. Wenn man die Ansichtskarte vergrößert, erkennt man den noch offenen Bach, der zum gleichnamigen See führt, einen Holzsteg darüber, einen Karrenweg und rechts, dem Zaun entlang, einen gepflegten Fußweg. Und wenn man besonders akkurat in die linke Ecke schaut (Abb. 2), kann man einen an der Lärche die dringende Notdurft verrichtenden Knaben erkennen. Wird er die Anwesenheit des Fotografen nicht bemerkt haben?

Abb. 2: Vergrößerter Ausschnitt aus Abbildung 1.

Und wie sieht die Situation heute aus? Ich habe letztlich probiert, das Foto nachzustellen (Abb. 3) , ein Unterfangen, das schon durch die vermutlich verschiedenen Brennweiten nicht erleichtert wird. Zudem ist es nicht einfach, den Aufnahmepunkt zu finden bzw. kann er auch gar nicht mehr zugänglich sein. Im Fall von Wolfsgruben hatte ich Glück, man kann die Bilder recht gut vergleichen.

Abb. 3: Das St.-Josef-Kichlein im Sommer 2025.

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Sommerfrische wie damals

Die elegant geschnitzten Röschen in der Stuben-Täfelung (siehe Beitrag „Fenster in die Vergangenheit 3“) waren nur ein Teil der optischen Genüsse, die wir in unserer Sommerfrische in der Villa Kinsele erleben durften: Eine wunderbar renovierte Stube, in der das Element Holz rundum für Behaglichkeit sorgt und eine moderne Küchenzeile den Kontrapunkt fürs Auge und die Praktikabilität im Alltag setzt. Der Blick aus dem Fenster fällt auf die großen jahrhundertealten Bäume mit ihren sattgrünen Blättern.
Unsere Wohnung “Johanna” liegt im oberen Stock und verfügt neben der getäfelten Stube über ein sehr geräumiges Schlafzimmer mit Balkon, Blick ins Grüne und auf die Kapelle Maria Schnee. Am liebsten würde man den ganzen Tag im Haus verbringen und das wahrlich historische Ambiente genießen, indem man das perfekt renovierte Stiegenhaus mit seinen geheimnisvollen Gemälden und alten Möbelstücken auch noch mit bewohnt. Eigentlich ist die Woche hier als Gast viel zu kurz geworden.
Ein kleiner Trost ist (und wer unsere Gastgeber kennt, weiß es): nicht nur jedes Stück und Element hier in der Villa Kinsele hat seine eigene Historie, sondern auch jeder Gast schreibt die Geschichte des Hauses in irgendeiner Weise ein kleines Stück weiter. Wir danken für diese Möglichkeit und die besondere gastliche Aufnahme und hoffen auf eine Fortsetzung der Geschichte irgendwann.

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Luglio a Villa Kinsele

Dal 1726 Villa Kinsele è il punto d’appoggio ideale per sfuggire alla calura estiva della città e godere dei bei paesaggi dell’altopiano del Renon.

Anche per noi, quasi 300 anni più tardi, non ha fatto eccezione: abbiamo passato una bella settimana nell’appartamento Johanna, che è stato recentemente restaurato da Armin e Monika. Svegliarsi con il cinguettare degli uccelli, fare colazione all’aperto con la bella vista sulle montagne, partire ogni giorno per un’avventura su un sentiero diverso, il tutto con pantaloni lunghi e felpa, è un bel regalo per questo periodo dell’anno.

L’esperienza nella casa è stata particolare: molto interessante il connubio tra tradizione e innovazione. I proprietari di casa hanno fatto un lavoro incredibile per riportare la struttura alla forma originaria del diciottesimo secolo. Tutto questo, tuttavia, senza privare gli ambienti interni dei comfort necessari. In questo modo viene a crearsi un piacevole contrasto tra antico e moderno, tradizione e innovazione, bellezza e praticità.

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Alte Villa im neuen Outfit

Über die Arbeiten von Alois Langgartner wurde hier schon öfters berichtet (1, 2, 3, 4), hat doch gerade die äußere und innere Farbgebung eines historischen Gebäudes nicht nur einen ästhetischen Wert, sondern ist auch ein wesentlicher Teil der Geschichte der Villa. Mit Alois Langgartner und seinen Mitarbeitern hatten wir ein tolles Team am Bau, das nicht nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl punktete – Alois und Andreas haben über Jahre in den Pescoller-Werkstätten gearbeitet – , sondern auch eine besondere Zuverlässigkeit an den Tag legte. Und was mir, auch bei anderen Handwerkern besonders gefiel: sie teilten gerne ihr Wissen mit mir, ich konnte viel in dieser Zeit von ihnen lernen. Anbei auch sein Restaurierungsbericht.

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Die Holzdecken der Villa Kinsele

Warum das warme Wasser neu erfinden? Warum nicht die Expertinnen und Experten selbst zu Wort kommen lassen? Anbei der reich bebilderte Bericht der Fa. Zingerle. Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass eine so gründliche und doch schonende Reinigung der extrem stark verrußten Malereien am Gang möglich war (ich berichtete). Ich kann diesen Betrieb nur weiterempfehlen, in jeder Hinsicht.

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À propos: Die Villa Freischütz in Meran

Abb. 1: Die Startseite des Internetauftritts der Villa Freischütz.

Das Hausmuseum Villa Freischütz in Meran musste meine Neugierde wecken. Wenn man sich, wie ich, mit dem Auf und Ab der Villa Kinsele und der involvierten Familien sowie den Veränderungen der Umgebung auseinandersetzt, dann kommt man um einen Besuch der Villa Freischütz nicht herum!

Wir hatten das große Glück, von Architektin Herta Waldner, der Präsidentin der Stiftung Navarini-Ugarte, welche das Museum leitet, durch das Haus geführt zu werden. Sie nahm sich viel Zeit dafür und erzählte so ausführlich wie leidenschaftlich von dem beeindruckenden, auf Ehrenamtlichkeit basierendem Projekt.

Abb. 2: Frau Herta Waldner, Präsidentin der Stiftung Navarini-Ugarte, mit den Fotos des ersten Eigentümers und der letzten Eigentümerin.
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Ansichtskarten der Woche (11)

“… das Pfarrdorf Lengmoos, das ansehnlichste im ganzen Gebirge,”

Abb. 1: “Lengmoos am Ritten. Tirol.” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.

Ein kolorierte Ansichtskarte, welche Lengmoos aus einer eher unüblichen Perspektive zeigt. Der Fotograf befindet sich im oberen Teil Klobensteins und schaut Richtung Osten. Dementsprechend sind im Hintergrund die Berge Grödens ersichtlich, der sonst so dominante Gebirgsstock des Schlerns ist vom bewaldeten Bergrücken in der rechten Hälfte des Bildes, dem Fennbühel, verdeckt. Lengmoos ist der älteste Teil des Rittens, der siedlungsmäßig von Bedeutung war, führte doch hier die Kaiserstraße vorbei. Sehr schön der für die damalige Zeit charakteristische Holzzaun. Wenn man genau schaut, sieht man eine ältere Person mit Bart am Wegesrand rasten. Über die älteste Sommerfrische am Rittner Berg habe ich schon seinerzeit was geschrieben.

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Autofreie Villa

Auf dass in Zukunft keine parkenden Autos mehr das Umfeld der historischen Villa stören, werden gerade am Rand der unteren Wiese drei Parkplätze errichtet. Sie werden über die Straße nach Maria Himmelfahrt erschlossen. Gleich daneben beginnt auch die zusätzliche Einfahrt auf unser Grundstück. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass sich in Zukunft die geparkten Autos in unmittelbarer Nähe zu einer im Winter geräumten Straße befinden, sodass man nach einem Schneefall ohne viel schaufeln zu müssen den Ort verlassen kann.

Abb. 1: Die Villa Kinsele von Süden. Im Vordergrund mittig die im Bau befindliche Parkbucht, links der Beginn des zusätzlichen Einfahrtsweges. Noch stehen keine Mauern.

Diese Arbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Nachbarn Erwin Mayr, der im vergangenen Herbst das alte Hotel Viktoria, einst das Wohngebäude des Doppelbauern, abgerissen hat und jetzt mit sehr ähnlichen Formen und Abmessungen wiedererrichten lässt. In diesen Tagen sollten die Natursteinmauern der Parkplatzbucht errichtet werden, danach folgt der eigentliche Bau des Anfahrtsweges, hinauf zur oberen Wiese.

Abb. 2: Verschiedene Phasen der Bauarbeiten.

Die ausführenden Betriebe sind die örtlichen Firmen RittnerBau und Unterhofer. Mit Ende Mai, so lautet der Zeitplan, müssten auch diese Arbeiten abgeschlossen sein.

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Ansichtskarten der Woche (10)

Rittner Erdpyramiden

Abb. 1: “Rittnerbahn. Oberbozen. Erdpyramide gegen das Mendelgebirge.” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm. Unter den Erdpyramiden die Rivelaunschlucht., im Hintergrund links der Kohlererberg, ganz hinten der Mendelzug mit dem verschneiten Roen.

Die Rittner Erdpyramiden sind ganz spezielle Gesteinsformationen, welche besonders in der Vergangenheit als ein Alleinstellungsmerkmal den Ritten bekannt gemacht haben. Jene bei Lengmoos sind besser zur Besichtigung erschlossen und auch deswegen bekannter, zu jenen in Oberbozen (Abb. 1) ist der Anmarsch länger und beschwerlicher, aber man kann sie recht gut auch von der Seilbahn aus sehen.

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Ansichtskarten der Woche (9)

Hotel Oberbozen, Holzner, Savoia, Holzner

Abb. 1: “Bahnhof Oberbozen mit Hotel Holzner” (Ansichtskarte, 20er Jahre). Das Klicken auf die Abbildung vergrößert wie immer deren Darstellung am Bildschirm.

Eine Ansichtskarte (Abb. 1) aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg: Das Hotel Oberbozen wurde schon zu Hotel Holzner umbenannt. Eine Garnitur der Rittnerbahn, kommend von Klobenstein, ist Richtung Bozen abfahrtsbereit. Der auch heute noch Hotel Holzner genannte Beherberungsbetrieb, der als Hotel Maria Schnee geplant und als Hotel Oberbozen eröffnet wurde, hat den gehobenen Tourismus am westlichen Rittner Plateau eingeleitet. Das Hotel hat hinsichtlich Lage, Größe und Ausstattung Maßstäbe gesetzt, weswegen dessen Abbildungen zahlreich in die Welt hinaus geschickt wurden. Man erkennt auch das hell getünchte Stationsgebäude und ganz links das Dach des Warenlagers der Bahn. Die sichtbaren Verkehrswege sind mit den heutigen ident, freilich waren die Beläge naturnäher, mit allen Vor- und Nachteilen. Zu der Zeit überwog der ländlicher Chrakter des Rittens noch stark. Letzlich ist gerade durch die harte Gestaltung des Riehl-Platzes, wie dieses Areal jetzt zu Ehren des Erbauers der Rittnerbahn heißt, die Stadt nochmals näher herangerückt.

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Das Geheimnis des Koffers

Abb. 1: Der braune, leere Lederkoffer mit den zahlreichen Aufklebern, welche auf mehrere Schiffsreisen nach Südostasien hinweisen.

Jahrzehnte verstaubte er (Abb. 1) auf dem Dachboden ohne groß beachtet zu werden; ein Beweis der Reisefreudigkeit der letzten Kinsele, nicht mehr, nahm ich an. Und lag falsch, sehr falsch. Denn mit dem Koffer ist eine große, aber traurige Geschichte verbunden. Schauen wir uns deshalb zunächst diesen Filmbericht an:

Abb. 2: “Schicksale jüdischer Familien“, eine wichtige und gut gemachte Dokumentation, welche der RAI Sender Südtirol ausgestrahlt hat. Wider dem Vergessen!

Kurz nach der Sendung habe ich Frau Adriana Viktoria Zanellato-Kraus telefonisch kontaktiert, 2024 dann auch besucht. Denn wenn sie schon in der Villa Pattis, in unmittelbarer Nähe zur Villa Kinsele aufgewachsen ist, dann könnte sie ja diesbezüglich auch über Informationen oder gar Bilder verfügen, welche mir noch unbekannt sind. Dabei war auch Frau Daniela Salvucci, eine Forscherin der Freien Universität Bozen, welche zu Bronisław Malinowski in Südtirol forscht. Und tatsächlich gibt es eine Verbindung zur Villa Kinsele: Die Pension Villa Pattis (Abb. 3), geführt von Luise und Hans Pattis, war als Herberge sehr beliebt – das noch existierende Gästebuch spricht Bände – aber sie war recht klein.

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Ansichtskarten der Woche (8)

Rudolf Alfred Höger, produktiver Maler des Rittens

Abb. 1: “Aus Ober-Bozen – R.A. Höger” (Ansichtskarte, Anfang 20. Jh.)

Rudolf Alfred Höger (1877 bis 1930) war ein österreichischer Genre- und Kriegsmaler. Dass er eine bestimmte Zeit am Ritten verbracht hat, bezeugen so um die zehn Landschaftsbilder von Lengmoos über Wolfsgruben bis Oberbozen, die als Ansichtskarten den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Den Ritten als Sujet muss er nach dem Bau der Rittnerbahn entdeckt haben, sind auf mehreren Exemplaren doch schon das Oberbozner Bahnhofsgebäude und das Hotel Oberbozen abgebildet. Es kann auch durchaus sein, dass er im Auftrag eines Ansichtskartenverlegers oder der örtlichen Tourismustreibenden gearbeitet hat.

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Bronisław Malinowski und die Villa Kinsele

In einem früheren Beitrag habe ich aufgezeigt, wie auf die Jahre des Aufschwungs der Villa Kinsele eine Periode des Niedergangs folgte. Ob der Grund dafür im mangelnden Interesse an der Sommerfrische von Seiten der Eigentümer oder – was plausibler ist – in einer Verschlechterung der finanziellen Situation zu suchen ist, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen.

Abb. 1: Annonce in den Bozner Nachrichten vom
31.1. und 7.2.1915.

Tatsache ist jedenfalls, dass die Familie Kinsele ihr Sommerhaus nicht mehr bewohnte und es ganzjährig zur Vermietung anbot (Abb. 1). Ob in all den Jahren bis zum Verkauf 1943 Mieter gefunden werden konnten und wer diese waren, wird nicht mehr zur Gänze ermittelbar sein. Von einer Familie wissen wir jedoch, dass sie das Haus bewohnte, denn die Eheleute waren die bedeutenden Wissenschaftler Bronisław Malinowski und seine erste Frau Elsie R. Masson.

Abb. 2: Das Bild zeigt die Familie Malkinovski auf dem Platzl vor der Villa Kinsele (Wayne 1995). Am rechten Bildrand sieht man den zweiten Kastanienbaum, der in den 20er- oder 30er Jahren entfernt wurde und einen kleinen Teil des Daches der Villa Amalia des Benedikt Pobitzer, welches die Malinowskis im Jahre 1923 erwerben werden .

Bronisław Malinowski (geboren 1884 in Krakau, gestorben 1942 in New Haven) gilt als einer der Begründer der modernen soziokulturellen Anthropologie, seine ethnographische Methode ist bis heute ein wichtiger Bezugspunkt. Man sagt, er sei für die Anthropologie das gewesen, was Freud für die Psychoanalyse war. Während seiner Studienaufenthalte in Ozeanien lernte er seine spätere Frau, die australische Journalistin Elsie Masson (geboren 1890 in Melbourne, gestorben 1935 in Natters), kennen, die ihren Mann nicht nur tatkräftig unterstützte, sondern auch eigenständige Studien betrieb (Salvucci 2021).

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Ansichtskarten der Woche (7)

Maria Schnee und der Latemar

Abb. 1: “Maria Schnee – Oberbozen gegen den Latemar (2864 m). Dolomiten. Tirol” (Kolorierte Ansichtskarte, Anfang 20. Jahrhundert).

Vor einer Woche habe ich Bilder vom Migler (Obermigler) gezeigt. Von dort aus, Richtung Südosten, wurde das Foto als Grundlage für diese kolorierte Ansichtskarte gemacht (Abb. 1). An Hand der ersichtlichen Bauwerke schätze ich, dass es in den ersten Jahren der Rittnerbahn entstanden ist. Man sieht nämlich von links nach rechts das Hotel Oberbozen/Holzner, ziemlich verdeckt die Villa Messmer (später vergrößert zu Villa Maria, Bergfink, Gloriette), die Bäckerei, den Rittnerhof, den Gebäudekomplex Baumgartner-Prock (noch unvollendet), das Haus Kofler (später Plankl). Hinter beiden letzteren kann man das helle Dach des Hotel Hofer (vormals Unterhofer, später Post) gerade noch erahnen. Das Maria-Schnee-Ensemble Kirche-Oberhofer-Wegerhaus-Kinselehaus ist hingen vollständig hinter den hohen Bäumen des Parks versteckt. Weiter rechts erkennt man an der Dachform wie immer sehr leicht die Villa Pattis (jetzt Pan) und darunter das Wohngebäude des Doppelbauern (später Hotel Viktoria).

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Ansichtskarten der Woche (6)

Der Obermigler

Abb. 1: “Renon pr. Bolzano – Vista sulle Alpi Centrali” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).

Das Foto der obigen Ansichtskarte wurde gegen Nordwesten aufgenommen. Ganz im Hintergrund kann man die schneebedeckten Ötztaler Alpen erkennen, weiter vorne der Bergrücken des Saltens und in der vordersten Ebene steht der Miglerhof, eigentlich, um genauer zu sein, der Obermigler. Das Wohnhaus weist ein schindelgedecktes Walmdach auf, eine Dachform, die auf dem Ritten früher bei den Wohngebäuden der Höfe sehr häufig anzutreffen war.

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Ansichtskarten der Woche (5)

Maria Himmelfahrt

Abb 1: “Assunta del Renòn m. 1193” (Ansichtskarte, Zwischenkriegszeit).

Der Fotograf steht in der Nähe des Friedhofeingangs und fotografiert nach Nordwesten. Das Hauptmotiv ist die Kirche Maria Himmelfahrt in Oberbozen. Rechts ist noch ein Teil des Frühmesserhauses zu sehen. Sie wurde 1669 erbaut, 1791 erweitert und ist die Nachfolgekirche der weiter entfernten, auf einem markanten Hügel befindlichen Kirche St. Georg und Jakob. Maria Einsiedeln, St. Magdalena und auch Maria Schnee, letztere bis 1866 sind bzw. waren hingegen private Gotteshäuser.

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